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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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vorspielten. Julia wählte brav ein drittes Mal. Ich fragte mich, was für eine Nummer sie da anrief. Oder kannte sie die Nummer vom Pentagon auswendig?
    »Mhm«, sagte sie. »Nichts.«
    Ricky nahm das Telefon hoch, schaute sich die Unterseite an, stellte es wieder hin. »Müsste in Ordnung sein«, sagte er und tat verwundert.
    »Ach, Herrgott«, sagte ich. »Lasst mich raten. Irgendwas ist passiert, und wir können nicht nach draußen telefonieren.«
    »Nein, nein, es geht«, sagte Ricky.
    »Ich habe vorhin noch telefoniert«, sagte Julia. »Kurz bevor ihr zurückgekommen seid.«
    Ricky stieß sich vom Tisch ab. »Ich überprüf mal die Leitungen.«
    »Ja genau, tu das«, sagte ich mit finsterem Blick.
    Julia starrte mich an. »Jack«, sagte sie, »du machst mir Sorgen.«
    »Ach nee.«
    »Du bist wütend.«
    »Ich werde verarscht.«
    »Das wirst du nicht«, sagte sie und blickte mir in die Augen. »Ich schwöre.«
    Mae stand vom Tisch auf und sagte, dass sie unter die Dusche wolle. Bobby ging in den Freizeitraum, um ein Videospiel zu spielen, wie immer, wenn er Entspannung brauchte. Wenig später hörte ich das Knattern eines Maschinengewehrfeuers und die Schreie der tödlich getroffenen bösen Buben. Julia und ich waren allein in der Küche.
    Sie beugte sich über den Tisch zu mir. Sie sprach mit leiser, ernster Stimme. »Jack«, sagte sie, »ich glaube, ich schulde dir eine Erklärung.«
    »Nein«, sagte ich. »Tust du nicht.«
    »Ich meine, für mein Verhalten. Meine Entscheidungen in den vergangenen Tagen.«
    »Ist nicht wichtig.«
    »Aber mir ist es wichtig.«
    »Vielleicht später, Julia.«
    »Ich muss es dir jetzt sagen. Weißt du, es ist so, ich wollte unbedingt die Firma retten, Jack. Das ist alles. Die Kamera hat nicht funktioniert, und wir haben es nicht hingekriegt, wir haben unseren Vertrag verloren, und die Firma ging den Bach runter. Ich hab noch nie eine Firma verloren. Ich hab noch nie erlebt, dass eine Firma, für die ich arbeite, zusammenbricht, und Xymos sollte nicht die erste sein. Ich hing da mit drin, es stand was für mich auf dem Spiel, und ich hatte wohl auch meinen Stolz. Ich wollte sie retten. Ich weiß, es war nicht sehr klug von mir. Ich war verzweifelt. Es war allein meine Verantwortung. Alle wollten mich bremsen. Ich hab sie gedrängt, weiterzumachen. Es war … mein persönlicher Kampf.« Sie zuckte die Achseln. »Und es war alles für die Katz. Die Firma geht in wenigen Tagen endgültig baden. Ich hab sie verloren.« Sie beugte sich noch näher zu mir. »Aber ich will dich nicht auch noch verlieren. Ich will meine Familie nicht verlieren. Ich will uns nicht verlieren.«
    Sie senkte die Stimme, streckte die Hand über den Tisch aus und legte sie auf meine. »Jack, ich hab einiges wieder gutzumachen, und das möchte ich auch. Ich möchte, dass es wieder läuft, auch mit uns.« Sie hielt inne. »Ich hoffe, du willst das auch.«
    Ich sagte: »Ich weiß nicht genau, was ich will.«
    »Du bist müde.«
    »Ja. Aber ich bin mir nicht sicher, nicht mehr.«
    »Du meinst, wegen uns?«
    Ich sagte: »Dieses blöde Gespräch geht mir auf die Nerven.« Und das stimmte. Ausgerechnet jetzt musste sie damit anfangen, ich war fix und fertig, ich hatte gerade erst die Hölle durchgemacht und wäre fast ums Leben gekommen, was im Grunde auf ihr Konto ging. Und es nervte mich, dass sie nur so eine banale Entschuldigung zu bieten hatte wie »Es war nicht sehr klug von mir«, obwohl ihr Zutun weitaus schlimmer gewesen war.
    »Ach, Jack, lass uns wieder so werden, wie wir waren«, sagte sie, und plötzlich beugte sie sich ganz über den Tisch und wollte mich auf den Mund küssen. Ich wich zurück, drehte den Kopf zur Seite. Sie blickte mich mit flehenden Augen an. »Jack, bitte.«
    »Das ist jetzt weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort, Julia«, sagte ich.
    Pause. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Schließlich: »Die Kinder vermissen dich.«
    »Das glaub ich gern. Ich vermisse sie auch.«
    Sie brach in Tränen aus. »Undmich vermissen sie nicht …«, schluchzte sie. »Ich bin ihnen doch schon völlig egal … ihre Mutter … « Wieder ergriff sie meine Hand. Ich ließ es zu. Ich versuchte, mir über meine Gefühle klar zu werden. Ich war einfach müde, und mir war sehr unwohl zu Mute. Ich wollte, dass sie mit dem Weinen aufhörte.
    »Julia …«
    Die interne Sprechanlage klickte. Ich hörte Rickys Stimme, verstärkt. »He, Leute? Wir haben ein Problem mit den Kommunikationsleitungen. Am

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