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Betoerendes Trugbild

Betoerendes Trugbild

Titel: Betoerendes Trugbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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schon wie Becky.
    „Ist Scott immer so-“ Sie suchte nach dem passenden Wort.
    „Überschwänglich? Enthusiastisch? Vorschnell? Leichtgläubig?“, half Carrie ihr auf die Sprünge.
    Sam kicherte und nickte.  
    „Meistens schon, er ist im Grunde – glaube ich – ein guter Mensch. Aber im Sommer und zu Silvester, wenn er hier ist, geht schon die Post ab.“ Carrie redete gern und schnell. „Ich bin froh, dass ich den Job habe, aber manchmal sind mir das schon zu viele Feste und ich organisiere sie ja nur. Selten bin ich selbst da und mache Smalltalk oder so, das liegt mir nicht.“
    Das konnte Samantha gut nachvollziehen. Kurz darauf zuckte sie zusammen, weil Carrie energisch auf die Hupe drückte und dabei laut ein paar sehr unflätige Schimpfworte in Richtung eines Wagens schickte, der sie soeben geschnitten hatte.
    „Wie bist du denn bei dem Job gelandet? Versteh das nicht falsch, aber du scheinst noch ein wenig jung zu sein.“
    „Shit. Du bist klug.“
    Sam grinste schief und sah zu, wie Carrie rot wurde – ein noch intensiverer Farbton als ihre Haarfarbe und das wollte schon etwas heißen. „Versprichst du, mich nicht zu verpetzen?“
    Als ob Sam nicht genug Dreck am eigenen Stecken hatte. „Ich denke schon.“
    Carrie setzte den Blinker und seufzte. „Seit zwei Jahren bin ich da und keiner hat irgendwas gemerkt.“
    Sam wusste, dass sie besser schwieg, bis Carrie von sich aus redete. Ein paar Mal schluckte das Mädchen schwer, dann prasselte alles aus ihr heraus. „Ich hab mich nie gut mit meinen Eltern verstanden. Mit 14 bin ich von zuhause abgehauen, irgendwann bin ich hier gelandet. Das Anwesen war zu dem Zeitpunkt mehr oder weniger unbewohnt und ich hatte was mit dem Pooljungen. Das Haus ist ja auch schon toll und besser als kein Dach über dem Kopf. Eines Morgens bin ich aufgewacht und der Poolboy war weg, dafür stand Scott da – also habe ich einfach gelogen.“
    Sam wusste nicht, ob sie schockiert oder belustigt sein sollte. „Du hast gelogen?“
    „Mir war vorher schon aufgefallen, dass Stühle und so gebracht wurden. Ich habe einfach gesagt, ich würde von der Event-Management-Firma kommen. Den ganzen Tag habe ich irgendwelche Caterer und Lieferanten angemeckert und es wurde so spät, dass Scott mir angeboten hat, im Haus zu übernachten. Am nächsten Tag wollte er dann eine Cocktailparty planen und ich bin geblieben.“
    „Ich bin beeindruckt. Versprich mir, dass du das nicht jedem bereitwillig erzählst.“ Samantha seufzte.
    „Nein. Ich habe es noch nie irgendwem verraten.“
    Sam glaubte ihr aufs Wort. Sie wusste, dass sie diese Wirkung auf Menschen hatte. Nur einen kurzen Moment zu schweigen reichte in der Regel, und die Geheimnisse wurden im Dutzend vor ihre Füße geworfen.
    „Was ist denn mit den richtigen Organisatoren passiert?“
    Kleinlaut schielte Carrie zu ihr herüber. „Ich habe schnell herausgefunden, wer das war und sie gefeuert, habe mir einen gefälschten Ausweis besorgt und ein Konto eingerichtet, darauf zahlt Scott mir jeden Monat ein stattliches Gehalt. Die Frau, die eigentlich für das Fest damals verantwortlich war, hatte eine Autopanne und niemanden ans Telefon bekommen, um Bescheid zu sagen.“
    Sie wirkte traurig und gleichzeitig, als wäre eine Last von ihr abgefallen. „Im Gegenzug passe ich aber auch ein bisschen auf Scott auf. Er bringt manchmal merkwürdige Gestalten mit, die werfe ich dann raus. Da war zum Beispiel einmal dieser Wahrsager, dem er auf den Leim gegangen ist.“
    Carrie plapperte weiter und Samantha sah aus dem Fenster. Sie war selbst keine Heilige, aber Carrie tat ihr irgendwie leid und gleichzeitig erinnerte sie sie an sich selbst. Was für ein Klischee, Sam verdrehte die Augen. Sie überlegte, ob Carrie ihr noch gefährlich werden konnte, denn offensichtlich war das Mädchen extrem clever.
    „Im Großen und Ganzen ist Scott okay, die meiste Zeit ist er eh in London.“ Zwischendurch holte Carrie tatsächlich beim Reden auch Luft. „So, wir sind da.“
    Sie standen in einem Parkhaus und Carrie stieg bereits aus. Mit dem Mädchen mitzuhalten, war fast unmöglich. Sie strebten auf das Treppenhaus zu und plötzlich blieb Samantha wie angewurzelt stehen. „Du bist mit 14 von zuhause weg und seit zwei Jahren bei Scott – du kannst keinen Führerschein haben!“
    Carrie zog die Schultern hoch. „Aber ich kann fahren!“, murrte sie.  
    Samantha strich sich übers Gesicht. „Ich fahre zurück.“
    „Kommt gar nicht in die Tüte.

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