Betoerendes Trugbild
offensichtlich wohne ich auch hier.“
Carrie schnitt eine Grimasse.
„Was machst du einem typischen Tag hier?“, fragte Samantha.
„Ich bin sozusagen der hauseigene Event-Planer. Scott findet, wenn er hier ist, immer einen Grund zum Feiern, Dinner geben oder Vernissage veranstalten. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er süchtig nach gesellschaftlichen Veranstaltungen ist.“
Samantha sah zu, wie Carrie unruhig durch die Küche tänzelte. „Du musst mir keine Gesellschaft leisten, der Kaffee hier reicht mir, bevor ich Scott zusammenfalte, was meinen Einzug hier betrifft. Vor der Party heute Abend hast du sicher eine Menge zu tun.“
Erleichtert murmelte Carrie: „Danke“, dann sauste sie aus der Küche. Erst jetzt bemerkte Sam, dass Carrie verschiedenfarbige Chucks trug, einen grünen und einen gelben. Sie lächelte noch immer darüber, als Scott zurückkehrte.
„So, das wäre auch geklärt und heute Abend gibt es doch ein Büffet.“
Sam schickte ihm einen bösen Blick und fragte: „Kannst du mir erklären, warum mein Gepäck hier aufgetaucht ist?“
„Sie haben es gesehen? Mist! Das sollte eigentlich eine Überraschung sein.“
Samantha behielt ihre finstere Miene bei, er sollte schließlich nicht wissen, dass er ihr damit in die Hände spielte. „Aber du kannst mich doch nicht einfach so übergehen.“
„Ich kann nicht auf deine Anwesenheit bei der Party verzichten, ich habe schon überall mit dir angegeben. Du hast gesagt, dass du dein Hotelzimmer nicht mehr sehen kannst und ich habe massig freie Räume. Siehst du nicht, dass es das Schicksal ist, das uns zusammengeführt hat?“
Sam hatte mühelos zum Du gewechselt, um ihm das Gefühl zu geben, dass ihre Beziehung bereits intimer wurde und schüttelte noch immer den Kopf. „Das kann ich einfach nicht annehmen. Ich habe jetzt zwar ein paar freie Tage – aber wir kennen uns doch kaum und dann hier alleine mit dir in dem großen Haus...“
Er griff nach ihrer Hand. „Ich bin harmlos und außerdem sind bestimmt gerade zehn Leute hier zu Besuch. Die Freundinnen meines Bruder, Carrie, mein Finanzberater Michael, ein Cousin, meine Tante und die beste Freundin meiner Mutter.“ Er grübelte, wer wohl noch im Haus wohnte und Samantha war entsetzt, dass er darüber nicht einmal den Überblick zu haben schien. Großes Haus hin oder her – man wusste doch, mit wem man unter einem Dach wohnte.
Sam gab vor, letzte Bedenken zu haben. „Aber nur bis morgen Abend. Dabei- Ach, ich habe nicht einmal etwas zum Anziehen für eine Cocktailparty dabei.“
„Geh einkaufen, nimm Carrie mit!“, forderte er sie auf. „Ich würde mitkommen, aber Michael lässt mich leider nicht aus seinen Klauen und will mit mir über Finanzen sprechen.“ Er schauderte, als wäre es etwas Schlimmes. Sam wusste auf den Cent genau, wie viel Geld und Vermögen sie besaß. Doch statt ihm ihre Vorbehalte mitzuteilen, lächelte sie sanft. „Du bist unverbesserlich, Scott. Bist du zu all deinen Gästen so, die du in Cafés aufliest?“
Er schüttelte den Kopf. „Nur zu den absolut hinreißendsten.“ Hinter ihm an der Wand hing ein Telefon, nach dem er jetzt griff. „Carrie, würdest du Samantha zum Shopping begleiten?“ Er hielt den Hörer von seinem Ohr weg. „Kein Grund, so zu kreischen.“
Nur wenige Sekunden später polterte Carrie die Treppe herunter und drückte Scott das Klemmbrett in die Hand. „Es ist alles fertig. Um vier werden die Blumen und das Essen gebracht, bis dahin bin ich zurück, okay? Ansonsten: Einfach die Tür aufmachen, es wissen eh alle Bescheid, was zu tun ist.“
Sie wartete Scotts Antwort gar nicht erst ab, sondern ging in den Flur und zählte bereits die Läden auf, die sie unbedingt sehen wollte. Samantha folgte ihr und freute sich schon darauf, die junge Angestellte auszuquetschen.
Sie waren bereits an der Tür, da rief Scott Carrie noch einmal zurück und sie betätigte den Autoschlüssel. „Der Ford da drüben ist meiner. Steig ruhig schon ein, aber ich fahre.“ Sie verschwand kurz und Sam nahm Platz.
Kurz darauf stieg Carrie ein und verkündete: „Ich habe die Kreditkarte und den Auftrag, dir ein fabelhaftes Outfit zu besorgen, das jeden Mann neidisch macht.“
Langsam fragte Samantha sich, ob es noch besser laufen konnte. Ihr Magen verkrampfte sich kurz. Es lief eigentlich überhaupt viel zu glatt. Konnte sie wirklich zu viel Glück haben? Dann ärgerte sie sich über sich selbst; sie klang ja
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