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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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dazu führte, dass einer der schlimmsten Todesbringer im letzten Jahr in einem Luxushotel in Bangkok verhaftet werden konnte. Da wollte er gerade einen Waffendeal im Wert von fünf Millionen Dollar mit der kolumbianischen FARC abschließen.«
    Sie warf einen kurzen Blick in ihre Papiere.
    »Über Adèle de Clermont-Tonnere, mit der Spang-Hansen möglicherweise Kontakt hatte, habe ich leider nur wenig Informationen«, erklärte sie und nickte Thor zu. »Aber ich weiß, dass sie ein Schwergewicht vom selben Format wie eben dieser Victor Bout ist. Und ich glaube, dass euch sein Lebenslauf einen Eindruck davon geben kann, wovon wir hier sprechen. Bout ist dafür berüchtigt, dass er bis jetzt noch jedes Waffenembargo gebrochen hat. Bis in die 1990 er Jahre lieferte er beispielsweise an die Demokratische Republik Kongo, Sierra Leone, Angola, Liberia – und wo es sonst noch gerade Bürgerkriege und Völkermorde gab –, wenn er nicht gerade Waffentransporte für die englische und amerikanische Armee organisierte.«
    »So etwas muss doch wohl auffallen«, warf Kraus ein.
    »Ich meine, wenn es in einem solchen Ausmaß stattfindet.«
    Tantawi zuckte mit den Schultern.
    »Zyniker behaupten, dass es heutzutage realistisch betrachtet eigentlich keinen illegalen Waffenhandel mehr gibt. Alles geschieht mit dem Wissen und der Akzeptanz der westlichen Regierungen, wenn nicht sogar in deren Auftrag, weil es einem politischen oder finanziellen Ziel dient. Victor Bout ist natürlich nur an seinem eigenen Profit interessiert, aber Leute wie er operieren mit einem ganzen Heer von Scheinfirmen, heimlichen Offshore-Konten und mehr oder weniger legitimen Endverbraucherzertifikaten. Vor zehn Jahren lieferte er beispielsweise vor den Augen der internationalen Gemeinschaft Waffen an Liberias Diktator, obwohl ein strenges Waffenembargo herrschte. Charles Taylor brauchte Helikopter und Waffen, um die Rebellen von Liberians United for Reconciliation and Democracy zu bekämpfen. Also kaufte Bout über einen Strohmann MI - 2 - und MI - 17 -Kampfhubschrauber mit Ersatzteilen, Panzer- und Luftwaffenabwehrsysteme, Raketen, Maschinengewehre und eine Million Schuss Munition aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie kamen mit Bouts eigenem Frachtflugzeug nach Monrovia und wurden von dort unter einem neuen Namen in Zusammenarbeit mit einer gambischen Scheinfirma ins Landesinnere gebracht, wo sie Charles Taylor im Kampf um seinen Machterhalt vermutlich eine große Hilfe waren. Das Ergebnis waren meinen Informationen nach etwa siebenhunderttausend Tote.«
    Sie machte eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr: »Wenn solche Machenschaften von erfahrenen Leuten durchgeführt werden, ist es nahezu unmöglich, den eigentlichen Hintermann ausfindig zu machen.«
    *
    »Gib mir die Kurzfassung. Ich habe keine Zeit, deinen Bericht noch vor der Besprechung mit dem Ministerium durchzulesen. Ich hätte nur gerne eine Erklärung dafür, warum du hinter meinem Rücken zugestimmt hast, dass die Sache dem Militärgericht entzogen wird. Und es muss eine verdammt überzeugende Erklärung sein.«
    Länger war Nora Levitans Nachricht, die ihn vor weniger als einer Stunde erreicht hatte, nicht gewesen. Warwick gewöhnte sich allmählich an ihre brüske Art und wusste, wie er die Chefin des Militärischen Abschirmdienstes zu nehmen hatte. Sie hatte diesen Posten erst seit einem Jahr inne, und viele von den alten Mitarbeitern im Kastellet beschwerten sich lauthals über ihre neue Chefin. Sie war nicht nur eine Frau, sondern auch noch die erste zivile Chefin des Dienstes, und genau das war das Problem. Eine ausgebildete Politologin, die anschließend Karriere in der Zentralverwaltung gemacht hatte. Den ganzen Weg von der Oberregierungsrätin bis zur Staatssekretärin im Staatsministerium. Mit anderen Worten – sie unterschied sich sehr von den Offizieren, die dieses Amt früher ausnahmslos bekleidet hatten. Warwick hatte zu der etwas kleineren Fraktion gehört, die sie als Repräsentantin der Erneuerung begrüßt hatte, auch wenn es für zivile Analytiker wie ihn bedeutete, mit der im Kalten Krieg entstandenen Auffassung darüber zu brechen, der Abschirmdienst sei lediglich Militär mit anderen Mitteln, um Carl von Clausewitz zu paraphrasieren.
    Warwick hatte schon einige Besprechungen mit Nora Levitan erlebt, und obwohl sie Selbstbewusstsein und Kompetenz ausstrahlte, hatte sie irgendetwas Falsches an sich. Sie versuchte zu eifrig, sich reinzuwaschen, als hätte sie sich schon nach

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