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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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hervorragend. Und inzwischen arbeiteten die ersten Programme, die mit natürlicher Sprache geschrieben werden, mit verteilter Verarbeitung. Man hatte nämlich festgestellt, dass Menschen einen Satz, noch während er gesprochen wird, gleichzeitig nach mehreren Kriterien beurteilen. Sie warten nicht, bis er beendet ist, sondern formen vorher schon Erwartungen über das Nachfolgende. Insofern bietet sich damit ein ideales Feld für verteilte Verarbeitung an, die ein Problem gleichzeitig an mehreren Punkten angehen kann.
    Ich sagte: »Du trägst ja noch immer diese T-Shirts, Rosie.« Bei MediaTronics brachte ihre Art, sich zu kleiden, manchmal Probleme mit sich.
    »He. Hält die Jungs wach«, sagte sie achselzuckend.
    »Ehrlich gesagt, wir gucken gar nicht mehr hin.« Ich sah David Brooks an, steif, förmlich, immer wie aus dem Ei gepellt und mit achtundzwanzig fast kahlköpfig. Er blinzelte hinter dicken Brillengläsern. »So gut sind sie ohnehin nicht«, sagte er.
    Rosie streckte ihm die Zunge raus.
    David war Ingenieur, und er hatte die für viele Ingenieure typische schroffe Art und mangelnde Sensibilität im Umgang mit anderen. Außerdem steckte er voller Widersprüche. Einerseits war er, was seine Arbeit und sein Äußeres anging, hyperpenibel, andererseits fuhr er am Wochenende MotocrossRennen und kam häufig völlig verdreckt zurück. Er schüttelte mir enthusiastisch die Hand. »Ich bin sehr froh, dass du da bist, Jack.«
    Ich sagte: »Kann mir mal einer verraten, warum ihr alle so froh seid, mich zu sehen?«
    Rosie sagte: »Na, weil du mehr von den Multi-Agenten-Algorithmen verstehst, die …«
    »Ich führe ihn erst mal rum«, fiel Ricky ihr ins Wort. »Dann reden wir.«
    »Wieso?«, sagte Rosie. »Soll es eine Überraschung werden?«
    »Schöne Überraschung«, sagte David.
    »Nein, absolut nicht«, erwiderte Ricky und blickte sie warnend an. »Ich möchte bloß, dass Jack vorher ein paar Hintergrundinformationen bekommt. Ich möchte ihm erst noch was erklären.«
    David sah auf seine Uhr. »Und, wie lange wird das dauern? Weil, ich denke, wir haben noch …«
    »Ich hab gesagt, ich will ihn vorher rumführen, verdammt noch mal!« Ricky fauchte fast. Ich war überrascht; ich hatte noch nie erlebt, dass er die Beherrschung verlor. Aber die anderen offenbar.
    »Okay, okay, Ricky.«
    »He, du bist der Boss, Ricky.«
    »Ganz genau, ich bin der Boss«, sagte Ricky, noch sichtlich verärgert. »Und übrigens, eure Pause ist seit zehn Minuten zu Ende. Also zurück an die Arbeit.« Er warf einen Blick in den Spieleraum nebenan. »Wo sind die anderen?«
    »Die reparieren die Außensensoren.«
    »Soll das heißen, sie sind draußen?«
    »Nein, nein. Sie sind im Technikraum. Bobby meint, mit der Kalibrierung der Sensoreinheiten stimmt was nicht.«
    »Na toll. Hat jemand Vince Bescheid gesagt?«
    »Nein. Es ist ein Software-Problem. Bobby kümmert sich drum.«
    Plötzlich piepte mein Handy. Ich war überrascht, nahm es aus meiner Tasche. Ich wandte mich an die anderen. »Handys funktionieren hier?«
    »Ja«, sagte Ricky, »wir haben hier Antennen.« Dann stritt er sich weiter mit David und Rosie.
    Ich trat in den Korridor und rief die Mailbox an. Ich hatte nur eine Nachricht, und zwar vom Krankenhaus, wegen Julia. »Mr. Forman, es geht um Ihre Frau, bitte rufen Sie uns so bald wie möglich an … « Dann die Durchwahl von einem gewissen Dr. Rana. Ich wählte sie sofort.
    Die Zentrale stellte mich durch. »Intensivstation.«
    Ich bat darum, Dr. Rana zu sprechen, und wartete, bis er sich meldete. Ich sagte: »Hier spricht Jack Forman. Der Mann von Julia Forman.«
    »Ah ja, Mr. Forman.« Eine angenehme, melodische Stimme. »Danke, dass Sie anrufen. Wie ich höre, haben Sie Ihre Frau gestern Abend ins Krankenhaus begleitet. Ja? Na, dann wissen Sie ja, wie ernst ihre Verletzungen sind, oder besser gesagt, ihre potenziellen Verletzungen. Wir halten genauere Untersuchungen für dringend erforderlich, um eine Nackenwirbelfraktur, subdurale Hämatome und einen möglichen Beckenbruch auszuschließen.«
    »Ja«, sagte ich, »das hat man mir gestern Abend schon gesagt. Gibt es ein Problem?«
    »Allerdings. Ihre Frau lehnt jede weitere Untersuchung ab.«
    »Im Ernst?«
    »Gestern Abend durften wir Röntgenaufnahmen machen und das gebrochene Handgelenk richten. Wir haben ihr erklärt, dass die Röntgenaufnahmen uns nur begrenzt Aufschluss über ihren Zustand geben können und dass wir unbedingt eine Kernspin-tomografie machen müssen,

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