Beutewelt 03 - Organisierte Wut
aus.
Viktor redete mit ihnen noch ein wenig über allerlei Unwichtigkeiten und bat sie, Julia auszurichten, dass sie sich sofort bei ihm melden sollte, wenn sie wieder auftauchen würde. Plötzlich stand Viktor auf und ging zur Toilette. Seine beiden Gästen blieben frustriert auf dem Sofa zurück.
„Meinst du, dass er die Wahrheit sagt?“, fragte Frank seinen Freund.
„Warum sollte er uns Mist erzählen?“
„Ich traue dem Kerl nicht!“
„Du hasst ihn, weil ihn Julia scheinbar doch noch mag.“
„Naja, vielleicht hast du Recht. Jedenfalls bringt er uns nicht weiter.“
Gedankenverloren strich Alf mit seinem Zeigefinger zwischen den Sitzkissen des Sofas hin und her. Plötzlich ertastete er ein Stück Papier und zog es heraus. Frank hatte sich derweil zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
„Das Unglück nimmt seinen Lauf. Es war alles umsonst“, dachte er sich und stieß einen Seufzer aus.
Alf versuchte den kyrillischen Text auf dem schmalen Stück Papier, welches er aus der Ritze zwischen den Sitzkissen herausgezogen hatte, zu entziffern. Es war eine Tankquittung vom 06.01.2036. „Tankstelle Wladimir Zolinski, Prienai“ stand darauf. Alf knüllte den kleinen Zettel ohne weiteres Nachdenken zusammen.
Eine Toilettenspülung ertönte und Bäumer steckte das Papierstück in seine Manteltasche. Viktor kam zurück ins Wohnzimmer.
„Thanks, Viktor! We go now!“, erklärte Frank und sie standen auf.
„Okay! I hope Julia is allright!“, erwiderte der Russe und begleitete sie zur Tür.
Nach einigen Minuten hatten sie die Eingangstür des Mehrfamilienhauses schon fast erreicht. Frank trat vor Wut gegen das Treppengeländer. Alf schien zu grübeln.
„So ein Dreck! Julia finden wir niemals!“, zischte Kohlhaas und blickte seinen Freund an.
Plötzlich riss Bäumer die Augen auf und kramte hastig in der Tasche seines Mantels herum.
„Was machst du denn?“, knurrte Frank.
„Warte mal!“
Dann zog Alf den zerknüllten Zettel heraus und warf erneut einen Blick darauf. „Wir haben heute den 10. Januar, oder?“
„Ja, warum?“, gab Frank zurück. „Was hast du denn da?“
„Das ist eine Tankquittung. Sie ist vom 06. Januar, also vor drei Tagen. Ich habe sie zwischen den Sitzkissen auf Viktors Sofa gefunden …“
„Und? Was interessiert mich dieser Mist?“
„Die Tankquittung ist von einer Tankstelle aus Prienai. Das ist die erste Tankstelle, die man erreicht, wenn man von Ivas aus auf die Autobahn fährt!“
„Ja, die Tankstelle kenne ich doch …“, antwortete Kohlhaas beiläufig.
„Aber was macht diese Tankquittung in einer Ritze von Viktors Sofa?“
Frank zuckte zusammen und taumelte gegen das Treppengeländer. Mit offenem Mund blieb er stehen und riss die Augen auf.
Sturm auf Minsk
Die beiden hatten sich wieder auf ihr Zimmer zurückgezogen und Alf versuchte Frank, welcher wie ein wütender Stier durch den Raum tobte, irgendwie zu beruhigen.
„Ich werde es aus dem Kerl herausprügeln!“, schnaubte der junge Mann.
„Jetzt komm mal wieder runter! Das bringt doch nichts!“, sagte Bäumer.
„Der Bastard ist ein Verräter! Er arbeitet mit der GSA zusammen. Ich werde ihn kaltmachen!“
„Ja, ist doch gut jetzt! Reiß dich gefälligst zusammen. Ich denke nach, also hör auf, hier den wilden Affen zu spielen!“
Kohlhaas knurrte vor sich hin und stieß leise die schlimmsten Verwünschungen aus.
Plötzlich kam Alf zu ihm und bemerkte: „Wir legen uns erst einmal auf die Lauer und beschatten Viktor. Vielleicht finden wir so etwas heraus.“
„Und was soll das bringen?“, schimpfte Frank.
„Ist jedenfalls besser, als sofort mit der Wumme auf ihn los zu gehen!“
Sie verließen die Pension und postierten sich in einem Hauseingang gegenüber von Viktors Wohnblock. Mehrfach musste Bäumer seinen heißblütigen Freund zurückhalten. Sie warteten bis spät in die Nacht hinein und froren erbärmlich. Viktor ließ sich jedoch nicht sehen.
Am nächsten Tag hatten sie mehr Glück. Der Russe kam gegen Mittag aus seinem Haus und die beiden Männer folgten ihm unauffällig durch einige Straßenzüge. Irgendwann hielt Viktor an und ging in einen Wohnblock hinein. Frank und Alfred huschten ihm hinterher und ließen ihn nicht aus den Augen.
Eine ältere Frau auf Krücken ließ ihn in ihre Wohnung. Der junge Mann begrüßte sie herzlich und begab sich dann hinein.
Frank und Alf pirschten ihm nach und horchten an der Tür. „Das ist seine Mutter. Ich habe das Wort „Matj“
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