Bewahre meinen Traum
sagte sie und setzte sich auf. Sie schlüpfte in ihre Sandalen. „Kommst du?“
Nicht heute, dachte er. Mit schmerzhaftem Widerwillen hörte er auf zu träumen und stand auf. „Was immer du sagst, Chef. Komm, ich lad dich zum Mittagessen ein.“
„Dafür haben wir keine Zeit.“
Sie war so widerspenstig, wie sie sexy war. „Okay“, sagte er. „Dann gehe ich alleine was essen und du kannst dir derweil den Kopf darüber zerbrechen, wie wir im Zeitplan bleiben.“
„Das glaubst aber auch nur du.“ Sie schob sich an ihm vorbei, ging nach draußen und marschierte schnurstracks auf das Starlight Diner auf der anderen Straßenseite zu.
Nina versuchte herauszufinden, ob sie einen guten oder einen schlechten Tag hatte. Sie hatte definitiv viel zu viel Spaß mit Greg Bellamy. Sogar das Aussuchen von Matratzen war lustig gewesen wie lange nichts. Das war gut, aber auch schlecht. In seiner Gegenwart fiel es ihr immer schwer, sich aufs Geschäftliche zu konzentrieren. Er war einfach so … verwirrend. Deshalb hatte sie auch nicht mit ihm zu Mittag essen wollen. Sie wusste, dass sie das nur ablenken würde.
Und sie hatte recht. In seiner Cargohose, dem Hawaiihemd und den Segelschuhen sah er auf eine jungenhafte Art unglaublich gut aus. Doch dem Antiquitätenhändler gegenüber hatte er sich ganz geschäftlich gegeben, fair verhandelt und genau das bekommen, was er gewollt hatte. Sie hatte erwartet, dass er ein verwöhnter, übertrieben gebildeter Typ aus der Stadt war, aber jeden Tag überraschte er sie aufs Neue.
Konzentrier dich, ermahnte Nina sich. Halt dich ans Geschäft. Bei gegrillten Käsesandwiches und Krautsalat sprachen sie darüber, was vor der großen Eröffnung am 4. Juli – dem Independence-Day-Wochenende – noch alles zu tun war. Nina nippte an ihrer Cherry-Coke und schaute mit gerunzelter Stirn auf ihre Notizen. „Ich sehe nicht, wie wir das noch alles rechtzeitig schaffen können.“
„Wir haben keine andere Wahl.“
„Stimmt. Alle Zimmer sind für die gesamten drei Nächte ausgebucht, manche sogar länger. Ein Pärchen aus Chicago kommt für eine ganze Woche.“
„Alle Zimmer? Ich dachte, es wäre noch eines frei.“
„Die letzte Bestätigung kam heute Morgen“, sagte sie. „Ich habe eine E-Mail vom Reservierungsservice bekommen.“
Greg lehnte sich gegen die Rückwand der Nische, in der sie saßen, und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Das ist fantastisch, Nina. Der Wettbewerb war eine tolle Idee.“ Er legte einen großen Briefumschlag auf den Tisch. „Wir wurden mit Anmeldungen nur so überflutet.“
Sie verriet ihm nicht, dass sie das Grand Opening, wie sie die Eröffnung bezeichnete, schon seit Jahren genau geplant hatte. Um einen E-Mail-Verteiler mit potenziellen Gästen aufzubauen, hatten sie eine kostenlose Übernachtung unter allen Einsendern verlost. Die Teilnehmer bildeten jetzt die Basis für ihre Datenbank.
Er grinste sie an. „Du bist genauso gut, wie ich es erwartet hatte.“
Nina spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Irgendetwas, das sie nicht genau benennen konnte, pulsierte zwischen ihnen. „Ja?“
Er räusperte sich und wandte den Blick ab.
„Ich weiß diese Vertrauensbezeugung sehr zu schätzen.“ Nina war peinlich berührt. Sie fühlte sich wie eine Dreizehnjährige, die mit großen Augen und vollkommen ahnungslos die Welt betrachtete. Schnell lenkte sie sich mit ihrem Klemmbrett ab, auf dem sich jetzt noch mehr Zettel und Notizen häuften.
„Hör mal, ich weiß, dass das hier alles nicht so ist, wie du es erwartet hast“, sagte Greg. „Aber ich finde es toll, wie du dich trotzdem voll einbringst.“
Sie hatte das Gefühl, dass er ihr das schon länger hatte sagen wollen. „Natürlich tue ich das.“
„Nein, ehrlich. Ich weiß, dass du das alleine machen wolltest, und nun hast du mich und meine Kinder am Hals.“
Darauf erwiderte Nina nichts. Inzwischen hätte sie eigentlich vom Leben gelernt haben müssen, keine Pläne zu machen, weil es sowieso immer anders kam, als gedacht. Sie fand sich in einer ganz seltsamen Position wieder. Greg hatte, was sie wollte: das Inn. Eigentlich sollte sie ihm das übel nehmen, aber das Gegenteil war der Fall: Sie fühlte sich zu ihm hingezogen.
Sie ging die restlichen Briefe durch, die sie vorhin auf der Post abgeholt hatten. „Ich bin froh, dass das Gewinnspiel ein Erfolg war, aber die Ehre für die vielen Buchungen geht an Daisy“, sagte sie. „Ihre Fotos haben der Broschüre und der
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