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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Gott sei Dank.«
    Ricky stand im Hintergrund, sein Kopf bewegte sich auf und ab, wie einer von diesen mechanischen Vögeln, die aus einem Wasserglas trinken. Auf und ab. Das alles kam mir unwirklich vor, als wäre ich in einem Theaterstück.
    »Ich finde, darauf sollten wir zusammen einen trinken«, sagte Julia jetzt, während wir den Korridor hinuntergingen. »Hier muss doch irgendwo noch eine Flasche Champagner sein. Ricky? Hab ich Recht? Ja? Ich möchte mit euch feiern.«
    »Ich will bloß noch schlafen«, sagte ich.
    »Ach, nun komm schon, bloß ein Gläschen.«
    Das war typisch Julia, dachte ich. Ganz in ihrer Welt, ohne zu merken, wie anderen zu Mute war. Uns stand jetzt wirklich nicht der Sinn nach Champagner.
    »Nein, aber vielen Dank«, sagte Mae und schüttelte den Kopf.
    »Wirklich nicht? Das wäre doch schön. Was ist mit dir, Bob-by?«
    »Vielleicht morgen«, sagte Bobby.
    »Na gut, schade, aber ihr seid ja schließlich die siegreichen Helden! Dann aber morgen.«
    Mir fiel auf, wie schnell sie redete, wie rasch ihre Bewegungen waren. Ich musste daran denken, was Ellen über Drogen gesagt hatte. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass sie was genommen hatte. Aber ich war so müde, es war mir einfach egal.
    »Ich hab Larry Handler schon informiert, den Oberboss«, sagte sie, »und er ist euch allen sehr dankbar.«
    »Das freut mich«, sagte ich. »Verständigt er die Armee?«
    »Die Armee verständigen? Weswegen?«
    »Wegen der außer Kontrolle geratenen Schwärme.«
    »Aber, Jack, die Sache ist doch jetzt aus der Welt geschafft. Ihr habt sie aus der Welt geschafft.«
    »Ganz sicher bin ich mir da nicht«, sagte ich. »Könnte sein, dass ein paar Schwärme entwischt sind. Oder vielleicht ist irgendwo da draußen noch ein Nest. Ich denke, wir sollten sicherheitshalber die Armee einschalten.« Ich glaubte zwar eigentlich nicht, dass uns einer entkommen war, aber ich wollte jemanden von draußen hier haben. Ich war müde. Andere sollten die Sache in die Hand nehmen.
    »Die Armee?« Julias Blick huschte zu Ricky hinüber, dann wieder zu mir. »Jack, du hast völlig Recht«, sagte sie bestimmt. »Die Lage ist extrem ernst. Wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass nicht alle Schwärme vernichtet worden sind, müssen wir umgehend die Armee einschalten.«
    »Ich meine, noch heute Nacht.«
    »Ja, völlig klar, Jack. Noch heute Nacht. Am besten mache ich das jetzt sofort.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter auf Ricky. Er kam hinter uns her, nickte noch immer so mechanisch vor sich hin. Ich verstand das nicht. Wo war Rickys Panik geblieben? Seine Angst, die Sache mit den Schwärmen könnte publik werden? Jetzt schien ihm das gleichgültig zu sein.
    Julia sagte: »Ihr drei legt euch aufs Ohr, und ich rufe meine Bekannten im Pentagon an.«
    »Ich komme mit«, sagte ich.
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Ich möchte aber«, sagte ich.
    Sie warf mir einen Blick zu und lächelte. »Traust du mir nicht?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, erwiderte ich. »Aber es könnte doch sein, dass sie Fragen haben, die du nicht beantworten kannst.«
    »Ja, richtig. Gute Idee. Ausgezeichnete Idee.«
    Ich war sicher, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich kam mir immer mehr so vor, als wäre ich in einem Theaterstück, und jeder spielte seine Rolle. Nur wusste ich nicht, was das für ein Stück war. Ich blickte zu Mae hinüber. Sie hatte die Stirn leicht in Falten gelegt. Auch sie musste es gespürt haben.
    Wir passierten die Luftschleusen und kamen in den Wohnbereich. Hier empfand ich die Luft als unangenehm kalt; mich fröstelte. Wir gingen in die Küche, und Julia griff nach dem Telefon.
    »Rufen wir direkt an, Jack«, sagte sie.
    Ich ging zum Kühlschrank und nahm mir ein Gingerale. Mae trank einen Eistee. Bobby ein Bier. Wir waren alle durstig. Ich sah, dass im Kühlschrank eine Flasche Champagner bereitstand. Ich berührte sie; sie war kalt. Ich sah auch sechs Gläser, die vorgekühlt wurden. Julia hatte die Party bereits geplant.
    Julia drückte die Mithörtaste. Wir hörten den Wählton. Sie tippte eine Nummer ein. Aber der Anruf ging nicht durch. Die Leitung wurde einfach unterbrochen.
    »Mhm«, sagte sie. »Ich versuch’s noch mal …«
    Sie wählte ein zweites Mal. Wieder ging der Anruf nicht durch.
    »Komisch. Ricky, ich krieg keine Verbindung nach draußen.«
    »Versuch’s noch mal«, sagte Ricky.
    Ich trank von meinem Gingerale und beobachtete sie. Kein Zweifel, alles war nur Theater, das sie uns

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