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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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jemanden beschatten müsse, wäre ein Taxi nicht unbedingt die schlaueste Lösung.
    »Was wolltest du eigentlich hier?«
    Thor wollte nach ihren Autoschlüsseln greifen, doch sie zog die Hand zurück.
    »Denk immer schön daran, dass ich nirgendwo hinmuss«, sagte sie. »Ich habe alle Zeit der Welt.«
    Sie winkte ab, als Thor protestieren wollte.
    »Wenn du meine Hilfe anforderst, musst du mir auch etwas dafür bieten«, fuhr sie fort und umklammerte so lange die Schlüssel, bis er ihr von dem Anruf auf Anisas Handy erzählt hatte, der immerhin bedeuten musste, dass sie noch am Leben war.
    »Und wer hat sie angerufen?«
    »Keine Ahnung. Aber alle Handys haben eine IMEI -Nummer, die vom nächstgelegenen Funkmast registriert wird, sobald das Telefon in Gebrauch ist. Indem man sich diese Informationen ansieht, kann man ein Handy bis auf einen Radius von hundert Meter orten. Aber das setzt voraus, dass es eingeschaltet ist.«
    Dann schnappte er sich Linneas Schlüssel, erklärte, dass er bereits ein Taxi für sie bestellt habe, verschwand durch die Tür und ließ sie allein in der Wohnung zurück.

46
    W ir haben uns auf dem Platz versammelt, unsere Gefangenen stehen in der Mitte und wir ringsherum, mit den Gewehren auf sie zielend. Wir trippeln auf der Stelle und lachen. Die Waffen sind unser ganzer Stolz, und wir reinigen und hüten sie mit größter Sorgfalt. Würde man sie uns wegnehmen, wären wir nur noch wütende Kinder auf Koks. Mit der AK - 47 über der Schulter aber bin ich Soldat in einem Heer, das niemanden verschont. Mit meiner Panga bin ich eine Tötungsmaschine, der niemand begegnen will.
    Die Kinder nehmen wir mit, damit sie an unserer Seite kämpfen können. Aber erst müssen wir dafür sorgen, unserem Ruf gerecht zu werden. Die Furcht der anderen ist unsere stärkste Waffe, und in diesem Punkt belohnt der Hauptmann Ideenreichtum. Ich bin rastlos, will weiter, will sie nur kaltmachen und wegkommen, aber Moses One-Eye hat es auf einen Mann abgesehen, der sich hinter seinen Frauen versteckt. Er schreit ihn an, er solle zeigen, dass er ein Mann ist. Hält ihm das Gewehr an die Schläfe und zwingt ihn vor uns allen, seine jüngste Tochter zu vögeln. Ich mache mir vor Lachen fast in die Hosen, als er schluchzend über ihr zusammensackt.
    Das Geräusch will nicht aufhören, und mehrere Minuten vergehen, ehe ich verstehe, dass das Schluchzen aus mir selbst kommt. Es sind Bilder, die schon lange, lange her sind, und dennoch kommen sie mir ganz lebendig vor.
    Ich spüre meinen Griff um die Panga, fühle die beruhigende Schwere des Maschinengewehrs auf meiner Schulter. Erkenne den Geschmack von Blut wieder, das in mein Gesicht spritzt.
    Jetzt verstehe ich, dass ich zurückgekommen bin. Dass ich wieder die alte Anisa bin.
    Ich bin wieder in meinem alten Versteck, das jetzt mein Gefängnis ist. Ich verstehe, warum er mich dort eingesperrt hat.
    Ich bin Anisa. Die Todbringende.

47
    L innea stand in Anisas Wohnung am Fenster und versuchte einen Gedanken zu fassen, der ihr jedoch immer wieder entwischte.
    Es ging um irgendetwas, das Thor gesagt hatte. Sie versuchte, sich das Gespräch Wort für Wort in Erinnerung zu rufen, bis es ihr wieder einfiel. Dann eilte sie in den Flur und schaltete das Licht ein, um besser sehen zu können. Durchsuchte erfolglos die Tasche der einsamen Jacke an der Garderobe. Sie drehte sich um und überlegte einen Moment, wo sie so etwas selbst aufbewahrte. Ihr Blick fiel auf den Stromzähler rechts neben der Tür, und richtig. An einem Haken daneben hing ein blauer Anhänger mit einem Schlüsselbund.
    Sie stieg die Hintertreppe hinunter in den Keller. Tastete sich im Dunkeln zu einem Schalter vor, der jedoch nicht funktionierte. Glücklicherweise war sie so geistesgegenwärtig gewesen, die Taschenlampe einzustecken, die auf dem Stromzähler gelegen hatte. Sie war schwer genug, um sie in einer Notsituation außerdem als Waffe einzusetzen. Aber das war natürlich Unsinn, was sollte schon passieren, wenn die Nachbarn zu Hause waren.
    Sie rannte die letzten Stufen hinunter und fand schnell den Kellerverschlag, der Anisa gehörte. Doch dann blieb sie stehen. Hier war nichts. Der Raum war leer, es gab nichts zu finden. Ein kaputter Kleiderschrank und ein paar Pappkartons mit Krimskrams. Vielleicht war es auch ein bisschen kühn, dass sie davon ausgegangen war, einfach so hier hereintrampeln und etwas finden zu können, was Thor und seine Kollegen übersehen hatten.
    Thor hatte gesagt, dass Anisas

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