Beute
fröstelte, die Flüssigkeit war richtig kalt.
Die Luft wurde zuerst von oben auf mich heruntergeblasen, ein Brausen, das rasch so laut wie ein Orkan wurde. Ich spannte die Muskeln an, um das Gleichgewicht zu halten. Meine Kleidung flatterte und wurde dann wieder platt an den Körper gepresst. Der Wind wurde stärker, drohte, mir die Tasche aus der Hand zu reißen. Er hörte kurz auf, und dann blies es vom Boden nach oben. Es war verwirrend, aber es dauerte nur ein paar Sekunden. Mit einem Wuuusch sprangen die Vakuumpumpen an, und ich spürte einen schwachen Schmerz in den Ohren, als der Druck fiel, wie bei der Landung eines Flugzeugs. Dann Stille.
Eine Stimme sagte: »Das war’s. Treten Sie vor.«
Ich öffnete die Augen. Die Flüssigkeit, mit der sie mich besprüht hatten, war verdunstet; meine Kleidung war trocken. Die Türen vor mir gingen zischend auf. Ich trat aus der Kabine, und der Mann in Blau sah mich schmunzelnd an. »Alles in Ordnung?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Kein Jucken?«
»Nein …«
»Gut. Ein paar Leute haben schon allergisch auf das Zeug reagiert. Aber wir müssen das machen, damit die Räume sauber bleiben.«
Ich nickte. Mit dieser Methode wurden offenbar Staub und andere Kontaminanten entfernt. Die Sprühflüssigkeit war extrem volatil, verdunstete bei Raumtemperatur und zog dabei Mikropartikel von Körper und Kleidung. Das Gebläse schloss den Reinigungsprozess dann ab; alle losen Partikel am Körper wurden weggepustet und abgesaugt.
»Ich bin Vince Reynolds«, sagte der Mann, jedoch ohne mir die Hand entgegenzustrecken. »Nennen Sie mich Vince. Und Sie sind Jack?«
Ich bejahte.
»Okay, Jack«, sagte er. »Die warten schon auf Sie, also gehen wir. Wir müssen einige Vorsichtsmaßnahmen treffen, weil wir hier in einem Bereich mit einem Hochfeldmagneten sind, über 33 Tesla, deshalb …« Er nahm einen Karton. »Nehmen Sie also besser die Uhr ab.«
Ich legte die Uhr in den Karton.
»Und den Gürtel.«
Ich schnallte den Gürtel ab, legte auch ihn hinein.
»Sonst irgendwelchen Schmuck? Armband? Halskette? Piercings? Schmucknadeln oder Orden? Medizinisches WarnArmband?«
»Nein.«
»Wie steht’s mit Metall im Körper? Alte Verwundungen, Kugeln, Granatsplitter? Nein? Nägel von Arm-oder Beinbrüchen, künstliche Hüfte, künstliches Knie? Nein? Künstliche Herzklappen, künstlicher Meniskus, Gefäßpumpen oder Implantate?«
Ich sagte, ich hätte nichts dergleichen.
»Na, Sie sind ja auch noch jung«, sagte er. »Kommen wir zum Inhalt Ihrer Tasche.« Ich musste alles herausnehmen und auf dem Tisch ausbreiten, damit er es durchsehen konnte. Es gab jede Menge Metall: noch ein Gürtel mit Metallschnalle, eine Nagelschere, eine Dose Rasiercreme, Rasiermesser und Klingen, ein Taschenmesser, Blue Jeans mit Nieten .
Er nahm das Messer, die Jeans und den Gürtel weg und ließ den Rest liegen. »Sie können Ihre Sachen wieder einpacken«, sagte er. »Also, jetzt das Wichtigste. Sie dürfen mit Ihrer Tasche nur bis in den Wohntrakt, nicht weiter. Okay? An der Tür zum Wohntrakt ist eine Alarmanlage, die ausgelöst wird, sobald Sie mit Metall durchgehen. Aber tun Sie mir den Gefallen, lösen Sie den Alarm nicht aus, ja? Dann werden nämlich zur Sicherheit die Magnete automatisch abgeschaltet, und es dauert zwei Minuten, die wieder hochzufahren. Die Techniker sind dann immer stinksauer, erst recht, wenn gerade die Produktion läuft. Dann ist die ganze Arbeit im Eimer.«
Ich sagte, ich würde versuchen, daran zu denken.
»Der Rest von Ihrem Kram bleibt hier.« Er deutete mit einem Nicken auf die Wand hinter sich; ich sah etliche kleine Safes, alle mit einem elektronischen Tastenfeld. »Sie geben die Kombination ein und schließen es selbst ab.« Er wandte sich zur Seite, damit ich es machen konnte.
»Brauche ich keine Uhr?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie kriegen eine von uns.«
»Und einen Gürtel?«
»Kriegen Sie auch von uns.«
»Und mein Laptop?«, sagte ich.
»Der kommt in den Safe«, erwiderte er. »Es sei denn, Sie wollen Ihre Festplatte mit dem Magnetfeld löschen.«
Ich verstaute den Laptop mit meinen übrigen Sachen im Safe und verschloss die Tür. Ich fühlte mich seltsam nackt, wie ein Mann, der eine Gefängnisstrafe antritt. »Wollen Sie nicht auch noch meine Schnürsenkel haben?«, sagte ich im Scherz.
»Nee. Die behalten Sie mal schön. Dann können Sie sich dran aufhängen, wenn Sie merken, dass es nötig ist.«
»Warum sollte das nötig werden?«
»Was weiß
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