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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Betriebsanlagen, in denen extreme Sauberkeit erforderlich war, musste stets ein Überdruck herrschen, damit kein Staub von draußen eindringen konnte, falls es mal eine undichte Stelle gab; die Partikel würden durch die entweichende Luft nach außen geblasen. Aber dafür reichten ein oder zwei Pfund Überdruck. Sieben Pfund waren sehr viel. Völlig unnötig, um passive Teilchen fern zu halten.
    Aber diese Partikel waren natürlich nicht passiv.
    Als ich die Wolke beobachtete, die wirbelnd und schlängelnd näher kam, sah ich, dass Teile von ihr hin und wieder das Sonnenlicht auffingen, sie glänzten und schillerten silbrig. Dann verblasste die Farbe, und der Schwarm wurde wieder schwarz. Das mussten die Piezo-Plättchen sein, die die Sonne spiegelten. Aber es zeigte deutlich, dass die einzelnen Mikroeinheiten enorm beweglich waren, denn nie wurde die ganze Wolke gleichzeitig silbern, immer nur teilweise oder in Streifen.
    »Ich dachte, das Pentagon hätte den Vertrag mit euch gekündigt, weil ihr den Schwarm bei Wind nicht steuern könnt.«
    »Richtig. Haben wir nicht hingekriegt.«
    »Aber ihr müsst in den letzten Tagen doch starken Wind gehabt haben.«
    »Natürlich. Kommt meist am späten Nachmittag auf. Gestern hatten wir zehn Knoten.«
    »Wieso ist der Schwarm dann nicht weggeweht worden?«
    »Weil er den Dreh rausgekriegt hat«, sagte Ricky düster. »Er hat sich angepasst.«
    »Wie?«
    »Schau genau hin, dann siehst du’s. Immer, wenn eine Bö kommt, sinkt der Schwarm ab, schwebt dicht am Boden. Und er steigt wieder auf, sobald der Wind sich legt.«
    »Ist das emergentes Verhalten?«
    »Genau. Niemand hat es programmiert.« Er biss sich auf die Lippe. War das wieder gelogen?
    »Du willst also damit sagen, dass er gelernt hat …«
    »Ganz genau.«
    »Wie kann er lernen? Die Agenten haben keinen Speicher.«
    »Äh … tja, das ist eine lange Geschichte«, sagte Ricky.
    »Sie haben Speicher?«
    »Ja, sie haben Speicher. Begrenzt. Wir haben ihn eingebaut.« Ricky drückte den Knopf an seinem Funkgerät. »Irgendwer was gehört?«
    Die Antworten kamen, knisterten in seinem Gerät.
    »Noch nicht.«
    »Nichts.«
    »Keine Geräusche?«
    »Bisher nicht.«
    Ich sagte zu Ricky: »Er macht Geräusche?«
    »Wir sind nicht ganz sicher. Manchmal hört es sich so an. Wir haben versucht, es aufzunehmen … « Er tippte auf der Computertastatur, wechselte rasch zwischen den Monitorbildern hin und her, vergrößerte sie nacheinander. Er schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir nicht. Er kann nicht allein sein«, sagte er. »Ich will wissen, wo die anderen sind.«
    »Woher weißt du, dass es noch andere gibt?«
    »Weil sie immer dabei sind.« Er kaute angespannt auf seiner Lippe, während er auf den Monitor blickte. »Ich frag mich, was er nun wieder vorhat …«
    Wir mussten nicht lange warten. Augenblicke später war der schwarze Schwarm bis auf wenige Meter an das Gebäude herangekommen. Urplötzlich halbierte er sich, und einer halbierte sich dann noch einmal. Jetzt waren es drei Schwärme, die nebeneinander wirbelten.
    »Sauerei«, sagte Ricky. »Er hat die anderen in sich drin versteckt.« Er drückte wieder den Knopf seines Funkgeräts. »Leute, wir haben alle drei. Und sie sind ganz nah.«
    Sie waren sogar so nah, dass die Bodenkamera sie nicht erfassen konnte. Ricky schaltete auf die Dachkameras um. Ich sah drei schwarze Wolken, die sich alle seitwärts an dem Gebäude entlangbewegten. Ihr Verhalten wirkte ausgesprochen zielbewusst.
    »Was haben die vor?«, fragte ich.
    »Die wollen ins Gebäude«, sagte Ricky.
    »Wieso?«
    »Das musst du sie schon selbst fragen. Gestern hat einer von ihnen …«
    Plötzlich kam aus einer Gruppe Kakteen nicht weit vom Gebäude ein Wildkaninchen geschossen und flitzte über den Wüstensand. Sofort machten die drei Schwärme kehrt und nahmen die Verfolgung auf.
    Ricky wechselte zu einer anderen Kamera. Wir hatten jetzt die ebenerdige Perspektive. Die drei Wolken näherten sich dem verängstigten Kaninchen, das jetzt noch schneller lief, ein unscharfer weißlicher Fleck auf dem Bildschirm. Die Wolken rauschten mit verblüffender Geschwindigkeit hinter ihm her. Das Verhalten war eindeutig: Sie jagten.
    Einen kurzen Moment lang spürte ich einen irrationalen Stolz. predprey funktionierte einwandfrei! Die Schwärme dort hätten genauso gut Löwinnen sein können, die eine Gazelle hetzten, so zielgerichtet war ihr Verhalten. Die Schwärme machten einen jähen Schwenk, teilten sich dann auf

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