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Betrug und Selbstbetrug

Betrug und Selbstbetrug

Titel: Betrug und Selbstbetrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Trivers
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Wahrheitsgehalt ihrer Behauptungen haben, gilt dies für Narzissten noch einmal ganz besonders. Mit ihrem übermäßigen Selbstvertrauen schließen Narzissten im Labor besonders häufig Wetten aufgrund falscher Kenntnisse ab, und deshalb verlieren sie mehr Geld als weniger narzisstische Personen. Auch ihre Einbildungen sind besonders hartnäckig. Sie prophezeien sich hohe Leistungen, glauben im Nachhinein, sie hätten etwas Besonderes vollbracht, obwohl dies nicht der Fall ist, und halten selbst dann an ihrer optimistischen Prognose fest, wenn sie von früheren Fehlleistungen wissen – eine wahrhaft virtuose Darbietung. Jemanden einen Narzissten zu nennen, ist alles andere als ein Kompliment – es lässt auf einen Menschen schließen, dessen System der Selbstverherrlichung außer Kontrolle geraten ist und ihm selbst zum Nachteil gereicht.
    Enge Verbindung mit der Verächtlichmachung anderer
    Die Verächtlichmachung anderer ist in einem gewissen Sinn das Spiegelbild der Selbstaufplusterung; so oder so sieht man selbst im Verhältnis besser aus. Dennoch gibt es einen wichtigen Unterschied. Um sich selbst zu verherrlichen, braucht man nur das eigene Selbstbild zu verändern; will man aber andere verächtlich machen, muss man unter Umständen eine ganze Gruppe abwerten. Wann könnte ein solches Verhalten von Vorteil sein? Insbesondere vielleicht wenn das eigene Selbstbild herabgesetzt wurde – dann erscheint es plötzlich wertvoll, die Aufmerksamkeit auf eine ungeliebte Gruppe zu lenken, denn nun sieht man selbst im Vergleich weniger schlecht aus als diese.
    Genau das zeigt offensichtlich die Sozialpsychologie: Andere verächtlich zu machen, ist häufig eine Strategie, auf die Menschen angesichts einer Bedrohung zurückgreifen. Betrachten wir einmal zwei Gruppen von Collegestudenten, denen man (nach dem Zufallsprinzip) gesagt hat, sie hätten in einem IQ -Test besonders gut oder besonders schlecht abgeschnitten. 13 Nur diejenigen, die angeblich schlechte Leistungen erbracht haben, verunglimpfen anschließend eine Jüdin (nicht aber eine Nichtjüdin) wegen verschiedener Eigenschaften. Die Verbindung mit intellektuellen Leistungen ist offensichtlich Grund genug, die Frau zu verunglimpfen, wenn die eigenen geistigen Fähigkeiten in Zweifel gezogen werden. Und die gleichen »Minderleister« (denen willkürlich dieser Stempel aufgedrückt wurde) vervollständigen »duh« und »dan« häufiger mit »dumb« (dumm) und »dangerous« (gefährlich), wenn sie vorher unbewusst mit einem schwarzen Gesicht konfrontiert wurden. Nehmen wir also einmal an, es spreche einiges dafür, dass ich dumm bin (was in Wirklichkeit eine Fiktion ist). Dann schlage ich zurück, indem ich die Angehörigen angeblich intelligenter Gruppen (gegen die vielleicht andere Vorurteile bestehen) verächtlich mache und die Aufmerksamkeit auf die negativen Klischeevorstellungen über angeblich weniger begabte Menschen lenke. Nebenbei bemerkt, führt die Verächtlichmachung anderer auch dazu, dass ich mich anschließend besser fühle (was man mit einer Befragung messen kann); die Tat täuscht also vermutlich auch mich.
    Wie wir später (Kapitel 11 ) noch genauer erfahren werden, kann die Verächtlichmachung anderer – etwa aufgrund rassistischer, ethnischer und sozialer Vorurteile – insbesondere dann gefährlich werden, wenn man über Krieg und andere feindselige Aktivitäten nachdenkt.
    Mit am auffälligsten: Assoziationen im Zusammenhang mit Gruppenmitgliedern und Gruppenfremden
    Kaum eine Unterscheidung führt in unserer Spezies zu schnelleren, unmittelbareren psychologischen Reaktionen als die zwischen Gruppenmitgliedern und Gruppenfremden; sie ist nahezu ebenso stark oder manchmal sogar noch stärker als die Unterscheidung zwischen der eigenen Person und anderen. Genau wie wir selbst vermeintlich im Durchschnitt besser sind als andere, so ist es auch unsere Gruppe – und genau wie andere schlechter sind, so gilt dies auch für Personen, die nicht zur Gruppe gehören. Solche Gruppen – »wir« und »andere« – bilden sich geradezu mitleiderregend leicht. Man muss nicht erst den sunnitischen oder katholischen Fundamentalismus bemühen, damit Menschen sich »richtig« fühlen; lassen wir nur die einen blaue und die anderen rote Hemden tragen, und schon entstehen innerhalb einer halben Stunde Gruppengefühle aufgrund der Hemdfarbe.
    Wenn wir definieren, dass jemand nicht zu unserer Gruppe gehört, wird eine Reihe geistiger Abläufe in Gang

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