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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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jetzt das ganze Ausmaß des Problems, und es gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Also«, sagte ich, »fassen wir zusammen: Der Schwarm reproduziert sich, kann sich selbst versorgen, lernt aus Erfahrung, besitzt kollektive Intelligenz und kann sich neue Verhaltensweisen aneignen, um Probleme zu lösen.«
    »Ja.«
    »Was im Grunde nichts anderes heißt als: Er lebt.«
    »Ja.« David nickte. »Zumindest verhält er sich so, als ob er lebt. In funktioneller Hinsicht lebt er, Jack.«
    Ich sagte: »Das sind verdammt schlechte Neuigkeiten.«
    Brooks erwiderte: »Das kannst du laut sagen.«
    »Verrat mir eins«, sagte ich, »warum wurde das Ding nicht schon vor langer Zeit vernichtet?«
    David sagte nichts. Er strich sich bloß die Krawatte glatt und blickte verlegen drein.
    »Weil dir doch wohl klar ist«, sagte ich, »dass ihr es hier mit einer mechanischen Pest zu tun habt. Genau das ist es nämlich. Genau wie eine Bakterienpest oder eine Virenpest. Nur dass es mechanische Organismen sind. Ihr habt, verdammt noch mal, eine von Menschen geschaffene Pest am Hals.«
    Er nickte. »Ja.«
    »Die evolviert.«
    »Ja.«
    »Und sie ist nicht an biologische Evolutionsgeschwindigkeiten gebunden. Sie evolviert wahrscheinlich schneller.«
    Er nickte. »Sie evolviert tatsächlich schneller.«
    »Wie schnell, David?«
    Brooks seufzte. »Verdammt schnell. Heute Nachmittag, wenn der Schwarm wiederkommt, ist er schon wieder anders.«
    »Kommt er denn wieder?«
    »Er kommt immer wieder.«
    »Und warum?«, fragte ich.
    »Er will hier rein.«
    »Und warum?«
    David rutschte unbehaglich hin und her. »Wir haben nur Theorien, Jack.«
    »Lass hören.«
    »Eine Möglichkeit ist, dass es was Territoriales ist. Wie du weißt, beinhaltet der ursprüngliche predprey -Code auch das Konzept eines Gebietes, des Territoriums, in dem die Räuber sich bewegen. Und innerhalb dieses Kerngebietes bestimmt er eine Art Stützpunkt, der für den Schwarm vielleicht im Innern unseres Gebäudes liegt.«
    Ich sagte: »Glaubst du das?«
    »Eigentlich nicht, nein.« Er zögerte. »Um ehrlich zu sein«, fuhr er fort, »die meisten von uns glauben, dass er wiederkommt, weil er deine Frau sucht, Jack. Er sucht Julia.«

6. Tag, 11.42 Uhr
    Und so kam es, dass ich mit mörderischen Kopfschmerzen im Krankenhaus in San Jose anrief. »Julia Forman, bitte.« Ich buchstabierte den Namen für die Stimme in der Zentrale.
    »Sie ist auf der Intensivstation«, sagte die Stimme.
    »Ja, stimmt.«
    »Tut mir Leid, aber direkte Anrufe bei den Patienten sind nicht erlaubt.«
    »Dann die Station, bitte.«
    »Moment, ich verbinde.«
    Ich wartete. Niemand ging ans Telefon. Ich rief erneut in der Zentrale an und hatte schließlich eine Krankenschwester von der Intensivstation am Apparat. Julia sei beim Röntgen, sagte die Schwester, und sie wisse nicht, wann Julia zurück sei. Ich sagte, sie müsse längst zurück sein. Die Schwester erwiderte ziemlich gereizt, sie könne vom Telefon aus Julias Bett sehen und sie könne mir versichern, dass Julia nicht drinliege.
    Ich sagte, ich würde wieder anrufen.
    Ich legte den Hörer auf und wandte mich an David. »Was hat Julia eigentlich mit der ganzen Geschichte zu tun?«
    »Sie hat uns geholfen, Jack.«
    »Das denk ich mir. Aber wie genau?«
    »Am Anfang hat sie versucht, den Schwarm anzulocken«, sagte er. »Um ihn per Funk unter Kontrolle bringen zu können, mussten wir dafür sorgen, dass er nahe am Gebäude blieb. Julia hat uns dabei geholfen.«
    »Wie denn?«
    »Na ja, sie hat ihn unterhalten.«
    »Sie hat was?«
    »Ich denke, so könnte man es nennen. Es war uns sehr bald klar, dass der Schwarm rudimentäre Intelligenz besitzt. Julia kam auf die Idee, ihn wie ein Kind zu behandeln. Sie ist mit bunten Klötzen nach draußen gegangen, Spielzeug. Sachen, an denen ein Kind Spaß hätte. Und der Schwarm schien auf sie anzusprechen. Sie war ganz aus dem Häuschen.«
    »Zu dem Zeitpunkt war es ungefährlich, zu dem Schwarm rauszugehen?«
    »Ja, völlig ungefährlich. Er war eine harmlose Partikelwolke.« David zuckte die Achseln. »Jedenfalls, nach ein oder zwei Tagen beschloss Julia, einen Schritt weiterzugehen und den Schwarm systematisch zu testen. Verstehst du? Wie eine Kinderpsychologin ein Kind testen würde.«
    »Du meinst, ihm was beibringen«, sagte ich.
    »Nein. Sie wollte ihn testen.«
    »David«, sagte ich. »Der Schwarm ist eine verteilte Intelligenz. Er ist ein gottverdammtes Netzwerk. Egal, was du mit ihm anstellst, er lernt. Testen ist

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