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Bettler 01 - Bettler in Spanien

Titel: Bettler 01 - Bettler in Spanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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fertigmachen und dennoch für den Unterhalt… Nun ja. Das steht jetzt nicht mehr zur Debatte. Was zur Debatte steht, ist die Vereinbarung, die ich mit Ihrem Vorstandsdirektorium treffen will.«
    »Mister Camden, bitte gehen Sie jetzt.«
    »Sie meinen, bevor Sie wegen meiner vermessenen Zielsetzungen endgültig die Geduld verlieren? Da wären Sie nicht der erste. Ich erwarte einen Gesprächstermin spätestens Ende nächster Woche, wann und wo es Ihnen paßt. Sie sollten nur Diane Cleavers, meine Privatsekretärin, davon in Kenntnis setzen. Also, wie gesagt, jederzeit.«
    Ong machte keine Anstalten, die beiden hinauszubegleiten. Hinter seinen Schläfen pochte es.
    In der Tür drehte Mrs. Camden sich noch einmal um. »Und was passierte mit dem zwanzigsten?«
    »Wie bitte?«
    »Mit dem zwanzigsten Kind. Mein Mann sagte, neunzehn von ihnen sind gesund und normal. Was passierte mit dem zwanzigsten?«
    Der Druck hinter seinen Schläfen wurde stärker und das Pochen hitziger. Ong wußte, daß er nicht antworten sollte; daß zwar Mrs. Camden die Antwort nicht kannte, Mister Camden aber schon; daß er, Ong, dennoch antworten würde; und daß er später seinen Mangel an Willenskraft bitter bereuen würde.
    »Das zwanzigste Kind ist tot. Es stellte sich heraus, daß seine Eltern von labilem Charakter waren; sie trennten sich noch während der Schwangerschaft, und die Mutter konnte ein Baby, das nie schläft und rund um die Uhr schreit, nicht aushalten.«
    Elizabeth Camden riß die Augen auf. »Sie hat es umgebracht?«
    »Ein Versehen«, erklärte Camden kurz angebunden. »Hat das Kleine zu heftig geschüttelt.« Er runzelte die Stirn und wandte sich ein letztes Mal zu Ong um. »Kinderschwestern, Herr Doktor, für Tag und Nacht. Sie hätten nur Elternpaare auswählen sollen, die sich Kinderschwestern in drei Arbeitsschichten leisten können.«
    »Wie schrecklich!« brach es aus Mrs. Camden hervor, und Ong hätte nicht sagen können, ob sie nun den Tod des Babys, die fehlenden Kinderschwestern oder den Leichtsinn des Instituts meinte. Er schloß die Augen.
    Als sie gegangen waren, nahm er zehn Milligramm Zyklobenzaprin III. Für den Rücken – es war nur wegen der Rückenschmerzen. Die alte Verletzung schmerzte wieder. Hinterher stand er lange am Fenster, den Papiermagneten immer noch in der Hand, und spürte, wie der Druck in seinen Schläfen abebbte und seine Gemütsruhe zurückkehrte. Unten leckte der Michigansee friedlich an der Küste; die Polizei hatte erst vergangene Nacht bei einer neuerlichen Razzia die Obdachlosen verjagt, und sie hatten noch keine Zeit gehabt wiederzukommen. Nur ihre Lumpen und ihr Abfall in den Gebüschen des Uferparks war zurückgeblieben: zerfetzte Decken, Zeitungen und Plastiktüten, die auf dem Boden herumlagen wie zertrampelte Flaggen. Das Nächtigen im Park war nicht gestattet, ebensowenig wie das Betreten ohne Passierschein; es war auch nicht gestattet, ohne festen Wohnsitz zu sein. Noch während Ong hinunterblickte, fingen uniformierte Parkwächter methodisch damit an, die herumfliegenden Zeitungen mit langen Spießen aufzusammeln und in saubere Selbstfahrbehälter zu stecken.
    Ong griff zum Telefon und rief den Vorstandsvorsitzenden des Biotech-Instituts an.
     
    Vier Männer und drei Frauen saßen um den makellos glänzenden Mahagonitisch des Konferenzsaals. Doktor, Anwalt, Häuptling, dachte Susan Melling, während sie den Blick von Ong über Sullivan zu Camden wandern ließ. Sie lächelte. Ong bemerkte das Lächeln, und seine Miene erstarrte zu Eis. Aufgeblasener Esel, dachte Susan. Judy Sullivan, die Rechtsanwältin des Instituts, wandte sich an Camdens Anwalt und sprach mit leiser Stimme zu ihm, einem nervösen, mageren Männchen, das den Eindruck machte, unter der Fuchtel seines Bosses zu stehen. Der Boss – Roger Camden, der große Häuptling – schien die einzige Frohnatur im Raum zu sein. Dieser lebensgefährliche kleine Mann – wie hatte er es fertiggebracht, aus dem Nichts so reich zu werden? Das würde sie, Susan, wohl nie erfahren –, er verströmte nachgerade Wellen freudiger Erregung. Er strahlte, er glühte, er leuchtete von innen heraus – so gar nicht zu vergleichen mit den üblichen Eltern in spe, daß er Susan zu interessieren begann. Die künftigen Mamis und Papis – besonders die Papis – saßen üblicherweise da wie bei der Erörterung einer Firmenfusionierung; Camden hingegen sah aus, als befände er sich auf einer Geburtstagsparty – zurecht, fand Susan, denn

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