Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
großen Höhlenraum zuraste, einen brennenden Lappen aus dem Benzintank hängend. Es war ein motorisierter Molotowcocktail.
    Sobald das Fahrzeug an uns vorbei war, gab Mae mir einen festen Stoß in den Rücken. »Lauf!«
    Ich sprintete die letzten Meter die Rampe hoch. Bobby streckte die Hände nach uns aus, zog uns über den Rand auf den flachen Boden. Ich fiel hin und schrammte mir die Knie auf, aber ich spürte kaum etwas, weil Bobby mich gleich wieder auf die Beine riss. Dann lief ich so schnell ich konnte Richtung Höhlenausgang, und ich hatte die Öffnung schon fast erreicht, als eine glühende Druckwelle uns umwarf. Ich schleuderte durch die Luft und knallte gegen eine Höhlenwand. Benommen rappelte ich mich hoch. Meine Taschenlampe war weg. Ich hörte ein seltsam kreischendes Geräusch irgendwo hinter mir, zumindest kam es mir so vor.
    Ich sah zu Mae und Bobby hinüber. Sie standen wieder auf. Der Hubschrauber schwebte noch immer dröhnend über uns, als wir die letzte Schräge hochkletterten, über den Rand des Hügels fielen und dann den Hang hinunterrollten, hinaus in die kühle, schwarze Wüstennacht.
    Das Letzte, was ich sah, war Mae, die dem Hubschrauber mit beiden Armen hektisch signalisierte, er solle verschwinden -weg, weg, weg.
    Und dann explodierte die Höhle.
    Der Boden machte einen Satz unter meinen Füßen, und ich schlug der Länge nach hin, genau in dem Moment, als mir ein heftiger Schmerz von der Druckwelle in den Ohren stach. Ich hörte das tiefe Grollen der Explosion. Aus der Höhlenöffnung schoss ein gewaltiger, wütender Feuerball, orange, mit Schwarz durchsetzt. Ich spürte, wie eine heiße Welle auf mich zurollte, und dann war sie verschwunden, und alles war mit einem Mal still, und die Welt um mich herum war schwarz.
    Wie lange ich dort unter den Sternen lag, weiß ich nicht. Ich hatte wohl das Bewusstsein verloren, denn meine nächste Erinnerung war, wie Bobby mich auf den Rücksitz des Hubschraubers schob. Mae war schon eingestiegen, und sie beugte sich zu mir herüber, um mich anzuschnallen. Beide betrachteten mich besorgt. Ich fragte mich dumpf, ob ich verletzt war. Ich spürte keine Schmerzen. Die Tür schlug neben mir zu, und Bobby stieg vorn neben dem Piloten ein.
    Wir hatten es geschafft. Und wir lebten.
    Ich konnte kaum fassen, dass es vorbei war.
    Der Hubschrauber stieg in die Luft, und ich sah die Lichter des Labors in der Ferne.

IV. DIE BEUTE

7. Tag, 0.12 Uhr
    »Jack.«
    Julia kam durch den Korridor auf mich zugestürzt. Im Licht der Deckenbeleuchtung sah ihr Gesicht schön aus, schlank und elegant. Sie war tatsächlich noch schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Am Fußknöchel trug sie einen Verband, und ihr Handgelenk war in Gips. Sie schlang die Arme um mich und vergrub das Gesicht an meiner Schulter. Ihr Haar roch nach Lavendel. »Oh Jack, Jack. Gott sei Dank ist dir nichts passiert.«
    »Nein«, sagte ich heiser. »Mir ist nichts passiert.«
    »Ich bin ja so froh … so froh.«
    Ich stand einfach nur da, spürte, wie sie mich umarmte. Dann umarmte auch ich sie. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Sie war so voller Energie, aber ich war erschöpft, matt.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Jack?«, fragte sie, noch immer fest die Arme um mich gelegt.
    »Ja, Julia«, erwiderte ich, kaum mehr als ein Flüstern. »Alles in Ordnung.«
    »Was ist denn mit deiner Stimme?«, sagte sie, wich auf Armeslänge zurück und sah mich an. Sie musterte mein Gesicht. »Was hast du?«
    »Wahrscheinlich hat er sich die Stimmbänder verätzt«, sagte Mae. Auch sie war heiser. Ihr Gesicht war rußgeschwärzt. Sie hatte einen Riss in der Wange und einen weiteren an der Stirn.
    Julia umarmte mich erneut, ihre Finger berührten mein Hemd. »Schatz, du bist verletzt …«
    »Bloß mein Hemd.«
    »Jack, bist du wirklich nicht verletzt? Ich glaube, du bist verletzt …«
    »Nein, mir fehlt nichts.« Ich trat verlegen von ihr zurück.
    »Ich kann dir gar nicht sagen«, sagte sie, »wie dankbar ich dir bin für das, was du heute Nacht getan hast, Jack. Was ihr alle getan habt«, fügte sie hinzu und wandte sich an die anderen. »Du, Mae, und auch du, Bobby. Es tut mir nur Leid, dass ich nicht da war, um euch zu helfen. Ich weiß, das ist alles meine Schuld. Aber wir sind euch dankbar, die Firma ist euch dankbar.«
    Ich dachte: Die Firma? Aber ich sagte bloß: »Schon gut, es musste ja gemacht werden.«
    »Und ob, ja, allerdings. Rasch und gründlich. Und ihr habt es geschafft, Jack.

Weitere Kostenlose Bücher