Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
erklären, dass wir nicht nach Mount Reaver gekommen sind, um eine Bergtour zu machen. Ich finde es hier unten übrigens eher kühl“, entgegnete der Weltpräsident.
Schwer atmend gab der GSA-Mann einen langen Code ein und drückte anschließend auf einen kleinen Knopf, der den Abschaltungsvorgang einleitete. Nun suchte der Großrechnung die Verbindung zum Satellitennetzwerk, um die Scanchip-Deaktivierung zu starten.
„Das haben Sie sehr gut gemacht! Stellen Sie sich darauf ein, dass dies nicht die letzte Abschaltungswelle sein wird. Das ist nämlich erst einmal eine kleine Warnung“, bemerkte der Vorsitzende des Rates der Weisen, während der GSA-Mann nach Luft rang und sich bemühte, die Fassung zu bewahren.
Für einige Minuten betrachteten die Ratsmitglieder den Computerbildschirm und eisiges Schweigen breitete sich in der unterirdischen Halle aus. Plötzlich murmelte der GSA-Mitarbeiter jedoch einige unverständliche Dinge, um sich wieder vor den Computer zu setzen und hektisch auf der Tastatur herumzuhämmern.
„Was ist los?“, fragte ihn der Weltpräsident verärgert, die Schulter des Mannes ergreifend.
„Ich weiß es nicht…“, antwortete sein Diener und stöhnte aufgeregt.
„Stimmt etwas nicht?“
„Ich verstehe das nicht, Eure Exzellenz. Der Computer zeigt an, dass die Satellitenverbindung nicht hergestellt werden kann…“, erklärte der Geheimdienstmitarbeiter verstört.
„Diese grauenhaften Bilder wurden einem unserer Auslandskorrespondenten zugespielt. Sie zeigen, was Artur Tschistokjow und seine Truppen mit ihren Gegnern machen. Auf dieser Wiese nahe der ostdeutschen Stadt Luckau hat ein Killerkommando der ADR mehrere Tausend Menschen zusammengetrieben und erschossen.
Dies ist ein Teil der neuen Terrortaktik des russischen Diktators, der seine blutrünstigen Soldaten auf jeden hetzt, der seiner Meinung nach beseitigt werden muss. Unter den zahlreichen Opfern dieses Massakers befinden sich Politiker des Verwaltungssektors Europa-Mitte, Mitglieder von angeblich verräterischen Geheimbünden, vermeintliche Kollektivisten und viele mehr.
Wer diese schrecklichen Bluttaten sieht, kann sich ausmalen, was Europa erwartet, wenn es dem Weltverbund nicht gelingt, Artur Tschistokjow aufzuhalten. Dieser Vorfall ist nämlich nur einer von vielen. Überall wüten die Todesschwadronen der ADR hinter den Linien der vorrückenden Volksarmee der Rus. Aufgehetzt von Tschistokjows irrsinniger Hasspropaganda fallen diese skrupellosen Fanatiker über Männer, Frauen und Kinder her, metzeln sie zu Tausenden nieder, erschießen sie, hängen sie auf, schlachten sie ab. Würde eine Bestie wie der russische Diktator diesen Krieg gewinnen, so würden Millionen unschuldige Menschen in ganz Europa im Zuge seiner sogenannten „Säuberungen“ dahingemordet werden. Wir alle haben es bereits in Russland gesehen, die niemals enden wollenden Liquidierungswellen, die endlosen Schrecken…“
Frank schloss den Videobericht und verließ die Internetseite wieder. Schließlich steckte er seinen DC-Stick wieder in die Tasche, um sich Alf zuzuwenden.
„Ich würde mich so gerne einfach in Luft auflösen. Mein Gott, wie ich diese ganzen Kämpfe satt habe“, brummte Kohlhaas und setzte sich auf einen kleinen Hocker.
„Bisher läuft doch alles“, antwortete Bäumer.
„Was läuft?“
„Dieser ganze Feldzug. Wir marschieren von einem Sieg zum nächsten.“
„Ach, Alf! Das hier ist doch erst der Anfang. Glaube nicht, dass das noch ewig so weitergehen wird. Der Feind ist doch noch gar nicht richtig da. Die kommen schon noch und dann bricht hier die Hölle los.“
„Wir werden die GCF wieder schlagen. Ich bin mir da inzwischen sicher. Wir werfen sie aus Europa raus und dann wird die Weltregierung endlich einen echten Frieden akzeptieren müssen“, meinte Alfred.
Kohlhaas verdrehte die Augen und erwiderte: „In diesem Krieg wird keine der beiden Parteien halbe Sachen machen. Hier geht es um die Weltherrschaft – nicht nur um Deutschland, Frankreich oder irgendwelche einzelnen Länder. Die ganze Sache wird nach und nach immer weiter eskalieren und am Ende wird alles in einem furchtbaren Vernichtungskrieg enden. Sei doch endlich realistisch!“
„Dann sollen sie kommen. Wir werden sie erneut besiegen“, bemerkte Bäumer und schien sich langsam über Franks Pessimismus zu ärgern.
„Das werden sie auch tun. Die paar GCF-Verbände, die wir bisher zerschlagen haben, waren nur die gewöhnlichen Besatzungstruppen,
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