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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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Seine Augen lagen wieder auf ihren Beinen.
    „Niemals! Das ist doch nur Freizeitkleidung.“ Ganz nebenbei zupfte sie an ihrem Oberteil, ermöglichte Scott einen schnellen Blick auf den zarten Spitzenrand ihres BHs. Mit einem satten Dröhnen startete der Motor des Jaguars.  
    Samantha hasste es, nicht selbst zu fahren, aber wenigstens war Scott ein guter Fahrer und raste nicht hirnlos durch die Straßen. Sie strich über das Leder der Türverkleidung und fragte: „Ist das ein X150?“
    Überrascht warf Scott ihr einen Seitenblick zu. „Ja, in 4,8 Sekunden von Null auf Hundert.“ Sie spürte, wie er dahinschmolz bei der Vorstellung, dass sie sich mit Autos auskannte. Sie wartete auf die nächste Frage. Er hatte sich noch immer nicht erkundigt, was sie beruflich machte. Aber sie hatte es schon öfter erlebt, dass sich niemand für den Beruf interessierte, sobald man den Anschein erweckte, eine bestimmte Gehaltsgrenze überschritten zu haben.
    In solchen Kreisen zählte eher die Farbe der Kreditkarte. Kurzzeitig hatte Sam sich einmal die Mühe gemacht, an eine gefälschte schwarze MasterCard zu kommen. Die Verkäuferin im Louis Vuitton Shop hätte ihr beinahe die Füße geküsst, so sehr hatte sie sich überschlagen. Doch auf die sogenannten Freunde, die eine solche Kreditkarte mit sich brachte, konnte sie gut verzichten und so war sie die besagte Karte schnell wieder losgeworden. Meist benutzte sie das Platin-Modell, damit sie in die Flughafenlounges kam und ihre Ruhe hatte.
    „Kennen Sie sich mit Autos aus?“
    „Nur ein ganz kleines bisschen. Ich weiß, dass das Baby hier satte 510 PS hat.“
    Scott stöhnte leise. „Sam, ich muss Sie heiraten.“
    Sie lachte und sah aus dem Fenster, bewunderte die Häuser, Villen und Anwesen, die sich an die Berge schmiegten und sehnte sich gleichzeitig nach ihrem Zuhause. Nicht mehr lang, nicht mehr lang, beruhigte sie sich in Gedanken.
    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, doch es war glücklicherweise kein unangenehmes Schweigen.  
    Dieses Mal führte Scott sie in die Küche. „Die Terrasse wird leider gerade gereinigt. Aber ich könnte Ihnen auch einen Balkon im ersten Stock anbieten. Zum Pool kommen Sie gleich aber ohne Probleme.“ Wieder dieses Lächeln, das für eine Zahnpastawerbung noch zu leuchtend gewesen wäre.
    Sam sah sich in der auf Hochglanz polierten Küche um. Auf der Insel in der Mitte stand wieder ihre Scott-Tasse. Dieser füllte sie auch prompt mit Kaffee und reichte sie ihr.
    „Danke, ich finde die Küche voll und ganz ausreichend.“ Sie setzte sich auf einen der Hocker, die rund um die Kochinsel standen und legte ihre Hände um den Becher.
    „Scott?“ Eine eindeutig weibliche Stimme rief nach ihm.
    „In der Küche“, schrie er ebenso laut zurück. Kurz darauf tauchte eine junge Frau mit kurzen, feuerroten Haaren auf, ein Klemmbrett in der Hand. „Der Caterer macht schon wieder Ärger. Das ist schon das dritte Mal. Es ist aber angeblich etwas wegen der Bezahlung und er verlangt, mit dir zu sprechen.“ Sie hielt Scott das Telefon hin. Er warf einen entschuldigenden Blick zu Sam, die abwinkte und mit dem Kopf auf die Hand gestützt zusah, wie er das Telefon nahm. Mit einem tiefen Luftholen verdrehte er die Augen und sagte dann: „Winters hier.“
    Er marschierte aus der Küche und redete dabei auf den Mann am anderen Ende ein. Die Rothaarige hielt Sam die Hand hin und sagte: „Hi, ich bin Carrie.“
    „Samantha.“ Carrie hatte einen festen Händedruck und wache Augen. Sie schwieg für einen Moment, bevor sie versuchte, die Stille zu überbrücken. „Ich wohne auch hier.“
    „Entschuldige, das ist wohl ein Missverständnis. Ich bin nur zum Frühstück zu Gast.“
    „Dann ist das nicht dein Gepäck, das da gerade gebracht wird?“
    Samantha nippte an dem Kaffee und schüttelte den Kopf. Carrie gefiel ihr – auch die Tatsache, dass sie sie direkt duzte. Eine willkommene Abwechslung.
    Carrie lehnte den Oberkörper weit nach hinten, dabei presste sie ihr Klemmbrett an die Brust. „Komisch, ich hätte schwören können, dass die schwarze Monogramm-Serie von Louis Vuitton genau dein Stil ist.“
    Sam konnte ihren Kaffee im letzten Moment herunterschlucken, anstatt ihn durch die Küche zu spucken. Sie sprang vom Stuhl und blieb im Durchgang zum Flur stehen. Die Hände in die Hüften gestemmt sah sie zu, wie ihre Reisetaschen nach oben getragen wurden. Carrie hatte Recht. Langsam drehte sie sich wieder um. „Okay, ich korrigiere,

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