Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
sie zu Annies Wohnung in der Jay Street.
    Annie machte die Tür auf, un’ ich konnte schon Lizzie husten hören. Brach mir beinah das Herz, das. Annie schob ihren breiten Hintern auf’n Flur un’ zog die Tür hinter sich zu. »Wer is’n das da? Was bringst du die mit, Billy Washington? Sie, hauen Sie ab da! Was ihr für ‘ne Hilfe seid, wenn alles draufgeht, davon können wir schon ‘n Lied singen!«
    So böse hatte ich Annie noch nie gesehen. Sie preßte die Lippen zusammen, daß sie aussahen wie aus Stein gemeißelt, un’ die Finger, die hatte sie ganz krumm gemacht, un’ ich dachte, damit würde sie der Victoria Turner da neben mir gleich kräftig über ihr GenMod-Gesicht fahren. Aber die Macherin, die guckte Annie ganz kühl an un’ rückte keine Handbreit vor ihr zurück.
    »Er hat mich mitgebracht, weil es möglich wäre, daß ich dem kranken Kind helfen könnte. Sind Sie die Mutter? Bitte lassen Sie mich eintreten, damit ich es wenigstens versuchen kann.«
    Erst machte ich’ nen kleinen Schritt zurück, aber dann wieder vor, weil’s mir weh tat, in Annies Gesicht zu schauen. Annie, die hatte sich seit zwei Tagen nich’ von Lizzies Bett weggerührt, hatte nich’ geschlafen un’ sich nich’ mal gewaschen. Aber sie war gewöhnt, Annie, daß die Macher sich um alle Probleme kümmerten, un’ das stand auch in ihrem Gesicht geschrieben. Un’ dazu noch ‘ne Spur von Hoffnung. Annie, die brauchte jetz’ irgendwen, mit dem sie sich’s anlegen konnte un’ zu dem sie Vertrauen hatte, un’ ich dachte, ich wär’ grade der richtige dafür. Aber da war diese Victoria Turner, un’ die war besser. Für beides.
    Annie langte hinter sich un’ machte die Tür auf.
    Lizzie lag auf dem Sofa, wo ich für gewöhnlich schlief. Glühte, die Kleine, aber Annie versuchte trotzdem, ihr ‘ne Decke überzubreiten, bloß Lizzie strampelte sie wieder runter. Wasser war da un’ Essen aus der Cafeteria, aber Annie kriegte kein bißchen nich’ in Lizzie rein. Die warf sich bloß rum un’ schrie auf, un’ meist wußte keiner, warum. Einmal mußte sie kotzen, aber sonst hustete sie nur unentwegt, so hart, daß es ‘ne Qual war, ihr zuzuhören dabei. Zerriß mir schier das Herz.
    Victoria Turner legte die Hand auf Lizzies Stirn, un’ dann riß sie ihre violetten Augen auf. Lizzie, die merkte wohl gar nich’, daß ‘n Fremder da war, die bellte bloß weiter, schwächer diesmal, un’ dann fing sie an zu stöhnen. Ich spürte, wie mir die Verzweiflung in die Eingeweide kroch, die Sorte, wo ‘nen Mann überkommt, wenn er keine Hoffnung nich’ mehr hat un’ denkt, er kann’s nich’ mehr aushalten. Hatte so was nich’ erlebt, seit meine Rosie starb, zwölf Jahre is’ das her. Dachte nich’, daß ich noch mal so was durchmachen muß.
    Victoria Turner zog ‘n Tuch aus der Tasche un’ kniete sich neben Lizzie hin. Hatte wohl gar keine Angst, die. Der Herrgott vergeb’s mir, aber ich hatte schon so ‘n kleinen Gedanken gehabt: Is’ diese Krankheit ansteckend? Konnte Annie sie auch kriegen un’ am Ende auch sterben? Annie…?
    »Komm, Schätzchen, huste mal schön für mich«, sagte Victoria Turner. »Komm, huste in das Tuch rein.«
    Nach ‘n paar Minuten war’s soweit, aber nich’, weil die Turner sie drum gebeten hatte. Große Schleimklumpen hustete sie aus ihrer armen Lunge raus, grüngraues Zeug. Victoria Turner, die fing’s in ihrem Tuch auf un’ sah’s sich genau an. Ich, ich konnte bloß wegschauen. Das war Lizzies Lunge, die da rauskam! Lizzies Lunge, wo da drin verfaulte!
    »Ausgezeichnet«, sagte Victoria Turner. »Grün. Bakteriell. Jetzt wissen wir’s. Du hast Glück, Lizzie.«
    Glück! Ich merkte, wie Annie wieder die Krallen ausfuhr, un’ ich wußte auch, weswegen: diese Macherin, die genoß das richtiggehend! War wohl spannend für sie, wie ‘ne gute Holovid-Sendung.
    »Bakteriell verursacht ist deswegen gut«, erklärte Victoria Turner un’ sah hoch zu mir, »weil die medikamentöse Behandlung weit weniger spezifisch abgestimmt werden muß. Antivirale Wirkstoffe müssen auf den jeweiligen Fall zugeschnitten werden, zumindest einigermaßen. Aber Breitbandantibiotika sind einfach in der Anwendung.«
    Annie sagte mit rauher Stimme: »Un’ was fehlt ihr?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber das hier wird fast sicher damit fertigwerden.« Aus ‘ner anderen Tasche zog sie ‘n flaches Stück Plastik, riß es auf und klebte Lizzie ‘n rundes blaues Pflaster auf’n Hals. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher