Beutewelt 03 - Organisierte Wut
fliegen? Das ist sehr gefährlich, Frank!“, erklärte Steffen.
„Ist mir schon klar, aber gerade schneit es nicht. Ich muss auch nur aus Ivas raus. Du musst mich nicht bis Grodno bringen!“, erklärte Frank und versuchte nun auch Steffen deVries zu beruhigen.
„Das ist riskant!“, hörte er nur.
„Du machst das jetzt!“ schrie der Dorfchef und der dickliche Flame zuckte verängstigt zusammen.
„Ich hole noch Alf, meine Knarre und mein Handy. Bis gleich!“
Frank raste so gut es ging durch den hohen Schnee und kam mit Bäumer im Schlepptau zurück. Letzterer wirkte nach wie vor völlig überfordert und stotterte nur vor sich hin.
Steffen deVries brachte die beiden schließlich im Tiefflug bis nach Varena. Als ihm Alf erzählte, dass die Dorfgemeinschaft offenbar kein Geheimnis mehr war, brach für den flämischen Familienvater eine Welt zusammen. Vor Sorge und Angst brachte Steffen den gesamten Flug über kein Wort mehr heraus.
Von Varena aus machten sie sich mit dem Zug auf den Weg nach Grodno. Erst gegen Abend kamen sie an und fanden Unterschlupf in einer kleinen Pension in der Innenstadt.
„Im Grunde hat die dumme Kuh das doch gar nicht verdient“, knurrte Bäumer und legte sich ins Bett.
„Ich tue das vor allem für Thorsten und für die Revolu-tion“, betonte Frank und gähnte.
„Is’ klar, Alter! Das glaubst du selbst nicht!“
„Willst du vor dem Pennen noch Streit anfangen?“, brummte Kohlhaas gereizt.
„Also ich tue das hier nur für die Revolution und nicht für diese blöde Tussi“, bemerkte Alf verärgert.
„Die Revolution sollte jetzt auch kommen, denn wenn nicht, dann ist Ivas bald Geschichte!“, sagte Frank zerknirscht.
„Ich weiß. Das ist ein einziger, verdammter Alptraum.“
Sie redeten noch bis spät in die Nacht hinein und mussten sich regelrecht zwingen zu schlafen. Zu tief saßen die Sorgen und Ängste in ihren Köpfen.
Heute hatten sie erfahren, dass ihr warmes und sicheres Nest, das kleine Dörfchen Ivas, nicht mehr länger geheim war und mit der GSA gab es auf Dauer kein Verhandeln. Es war eine Katastrophe.
„Das hier ist die Staraja Uliza!“, brummte Frank und deutete auf ein verrostetes Straßenschild.
„Viktor wohnt in Nummer 117. Endlich, Grodno ist ganz schön groß – und hässlich“, erklärte Alf und tippte auf seinem DC-Stick herum.
Sie erreichten ein graues Mehrfamilienhaus. Eine gewaltige Ladung Schnee hatte sich am Rande des Bürgersteiges aufgetürmt und blaue Müllsäcke standen in Massen an die Hauswand gelehnt davor.
Frank drückte eine Klingel und es dauerte einen kurzen Augenblick, dann summte ein Türöffner. Sie gingen die Treppe hoch bis in den 4. Stock. Dann rief jemand etwas auf Russisch aus einer Wohnung. Es war Viktor.
Frank eilte auf ihn zu. Der athletische Russe wirkte zuerst etwas verdutzt, dann setzte er ein Lächeln auf.
„Hey, Viktor! I’m Frank. Can you remember me?“
Alf folgte und begrüßte den jungen Mann ebenfalls.
„Yes, hello Frank! And hello Alf! What are you doing here in Grondo?”
„We have to ask you a few things. Can we come in?”, fragte Kohlhaas und musterte den Russen argwöhnisch.
Viktor zögerte einige Sekunden und blickte sich um. Dann nickte er. „Yes! Come in, my friends!“
Sie folgten ihm und setzten sich in das schön eingerichtete Wohnzimmer. Der junge Mann verschwand im Nebenraum.
„Do you want to drink something?“, hörten sie.
„No, thanks!”, kam wie aus einem Munde zurück.
Der Russe kam wieder und setzte sich in einen Sessel, dann zündete er sich eine Zigarette an.
„What can I do for you?“
„We are looking for Julia! Her father, Thorsten Wilden, told us, that she went to Grodno . To visit you!”, sagte Frank.
Viktor wirkte nachdenklich und schabte mit seinen Fingern an der Lehne seines Ledersessels herum. Dann erwiderte er betrübt: „Yes, Julia wanted to visit me, but she never came. Where is she?”
„She did not come to you, Viktor?”, bohrte Alf nach.
„No! I’m still waiting, my friends. I wanted to talk to her. We are no couple anymore, just good friends…”
„Just good friends”, brummte Frank und starrte an die Decke.
„I’m full of sorrows!“, betonte Viktor.
„ Er macht sich Sorgen. Wir tun das auch!“, flüsterte Frank seinem Freund zu.
Der gutaussehende Bursche winkte ab und machte einen traurigen Eindruck. „I can not help you, my friends. Sorry!”
Frank und Alfred sahen sich an.
„Shit!“, stieß Kohlhaas
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