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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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Umsturzes gekommen war. Dazu gehörten Polizeidienststellen, Rathäuser, Fernsehsender, Radiostationen und Pressehäuser. Weiterhin Fabriken und diverse Versorgungszentren für Strom und Wasser.
    Artur selbst propagierte den Ansturm auf Minsk und gedachte neben bewaffneten Trupps Zehntausende von Menschen vor den Präsidentenpalast der Metropole zu führen, um Medschenko zur Abdankung zu zwingen.
    Frank, Alf, Sven und Tausende Anhänger der Rus kümmerten sich derweil um die massenhafte Verteilung von Werbematerial und organisierten Aktionen in verschiedenen Teilen des Landes. Für Treffen mit Julia hatte Kohlhaas in diesen Tagen nur wenig Zeit.
    Einige von Tschistokjows weißrussischen Unterführern bereiteten zudem einen Generalstreik der gesamten Arbeiterschaft vor und infiltrierten zahllose Produktionskomplexe und Fabriken.
    Anfang November kam es zu weiteren Demonstrationen in verschiedenen Teilen des Landes, welche von den örtlichen Gruppenleitern organisiert wurden. Gewalttätige Zusammenstöße mit der Polizei gab es nur noch selten. Tschistokjow selbst hatte seine Getreuen ebenfalls dazu angehalten, nur im äußersten Notfall zurückzuschlagen. Das verschaffte ihm bei zahlreichen frustrierten Polizeibeamten und Verwaltungsmitarbeitern, welche langsam auch einsahen, dass sich etwas ändern musste, weitere Sympathien.

    Schließlich brach der Winter des Jahres 2035 wie eine wütende Nemesis über Weißrussland, Litauen und die umliegenden Länder herein. Bereits Anfang Dezember fiel eine so heftige Kältewelle über das Land her, wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. In den Städten und Dörfern des Baltikums und Weißrusslands erfroren innerhalb weniger Tage Hunderte von Obdachlosen und Armen. Gerade jetzt, in den Zeiten massiver Preiserhöhungen für Brennstoffe, wurden die Menschen von grausamen Minustemperaturen heimgesucht, was in Millionen einen Zustand aus Angst und Wut auslöste.
    Viele fürchteten die kalte Periode nicht zu überstehen. Zudem kollabierten die noch intakte einheimische Wirtschaft und das Verkehrswesen in Folge der ersten, massiv einsetzenden Schneefälle. Es war jener Zustand aus Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, welchen Artur Tschistokjow und seine Anhänger herbeigesehnt hatten.
    Der Anführer der Rebellen sprach mit einem gewissen Zynismus bezüglich der einsetzenden Kältewelle von einem „Geschenk Gottes“.
    Hunderttausende, die sich bisher ruhig verhalten und ihren Unmut auf die Regierung nicht offen gezeigt hatten, wurden jetzt durch die eisigen Temperaturen und die soziale Not in die Arme der Rebellen getrieben. Der Winter peitschte sie förmlich aus ihrer Lethargie und zwang sie dazu, Farbe zu bekennen.
    Artur Tschistokjow begab sich zuerst nach Moghilev und führte dort eine Massendemonstration mit über 50.000 Menschen durch, welche zum größten Teil aus der Stadt selbst und den umliegenden Dörfern und Kleinstädten kamen. Die frierende und hungernde Masse belagerte das Rathaus und griff die Polizei mit Wurfgeschossen an. Nur mit Mühe und Not konnten die bewaffneten Ordner für Ruhe sorgen und einen blutigen Straßenkampf verhindern.
    Einige weißrussische Polizisten schlossen sich gegen Ende des Aufmarsches sogar den Demonstrierenden an, denn auch sie litten zunehmend unter ausbleibenden Gehaltszahlungen und den steigenden Preisen für Nahrungsmittel, Öl und Gas.
    Bis Mitte Dezember verschlimmerte sich die Situation noch. Der Wintereinbruch nahm in seiner Heftigkeit zu und es zeichnete sich eine nie gekannte Lebensmittelknappheit im ganzen Land ab. Frank, Alfred und alle anderen Mitstreiter Tschistokjows nutzen die Gelegenheit, um die Botschaften ihres politischen Anführers noch energischer in die Köpfe der unzähligen Unzufriedenen zu hämmern.
    Bewaffnete Trupps der Freiheitsbewegung der Rus übernahmen die Macht in vielen Dörfern und Kleinstädten im Norden Weißrusslands – mit Duldung der örtlichen Polizisten und Behörden, welche sich teilweise der Rebel-lion anschlossen.
    Der Hauptverwalter der Stadt Wizebsk wurde kurz vor Weihnachten von einer aufgebrachten Masse vor seinem Haus gelyncht. Artur Tschistokjow kam eine Woche später in die Großstadt und sprach vor fast 30000 Menschen. Auch hier ließ ihn die Polizei gewähren. Medschenko hatte längst die Kontrolle über die Situation verloren.
    In Moskau, St. Petersburg, Kiew und anderen Großstädten in Russland und der Ukraine kam es ebenfalls zu öffentlichem Aufruhr, welchen die dortigen

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