Betongold
glänzte in roten handgeschriebenen Leuchtbuchstaben über dem Eingang vor einer weiÃen Wand. Das Bistro lag im Erdgeschoss eines roten Backsteingebäudes aus der Jahrhundertwende.
Neben der Eingangstür stand eine schwarze Schiefertafel, auf der das heutige Tagesgericht angepriesen wurde: »Penne con polpette allâarrabiata« â Nudeln mit scharfem Hackfleischbraten übersetzte er in Gedanken und stellte für sich fest, dass es besser gewesen wäre, auf die Würstchen mit Kartoffelsalat zu verzichten und stattdessen bei Pino etwas zu essen.
Von auÃen sah man durch die etwas zu kleinen Fenster auf die karg wirkende Einrichtung mit 6 Tischen, von denen zwei zum Fenster ausgerichtet waren. Pino war Besitzer und Koch in Personalunion des wohl einzigen italienischen Restaurants in Frankfurt, das keine Pizza auf der Speisekarte hatte. Stattdessen verwöhnte er seine Kundschaft, die in aller Regel Stammgäste waren, mit perfekt zubereiteten Pastavariationen.
Karsupke saà an dem hintersten Tisch an der Wand und blickte kurz auf, als Kunkel eintrat. »Wie waren die Nudeln?«, fragte Kunkel, während er sich auf den Stuhl setzte und auf den leeren Teller vor Karsupke schaute »Sehr lecker«, erwiderte Karsupke, »müssen Sie auch probieren, etwas scharf, aber lecker.« Kunkel winkte ab.
Pino trat an den Tisch und gab Kunkel die Hand. »Ciao Paolo, alles klar bei dir, was kann ich dir bringen?« Pino stammte aus Kalabrien und hatte nach Kunkels Meinung sehr viel Ãhnlichkeit mit Alessandro Del Piero, dem FuÃballstar von Juventus Turin.
Man konnte nicht behaupten, dass Kunkel den italienischen FuÃball überaus mochte, es lag viel mehr daran, dass Pino sich nach jedem verlorenen Spiel der italienischen Nationalmannschaft bei dem Del Piero nicht eingesetzt wurde, lautstark darüber beschwerte und ihm wieder und wieder die Geschichte von der FuÃballweltmeisterschaft 2006 auftischte, bei der Del Piero im Halbfinalspiel Italien gegen Deutschland nach seiner Einwechslung in der Verlängerung das 2:0 erzielt und damit Italien endgültig ins Finale gegen Frankreich geschossen hatte.
Für Kunkel waren die Geschichten auch nach Jahren immer noch schmerzhaft, hatte er doch auch bei dem Sommermärchen 2006 bis zu diesem Tor mitgefiebert und sich immer wieder gefragt, was passiert wäre, hätte Del Piero nicht getroffen.
»Bring mir bitte einen Kaffee.« Karsupke bestellte einen Espresso und Kunkel nahm sein kleines schwarzes Notizbuch und einen Kugelschreiber aus der Innentasche seiner Lederjacke.
»Dann erzählen sie mal«, sagte er und hoffte innerlich, dass Karsupke etwas Licht in sein bisheriges Ermittlungsdunkel bringen würde.
»Versprechen Sie mir, dass Sie mir auch helfen, wenn ich Ihnen helfe?«
»Wenn es im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt, dann kann ich es mir vorstellen«, gab Kunkel den Ball zurück. »Kommen Sie, Karsupke, lassen Sie sich nicht so lange bitten.«
»Ich beobachte Konrad Weishaupt schon seit zwei Tagen«, begann Karsupke, »Ich bekam vorgestern einen Anruf von einem Kollegen, der mich bat, etwas für ihn herauszufinden.«
»Was war das für ein Kollege und um was sollten Sie für ihn herausfinden?« Kunkel wurde ungeduldig. Das fängt ja an wie bei Vera Bonnes, dachte er, während Pino ihnen Kaffee und Espresso brachte.
»Er arbeitet an einer Reportage über den neuen Flughafen in Berlin«, fuhr Karsupke fort, nachdem Pino gegangen war.
»In Berlin?! Sie meinen den BBI, den GroÃflughafen Berlin Brandenburg International?«
»So hieà er früher«, korrigierte ihn Karsupke, »Jetzt heiÃt er BER, da die Abkürzung BBI bereits für einen indischen Flughafen vergeben ist.« Seine Augen grinsten durch die Nickelbrille. »Er sagte mir, dass er einer groÃen Sache auf der Spur sei, und dass Weishaupt dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielen könnte bzw. jetzt ja nur noch gespielt hat. Wie ist er denn jetzt getötet worden? Es war doch Mord, oder?«
Kunkel spürte, dass er ihn etwas füttern musste, wenn er mehr erfahren wollte.
»Ja es war Mord«, sagte er leise, »Er ist erstochen worden mit einem Messer, vier Stichverletzungen in Brust und Rücken. Die Tatwaffe haben wir schon sichergestellt. Aber erzählen Sie weiter. Was sollten Sie herausfinden?«
»Ich sollte herausfinden, mit
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