Beverly Barton, Hexenopfer
menschlichen Speichel, vermischt mit dem Blut des Opfers, an den gesamten Rändern der Schnittwunde finden.«
Jacob legte die Stirn in tiefe Falten. »Soll das heißen, dieser Typ …«
»Trinkt Blut seines Opfers und leckt es dann ab.«
»Heiliger Strohsack.« Jacob sprang von seinem Stuhl auf, ging an die Fenster und schaute über die schneebedeckte Fläche draußen. »Sobald dieser Kerl festgenommen ist, sollte mehr als genug DNA-Beweismaterial vorliegen, um ihn in die Todeszelle zu stecken.«
»Mehr als genug«, sagte Dallas. »Aber alles DNA-Beweismaterial der Welt ist wertlos ohne einen Verdächtigen.«
9
Auf dem Weg zum Jasmine’s wich Dallas vorsichtig den vereisten Stellen unter dem Schneematsch aus. Butler hatte gemeint, Genny brauche ziemlich lange, um Suppe und Sandwiches zu holen, und wollte schon im Restaurant anrufen, als er einen Anruf von Roddy Watson, dem Polizeichef von Cherokee Pointe, bekam.
»Ich gehe zum Restaurant rüber und sehe nach ihr«, hatte Dallas angeboten.
Butler hatte den Polizeichef so lange in der Leitung warten lassen, bis er Dallas den Weg beschrieben und ihn mit einem warnenden Blick durchbohrt hatte. Bei diesem finsteren Blick fragte sich Dallas, ob Butler die Chemie zwischen Genny und ihm mitbekommen hatte. Aber warum sollte er? Sie hatten beide nichts gesagt oder getan, um sein Misstrauen zu wecken. Vielleicht sandte der Sheriff beschützende Signale des großen Bruders an jeden Mann aus, der mit Genny in Kontakt kam. Hätte er, Dallas, sie zu beschützen, würde er es auf jeden Fall genauso machen.
Dallas blieb vor dem Jasmine’s stehen. Von außen nichts Schickes. Nur ein renoviertes altes Gebäude mit einer grünen Markise über dem Eingang und dem Name des Restaurants in goldenen Lettern über der Tür. Der Name tauchte noch einmal auf einem schlichten, quadratischen Metallschild auf, das zwischen Parterre und erstem Stock des Lokals hing.
Sobald er drinnen war, umfing ihn die Wärme und zwang ihn, seinen Mantel auszuziehen und über den Arm zu legen. Es war nicht viel los, stellte er fest. Nur die Hälfte der Tische und Nischen waren besetzt. Wahrscheinlich lag es an der Kombination von Wintersaison und schlechtem Wetter.
Er suchte den Raum nach Genny ab. Als er sie erblickte, musste er unwillkürlich lächeln. Doch dann sah er, dass sie einem schlanken, braunhaarigen Mann gegenüber saß, makellos bekleidet mit marineblauer Hose, hellblauem Hemd und sportlicher Tweedjacke. Gennys Gesicht war von Wärme und Freundlichkeit erhellt, während sie mit Mr Beau Brummell plauderte. Vielleicht war sie ein wenig zu freundlich. Sie lachte über etwas, das der Kerl sagte. Dallas’ Magen verknotete sich.
»Raucher oder Nichtraucher?«
Dallas’ Kopf fuhr herum, und er starrte die Kellnerin an, die eine Speisekarte in der Hand hielt. Sie war ein gut aussehender Rotschopf mit katzengrünen Augen und strahlte einen Weltschmerz aus, den nur ein vom Leben gezeichnetes Opfer sofort erkennen würde.
»Keins von beiden, danke. Ich bin hier, um Genny Madoc abzuholen.« Sein Blick zielte auf Genny, die weiter mit dem Mann schwatzte, den Dallas nur im Profil sah.
Der Rotschopf nahm Dallas genau in Augenschein und grinste dann. »Sie müssen FBI-Agent Sloan sein.«
Dallas richtete seine Aufmerksamkeit auf die Kellnerin. »Und woher wollen Sie das wissen?«
»Ich bin Jazzy Talbot. Genny ist meine beste Freundin. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.« Jazzy deutete mit dem Kopf zu dem Tisch, an dem Genny saß. »Das ist Royce Pierpont. Er und Genny sind nur befreundet, obwohl er gern mehr hätte.«
»Miss Madocs Privatleben geht mich nichts an. Wenn sie Ihnen erzählt hat, wer ich bin, muss sie Ihnen gesagt haben, warum ich in Cherokee Pointe bin.«
Jazzy nickte. »Sie hat mir auch erzählt, dass Sie die letzte Nacht in ihrem Haus verbracht haben.« Erneut musterte sie ihn von Kopf bis Fuß. »Genny hat Sie genau beschrieben.«
»Würden Sie ihr bitte sagen, dass ich hier bin?«, bat Dallas. »Ich möchte nicht stören, aber Sheriff Butler war beunruhigt, weil sie wohl zu lange brauchte, um das Essen zu holen.«
»Hm … Jacob macht sich ständig Sorgen um Genny. Ich glaube, das machen wir alle. Sie ist ein außergewöhnlicher Mensch, wissen Sie. Sehr vertrauensselig und fürsorglich.«
Jazzy wartete, als rechne sie mit einer Entgegnung von Dallas, aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Da er Genny kaum kannte, hatte er nichts als erste Eindrücke beizusteuern,
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