Beutewelt 03 - Organisierte Wut
Sicherheitskräfte nur mit Mühe niederschlagen konnten.
Das Weihnachts- und Neujahrsfest in Ivas fiel in diesem Jahr aus, da ein beträchtlicher Teil der Einwohner des Dorfes den Rus bei ihren Demonstrationen und Werbeaktionen half und pausenlos aktiv war.
Jetzt musste die weißrussische Hauptstadt Minsk eingenommen werden, was Tschistokjow seinen Mitstreitern seit Jahren predigte. Die Vorbereitungen dafür liefen auf Hochtouren.
„Das neue Jahr muss mit dem Sieg der Revolution enden!“, wiederholte der Rebellenführer unaufhörlich. So nahmen sie all ihre Kraft, ihren Hass und ihre Hoffnung zusammen, um im Januar 2036 den alles entscheidenden Großangriff zu beginnen.
Frank gähnte und kroch aus den Federn. Seit zwei Tagen war er wieder in Ivas und glücklich darüber, sein Heimatdorf heil erreicht zu haben. Der Schnee hatte in der letzten Nacht die kleine Ortschaft wie ein riesiges, weißes Laken bedeckt. Sie waren vollkommen eingeschneit.
„Verdammt!“, flüsterte der junge Mann vor sich hin und trottete zum Fenster. Eisblumen bedeckten die Scheibe und versperrten die Sicht auf den kleinen Garten hinter dem Haus, welcher vollkommen von einer dicken Schneedecke erstickt worden war.
„Jetzt kommen wir aus diesem Kaff nicht mehr raus!“, hörte er eine Stimme hinter sich. Es war Alf. Der Hüne bibberte vor Kälte und warf im Eiltempo den alten Holzofen im Wohnzimmer an.
„So ein Mist. Eine derartige Schneemenge habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Hoffentlich kracht unser Dach nicht irgendwann zusammen“, brummte Frank und schlich in die Küche.
Die beiden Männer genehmigten sich einen auflösbaren Kaffee und wurden langsam wach. Bald spürten sie die aufkommende Wärme, welche aus dem Wohnzimmer herankroch und der über Nacht ausgekühlten Küche wieder eine erträgliche Temperatur verlieh.
„Nun muss die Revolution doch ohne uns stattfinden, wir haben schneefrei!“, scherzte Frank und schmierte sich ein Brot. Plötzlich schreckte er auf. Jemand bollerte an die Haustür.
„Ja, wir kommen schon. Immer mit der Ruhe!“, brüllte Bäumer genervt und eilte durch den Hausflur.
„Alf, gut dass ihr da seid! Lasst mich rein!“, hörte Frank eine zitternde Stimme im Hintergrund. Er wusste, wem sie gehörte. Es war Wilden.
Der Dorfchef stand abgehetzt und durchnässt im Türrahmen und man hätte ihn fast mit einem Schneemann verwechseln können.
„Sie haben Julia!“, stieß er aus und rannte in die Küche. „Habt ihr gehört? Sie wissen alles!“
Frank und Alf stutzten. „Wie bitte?“
„Sie haben meinen Engel, die GSA!“, stammelte der ältere Herr und rang nach Luft.
„Wovon redest du, Thorsten?“
„Julia ist vor drei Tagen nach Grodno gefahren. Sie wollte sich mit diesem Viktor treffen, genaueres weiß ich nicht. Heute morgen, ein Anruf, die GSA! Sie haben meine Julia!“, lamentierte das Oberhaupt von Ivas.
Frank spuckte einen gewaltigen Schwall Kaffee über die Tischplatte und fiel fast vom Stuhl. „Was? Wie?“
„Die GSA hat mich heute Morgen angerufen und mir gesagt, dass sie Julia entführt und in ihrer Gewalt haben. Sie wissen über mich und meinen Einfluss auf Artur Tschistokjow Bescheid. Sie wissen über Ivas Bescheid! Verflucht!“
Bäumers Augen quollen ihm fast aus dem Schädel, Frank wurde kreideweiß und schluckte. „Ich hoffe du verarschst uns, Thorsten …“
„Nein! Das ist kein blöder Witz! Es ist die Wahrheit! Ich schwöre es!“
Der Gesichtsausdruck des Dorfchefs ließ keinen Scherz vermuten. Seine Augen starrten mit blankem Entsetzen umher, als hätten sie den Leibhaftigen erblickt.
Sie boten ihrem Gast einen Stuhl an und Wilden sank erschöpft hernieder. Dann fing er an zu weinen und stotterte wirres Zeug. So hatten Frank und Alf den ehemaligen Geschäftsmann noch nie gesehen. Ratlos warfen sie sich besorgte Blicke zu.
Nach einer Weile war Wilden in der Lage, die Situation einigermaßen verständlich zu schildern. Offenbar hatte sich Julia vor drei Tagen auf den Weg nach Grodno gemacht. Viktor hatte sie gebeten zu kommen, da er sich bei ihr entschuldigen wollte.
Trotz des gefährlichen Wetters hatte sich die hübsche Tochter des Dorfchefs darauf eingelassen und war sofort losgefahren. Seitdem hatten Herr und Frau Wilden nichts mehr von Julia gehört. Heute Morgen hatte das Oberhaupt von Ivas einen besorgniserregenden Anruf erhalten. Jemand meldete sich als Mitarbeiter des internationalen Geheimdienstes GSA und erklärte Wilden, dass sie
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