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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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genetischer Standards mochte zwar das phantasievolle Herumbasteln mit Blumen gestatten, aber nicht mit Tierstämmen, die höher standen als Fische. Die Vorschriften sind da ganz unmißverständlich, und sie werden von Gerichtsurteilen bekräftigt, deren harte Geldstrafen ihre Unmißverständlichkeit unterstreichen: keine GenMods, die Schmerz verursachen; keine GenMods zur Erzeugung von Waffen im weitesten Sinn; keine GenMods, die »das äußere Erscheinungsbild oder die elementaren Körperfunktionen eines Lebewesens in einer Weise verändern, daß es wesentlich von anderen Exemplaren nicht nur seiner Spezies sondern auch seiner Rasse abweicht«. Mit einem Wort, ein Collie darf im Paßgang gehen oder auf zwei Beinen, aber er täte gut daran, auszusehen wie Lassie.
    Und nie, nie, niemals irgendwelche GenMods, die erblich sind. Niemand braucht noch mal ein Fiasko wie die Schlaflosen! Selbst meine Penisblumen waren steril. Auch genmodifizierte Menschen – wir Macher – waren alle individuell komponiert: kostbare handgefertigte In-vitro-Unikate, echte Sammlerstücke. So wird für Ordnung gesorgt in unserer geordneten Welt. Also sprach der Vorsitzende des Obersten Bundesgerichtes der Vereinigten Staaten, Richard I. Milano, in seiner Urteilsbegründung im Fall Linbecker gegen die Aufsichtsbehörde für die Einhaltung genetischer Standards: »Der Mensch darf nicht bis zur Unkenntlichkeit verändert werden, damit wir nicht Gefahr laufen, das zu verlieren, was Menschsein ausmacht.« Zwei Hände, ein Kopf, zwei Augen, zwei Beine, ein funktionierendes Herz, die Notwendigkeit, zu atmen und zu essen und zu scheißen, das ist Menschsein für alle Ewigkeit. Wir sind die Menschen.
    Oder, in diesem Fall, die Hunde. Und doch stand hier Stephanie, theoretisch eine Angehörige der Exekutive, auf meinem Balkon, flankiert von einem rosafelligen Beweisstück für einen Gesetzesbruch, auf den Gefängnis stand. Katous hatte vier reizende rosa Ohren, alle identisch aufgestellt, ein süßes rosa Hasenschwänzchen und dazu riesige braune Augen – dreimal so groß wie Richter Milano sie gerade noch durchgehen ließe –, die Katous einen seelenvollen, besorgten Blick verliehen. Katous war so entzückend und zerbrechlich, daß ich den unwiderstehlichen Drang verspürte, ihm einen Tritt zu versetzen.
    Vielleicht lag gerade das im Sinn des Erfinders. Obwohl es sich in diesem Fall um einen weiteren strafbaren Tatbestand gehandelt hätte: keine Modifikationen, die Schmerz hervorrufen.
    »Hab gehört, daß David ausgezogen ist«, sagte Stephanie, als sie sich vor das schlotternde rosa Fell hinhockte, um ihm ein Anisplätzchen zu verfüttern. Ach, wie unbefangen und beiläufig – ein Mädel mit seinem Hund, mein illegales GenMod-Schmusetier, ach weißt du, mein ganzes Leben bewegt sich immer am Rand des Extremen… Ich fragte mich, ob Stephanie wußte, daß ›Katous‹ Arabisch war und ›Katze‹ bedeutete. Klarerweise wußte sie es.
    »David ist ausgezogen«, sagte ich und nickte. »Wir waren an einer Stelle angelangt, wo sich unsere Wege trennten.«
    »Und wer ist der nächste auf deinem Weg?«
    »Niemand.« Ich nippte an meinem Drink, ohne Stephanie ein Glas anzubieten. »Ich dachte, ich würde ein Weilchen allein leben.«
    »Ehrlich!« Sie berührte eine meiner Blüten, die ihr sofort den weichen wasserblauen Schlauch um den Finger wickelte. Stephanie grinste. »Quel dommage. Was ist mit diesem deutschen Softwarehändler, mit dem du auf Pauls Party so lang geredet hast?«
    »Was ist mit deinem Hund?« fragte ich zurück. »Ist er als Schoßhündchen für einen Bullen nicht ein bißchen zu vorschriftswidrig?«
    »Aber so süß! Katous, sag Diana guten Tag!«
    »Tag«, sagte Katous.
    Langsam stellte ich das Glas hin.
    Hunde konnten nicht sprechen. Es fehlten ihnen die körperlichen Voraussetzungen dafür, es fehlten die rechtlichen Voraussetzungen, es fehlte die Voraussetzung eines entsprechenden Hunde-IQ. Und doch war Katous’ leicht knarrendes ›Tag‹ klar und deutlich zu verstehen. Katous konnte sprechen.
    Stephanie lehnte an der Glastür und genoß die Wirkung ihrer Bombe. Ich hätte alles darum gegeben, sie ignorieren zu können, mit unbeteiligter, desinteressierter Stimme darüber hinweggehen zu können. Ich schaffte es nicht.
    »Katous«, sagte ich, »wie alt bist du?«
    Der Hund sah mich aus riesigen melancholischen Augen an.
    »Wo wohnst du, Katous?«
    Keine Antwort.
    »Bist du ein GenMod-Hund?«
    Keine Antwort.
    »Ist Katous

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