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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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qualmende Ruine und die noch lebenden Gegner, die sich darin verschanzt hatten, wurden durch einen letzten, kühnen Sturmangriff ausgeschaltet.
    General Kohlhaas stieg über Berge von Schutt und einige mit Staub bedeckte Tote hinweg. Irgendwo neben ihm stöhnten einige Verwundete. Ob Freund oder Feind ließ sich auf den ersten Blick nicht mehr erkennen.
    Inzwischen war es schon 20.13 Uhr und langsam krochen die Schatten der Nacht hervor, um sich über St. Petersburg zu schieben. Mit blutverschmiertem Gesicht, verdreckter und verschwitzter Uniform und vollkommen erschöpft, schritt Frank durch die zerschossene Eingangstür des Hauses der Gerechtigkeit. Er ging über die mit Gesteinsbrocken bedeckte Treppe ins oberste Stockwerk hinauf und schnappte sich die Drachenkopffahne eines seiner Soldaten.
    Kohlhaas verzog sein Gesicht vor Schmerz, Hunger und Müdigkeit, dann hielt er das Banner aus dem Fenster und seine Leute brachen in einen stürmischen Jubel aus.
    Sie hatten es tatsächlich geschafft. Das Haus der Gerechtigkeit war eingenommen worden. Vollkommen erschöpft sank der General in sich zusammen und wäre am liebsten an Ort und Stelle eingeschlafen.
    Der Verlust ihres Hauptquartiers war für die St. Petersburger Kollektivisten ein schwerer psychologischer Schlag. Nach einigen Stunden brachen sie ihren Angriff auf das Hauptverwaltungsgebäude ab, nachdem sie sich am Widerstand der Ordnertrupps, Volksarmisten und russischen Polizisten die Zähne ausgebissen hatten.
    Theodor Soloto zog sich mit dem harten Kern seiner Gefolgsleute im Schutz der Dunkelheit in die Nordstadt zurück und verschanzte sich dort in einigen Häusern. In anderen Stadtteilen gingen die Straßenschlachten zwischen Rus und Kollektivisten noch bis in die frühen Morgenstunden weiter.
    Am nächsten Tag nahmen die Soldaten der Volksarmee schließlich auch das Presseviertel ein und fügten ihren Gegnern damit eine weitere, schwere Schlappe zu.
    Artur Tschistokjow, der die Nachricht vom Sieg auf dem Krankenbett erfuhr, fiel vor Freude fast aus selbigem heraus. Seine Getreuen hatten die wichtigsten Punkte der zweitgrößten Metropole Russlands erobert und in den folgenden Tagen rissen sie die Kontrolle über St. Petersburg endgültig an sich.

    „Dieser Soloto ist geflohen! Kam eben im Radio!“, sagte Frank und nahm einen großen Schluck Mineralwasser zu sich.
    „Vermutlich ist er irgendwo im Untergrund der Stadt verschwunden“, mutmaßte Bäumer.
    „Heute werden wir nur in ein paar Straßenzügen patrouillieren, sonst nichts“, bemerkte Kohlhaas erleichtert.
    „Wie geht es Artur?“
    „Peter hat mir vor einer Stunde gesagt, dass sie ihm die Kugel erfolgreich aus dem Oberschenkel entfernt haben. Alles soweit klar!“
    „Wir haben es wahrhaftig geschafft. Was für eine Schlacht!“, stieß Bäumer aus.
    Sein Freund hielt sich den Kopf und wirkte noch immer matt und ausgelaugt: „Ja, Gott sei Dank!“
    Drei Soldaten neben ihnen spielten Karten und lachten laut vor sich hin, andere schliefen. Die meisten wirkten vollkommen abgekämpft und sprachen kaum noch ein Wort. „Wesentlich schlimmer ist die Sapporo-Front auch nicht gewesen“, brummte Frank und gab Alf einen Klaps auf den Rücken.
    Dann ging er zum Fenster des Hauses, das sie gestern als Unterkunft besetzt hatten, und schaute auf die schmutzige Straße herab. Keine Menschenseele war zu sehen, irgendwo hörte man lediglich einen Hund bellen.
    „Meinst du, dass das alles irgendwann einmal vorbeigeht?“, fragte Frank seinen Freund.
    „Es wird noch lange dauern!“, meinte Alf und strahlte dabei erneut seine fast schon sprichwörtliche Gemütsruhe aus.

    Die Lage in St. Petersburg beruhigte sich langsam wieder. Zusammen mit der russischen Polizei stellten die Ordnertrupps der Rus und die Soldaten der Volksarmee langsam wieder eine gewisse Ordnung in der gewaltigen Metropole her.
    Bis auf kleinere Überfälle und Hinterhalte hielt sich der Widerstand der Kollektivisten jetzt in Grenzen. Peter Ulljewski und seine Trupps begannen mit Verhaftungen und Erschießungen in der ganzen Stadt und waren ununterbrochen unterwegs.
    Theodor Soloto selbst war hingegen verschwunden und niemand konnte sagen, ob er sich noch in St. Petersburg befand oder bereits nach Osten geflüchtet war. Der weißrussische Geheimdienst suchte den verhassten Gegner zwar intensiv, doch er fand ihn nicht. Die Kämpfe der letzten Tage hatten auf beiden Seiten über 15000 Tote und unzählige Verletzte gefordert. Nun war die

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