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Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition)

Titel: Betreutes Wohnen: Ein WG-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Bartel
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eher nicht so mein Ding. Ich mach lieber das Persönliche. Ich sorge dafür, dass es unserem Künstler gutgeht.«
    »Der Künstler kotzt«, erwähne ich, aber das hätte man auch so gehört. »Weil ihn jemand zu viel hat fressen lassen.«
    »Es hat ihm aber geschmeckt«, verteidigt sich Matthes. »Außerdem entscheidet mein Klient autonom, was er isst.«
    »Aber nicht am Büdchen vom alten Knacker, da ist eine große Pommes mit extra Mayo das Äußerste, was man überhaupt aushalten kann.«
    »Weil das Fett in der Fritteuse genauso alt ist wie er selber«, mischt sich Musa ein, der ist auch häufiger da, trinkt aber klugerweise bloß Schnaps dort. »Ich habe übrigens in der Zwischenzeit eure Bilder aufgehängt.«
    Er macht das Licht aus und stöpselt einen Stecker in die Steckdose.
    »Geil«, sagt Matthes. Musa hat Horstis Gemälde, die meist auf Sperrholzplatten oder zerfledderten Pappkartons aufgetragen sind, nicht bloß aufgehängt, sondern regelrecht arrangiert.
    Hinter den Gemälden hängen große Bahnen schwarzen Stoffes von der Decke und an den oberen Rändern der Bilder klemmen kleine Spots, die er mit mattweißer Folie abgedeckt hat, weil das den Farben besser bekommt. Das erklärt er uns gerade, als Horsti vom Klo kommt.
    »Ich hab auf mein Hemd gekotzt«, sagt Horsti, aber dann fallen ihm seine Bilder auf.
    In Zeitlupe bewegt er sich durch den Raum, bleibt vor jedem Bild stehen, nickt ernst und geht dann zum nächsten. Als er die Parade abgenommen hat, schreitet er mit der allergrößten Selbstverständlichkeit zu dem Sessel, der an der Schmalseite des Raumes auf dem Podest für die Modelle steht. Wir hatten ihn da bloß hingeräumt, weil er sonst überall im Weg stand, aber als Horsti sich hineingewuchtet hat, merken wir, dass dies sein Platz für heute Abend sein muss, denn er füllt ihn mit überwältigender Grandezza.
    Horsti sitzt breitbeinig, aber kerzengerade in seinem neuen schwarzen Nadelstreifenanzug da, und weil er sein Hemd ausgezogen hat, leuchtet sein weißer, behaarter Bauch aus dem Jackett und lappt spielerisch über den Hosenbund. Sein Kopf ruht wohlgefällig in einer Fettschürze, die sich ob Horstis Vorliebe für »extra Mayo« um seinen Hals geschlungen hat, das Haar trägt Käpt’n Horsti heute seitlich gescheitelt und sorgfältig über seine kahle Stelle gekämmt, es kräuselt sich dunkel bis auf seine Schultern.
    »Ubu Roi«, ruft Matthes, und wir drei verneigen uns vor unserem Monarchen. Der lächelt huldvoll zurück, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
    Ich entzünde einige Grablichter und stelle sie im Halbkreis um Horstis Thron auf, während Horsti gelassen wie eine heidnische Gottheit wartet, dass die Orgien zu seinen Ehren endlich beginnen; und nichts anderes haben wir, ehrlich gesagt, vor.
    »Das können wir so lassen«, sagt Musa, als wir uns an der Tür noch einmal umdrehen und den Anblick genießen. Wir beiden anderen nicken und dann öffnet die weltweit erste Käpt’n-Horsti-Ausstellung ihre Pforten.

18 Eine gute Stunde später hocken Tante Matthes und ich stolz wie zwei frisch geadelte Hofschranzen zu Käpt’n Horstis Füßen und bestaunen das Publikum, das sich durchs Atelier schiebt.
    Unsere abgefeimte Strategie hat sich bezahlt gemacht. Wir haben schlicht alle klugen Mädchen angerufen, die uns eingefallen sind, und die haben eine perfekte Öffentlichkeitsarbeit hingelegt. Die klugen Mädchen sind ernsthafte und rehäugige Geschöpfe, die sich auf Partys über Christa Wolf unterhalten wollen. Viel lieber wäre es ihnen allerdings, wenn sie sich auf Partys mit Christa Wolf unterhalten könnten, und das lassen sie einen gelegentlich auch spüren. Außerdem spielen sie Geige in einer Noisecore-Band. Manchmal auch Cello.
    Beruflich wollen sie unbedingt irgendwas mit Kultur oder Journalismus machen. Einige von ihnen werden später doch noch das empfohlene Medizinstudium aufnehmen, aber noch sind sie Praktikantinnen bei lokalen Medien und träumen vom ganz großen Feuilleton.
    Wir haben den klugen Mädchen unseren Pressetext geschickt und sie haben alle Albernheiten herausgestrichen, damit die Veranstaltung wenigstens halbwegs nach einem seriösen Kulturevent klingt. Außerdem haben sie irgendwo ein echtes Foto von Horsti aufgetrieben.
    Sogar im Lokalradio wurde eine Kurzmeldung verlesen, die man allerdings nicht gut verstehen konnte, weil Phil Collins ständig dazwischengeplärrt hat, aber Musas Atelier platzt trotzdem aus allen Nähten. Die Agentur »retart« hat

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