Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beth

Beth

Titel: Beth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
ihrer Welt, ihrer Wirklichkeit. Ihrer Zeit.
    Sie hatte die Schwelle zum magischen Korridor in den Ruinen Uruks übertreten. Wie schon einmal, vor mehr als zwei Jahren. Damals, um den Kerker der vampirischen Ur-Mutter aufzusuchen und sie daraus zu befreien. 4
    Doch Lilith erinnerte sich nicht daran. Was sie darüber wußte, hatte sie allein aus der EWIGEN CHRONIK erfahren, jenem Buch aus Menschenhaut, in dem mit Blut die andere, die geheime Geschichte dieser Welt niedergeschrieben worden war. Aber obwohl sie dieses Wissen quasi nur aus zweiter Hand erhalten hatte, spürte Lilith doch auf unbestimmbare Weise, daß das Betreten des Zeittunnels diesmal ganz anders war als damals.
    War es der Korridor selbst, der sich verändert hatte? Von draußen hatte er gewirkt wie ein Schlauch, der sich ins Nirgendwo wand und von purpurfarbenem Flackern durchdrungen war. Das strobo-skopartige Licht und die stete unmögliche Bewegung des Tunnels hatten in den Augen geschmerzt.
    Dennoch war Lilith eingetreten.
    Und jetzt, da sie sich darin befand, präsentierte sich der Korridor gänzlich anders als eben noch - erschreckend anders!
    Noch weniger als zuvor erinnerte er an einen Tunnel; vielmehr schien er zu einer ganz eigenen Welt geworden zu sein, deren Ende im Nirgendwo der Zeiten lag. Schwacher, flackernder Purpurschimmer tauchte alles in vage Helligkeit, wie das Licht einer sterbenden Sonne. Konturlose Schatten wie aus geronnener Nacht türmten sich um Lilith her, so weit ihr Blick reichte. Wahllos verstreuten Felstrümmern gleich reihten sie sich in die Endlosigkeit. Und in den Klüften dazwischen nistete unsichtbar etwas derart Fremdes, daß selbst Lilith, deren Seele vom Bösen vergiftet war, schauderte.
    Es ist fast so, dachte sie, als wäre dieser Tunnel etwas Lebendiges ... oder wenigstens doch von etwas wie abseitigem Leben erfüllt...
    Der Gedanke entsetzte sie auf einer tieferen Ebene ihres Bewußtseins. Instinktiv drehte Lilith sich um, wo die Gegenwart, ihre Realität lag - gleich dort, jenseits der Schwelle. Nur einen Schritt entfernt ... Sie brauchte ihn nur zu tun, diesen einen Schritt, und schon würden die alptraumhaften Eindrücke vergangen sein.
    Kann denn überhaupt irgend etwas vergehen, hier, im Korridor der Zeit? fragte sich Lilith, eher unbewußt denn wirklich interessiert. Oder ist alles ewig, unvergänglich im wörtlichen Sinne, was an diesem endlosen Ort je geschah, geschieht und geschehen wird?
    Die bloße Überlegung verursachte Lilith Schwindel, und ihr weiter zu folgen konnte nur in Verwirrung führen und mußte schließlich in Wahnsinn münden. Denn genau das war dieser Ort im Grunde -der schiere Wahnsinn! Eine Unmöglichkeit per se. Und doch war er. Schon immer. Und er würde ewig sein.
    Aufhören! schrie Lilith stumm in ihre rotierenden Gedanken. Als versuche jemand, mit bloßen Händen ein Karussell in rasender Fahrt zu stoppen, so langsam beruhigte sich ihr überbordendes Denken.
    Noch immer sah sie zurück, hinaus in die Vorkammer des Zeitkorridors. Doch sie beließ es beim Hinaussehen, kehrte nicht um, ging nicht zurück.
    Weil etwas sie im Tunnel hielt.
    Jemand .
    Nur - wer?
    Wessen Stimme hatte sie da eben gehört? Aus dem Nichts war sie zu ihr gedrungen, lautlos und doch machtvoll und dröhnend, als hallten die Worte aus unsichtbarem Munde zwischen den schattenhaften Dingen wider, die den Korridor in eine ebenso bizarre wie unheimliche Landschaft verwandelten.
    Lilith hatte gefragt, wer da zu ihr sprach - und eine Antwort erhal-ten, die nur noch mehr Fragen aufwarf. 5
    »Wie kannst du mich vergessen? Mich, die du hier vor langer Zeit geopfert hast...? Ich ... Allmächtiger, er kommt näher! Er hat mich gefunden! Gott sei meiner Seele gnädig ...«
    Lilith schauderte, als würde sie von eisigem Wind gestreift. Sie meinte die Antwort nicht wirklich gehört zu haben; vielmehr hatte sie die Worte - die letzten spürbar von Entsetzen und Panik erfüllt! - empfangen und empfand sie wie fremde Gedanken, die sich mit Macht zwischen ihre eigenen drängten.
    Aber - sie ergaben keinen Sinn! Nicht für Lilith jedenfalls. Nicht, solange sie nicht wußte, mit wem sie es zu tun hatte.
    »Wer bist du?« fragte sie deshalb noch einmal, eindringlicher diesmal, beinahe selbst schon flehend.
    Lilith lauschte dem Klang ihrer Stimme nach. Sie schien kaum zu tragen an diesem Ort. So urgewaltig die andere auch klang, ihre eigene schien von den dunklen Formationen ringsum regelrecht aufgesaugt zu werden.
    Doch Liliths

Weitere Kostenlose Bücher