Betoerendes Trugbild
ihrem Zimmer zu verkriechen. Von innen klopfte sie mit der Zunge gegen ihre Schneidezähne. Ethan, Zachary, Scott und Schäfer – sie schienen alle unter einer Decke zu stecken. Leider hatte Samantha nicht die geringste Ahnung, was sie versuchten, unter Kontrolle zu halten.
Sie musste Michael finden und warnen. Sofort rügte sie sich selbst: Nein, sie war nicht für ihn verantwortlich. Wenn er geplant hatte, die Brüder hinters Licht zu führen, würden seine Recherchen ergeben haben, dass die Winters einen direkten Draht zur Polizei hatten. Über die Alternative wollte sie lieber nicht nachdenken. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit, dass Michael Hunt nicht sein richtiger Name war, sehr hoch. Auch wenn sie in München in der Lage gewesen war, ihn auszutricksen, schien er doch vorsichtig und mit Bedacht zu handeln. Er würde schon auf sich selbst aufpassen können.
Ein Blick auf die Uhr in ihrem Zimmer zeigte ihr, dass es bereits nach Mitternacht war. Was für ein Abend! Samantha warf einen Blick aus dem Fenster: Draußen war die Party in vollem Gange. Fackeln beleuchteten die Szenerie wie schon beim letzten Mal. Ihre Lust, noch einmal auf die Veranstaltung zurückzukehren, hielt sich stark in Grenzen. Scott war mit dem Kommandanten unterwegs, Zachary und Michael nicht auffindbar – sie hatte nichts davon, sich dort herumzutreiben. Außerdem konnte sie ein paar Stunden Schlaf vertragen.
Ihr Bett wirkte einladend und ihrem Kopf würde es helfen, wenn sie in Ruhe über das Rätsel des Hauses Winters nachdachte. Damit war ihre Entscheidung getroffen. Zur Hölle mit Scott und seiner blöden Party!
Ein nächtlicher Ausflug im Haus schied durch die Anwesenheit des Kommandanten ebenfalls aus. Schnell zog Sam sich um und schlüpfte in das rote, seidige Ensemble aus kurzen Shorts und Top mit Spitzenbesatz. Müde fiel sie ins Bett und schlief fast augenblicklich ein.
Kapitel 11
Noch während sie sich schlaftrunken auf die andere Seite drehte, schrillten Samanthas Alarmglocken. Sie war nicht alleine – jemand war in ihrem Zimmer!
So sehr sie darauf brannte, mit Michael zu reden, so sehr nervte es sie gleichzeitig, dass sie ihm offensichtlich immer nach seinen Wünschen zur Verfügung stand, während sie sich die Hacken wund laufen und ihn suchen musste. Langsam richtete sie sich auf und blinzelte ihn die Dunkelheit. Sie überlegte, was eine angemessene Begrüßung wäre, da kam die Gestalt näher.
Draußen wummerte noch immer die Musik und Lichteffekte flackerten durch das Fenster. Schließlich fiel der Lichtschein auf das Gesicht ihres Besuchers. Samanthas Puls schnellte in die Höhe und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Es war nicht Michael, der sich Zutritt zu ihrem Zimmer verschafft hatte, es war Zachary!
Schlagartig wurde ihr klar, dass sie sich gewünscht hatte, Michael würde sie besuchen kommen. Doch sie hatte keine Zeit, über diese Erkenntnis nachzudenken, denn Zachary näherte sich unaufhaltsam ihrem Bett.
Schließlich fand Sam ihre Sprache wieder und räusperte sich leise. „Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, was ich von dem hier halten soll.“ Sie deutete mit ihrer Hand zwischen sich und Zachary hin und her.
Er seufzte schwer und ließ leicht die Schultern hängen. „Gerade erschien es mir wie eine gute Idee und mein Ziel war es, charmant zu wirken. Allerdings fürchte ich, dass es eher gruselig geworden ist.“
Samantha beruhigte sich wieder etwas. Zumindest war er ehrlich und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr wirklich etwas antun wollte, immerhin hätte er das auch machen können, als sie noch geschlafen hatte. „Ja, ein wenig gruselig war es in der Tat.“ Sie zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen. „Ein recht später Besuch, finden Sie nicht?“
Er blieb dort stehen, wo er war, die Hände noch immer hinter dem Rücken verschränkt. „In der Tat. Aber ich wollte an unsere Begegnung in der Bibliothek anknüpfen. Doch als ich endlich frei von Verpflichtungen war, konnte ich Sie nirgendwo finden. Dabei hätte ich mir so gern noch einen Gutenachtkuss gestohlen.“ Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen.
Sam schluckte schnell. Sie befand sich in einer äußerst ungünstigen Situation. „Das ist sehr schmeichelhaft. Ich war nur einfach völlig erledigt von den Vorkommnissen der letzten Tage und dann noch Carries Verschwinden- Es war alles etwas viel.“ Sie machte eine Pause und sah nach unten. „Außerdem muss ich gestehen, dass Sie mich ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher