Beweislast
waren sie in der Wohnung und lagen sich in den Armen. »Mein Gott«, Ketschmar atmete schwer, »wie habt ihr mir gefehlt.« Dann rannen auch ihm Tränen über die Wangen.
»Ich glaube«, sagte er und ließ sich in einen Sessel fallen, »ich glaube, unsere Gebete wurden erhört.«
Manuel nickte. »Wie sagst du immer? Eine große Macht und Kraft sorgt dafür, dass jedem sein gerechtes Schicksal zuteil wird.«
»Aber wehe, sie lässt dich im Stich, diese große Macht – und wehe, du bist zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Chrissi drückte ihm einen Kuss auf die Wange, während ihre Mutter noch immer aus Freude still in sich hineinschluchzte.
Manuel sah die Zeit gekommen, die Seelen wieder aufzurichten. Er ging in die Küche, um einen Sekt aus dem Kühlschrank zu holen. »Im Übrigen«, erklärte er dabei, »du brauchst keine Angst zu haben, dass noch was auf dich zukommt – wegen der Drohbriefe und der Brandstiftung. Vergiss es!« Manuel kam mit der Sektflasche zurück. »Das fällt alles gegenüber der erlittenen Untersuchungshaft kaum noch ins Gewicht.«
»Aber dass ich keinen Job mehr kriege, Manuel, das wirst auch du nicht ändern können.« Da war sie schon wieder – diese Angst, die alles überdeckte.
Der junge Anwalt wusste für einen Moment nicht, was er sagen sollte. Er versuchte zaghaft, den Korken zu lösen. »Ein Land ist eben nur so gut oder schlecht wie die Mehrheit seiner Bürger, die sich ihre Politiker geschaffen hat.« Es tat ihm bereits wieder leid, dass er so sachlich war.
Ketschmar dachte an früher. Was wussten denn die heutigen Politiker davon, wie dieses Land einst aufgebaut wurde? Konnten die Juristen erahnen, wie es dieser Generation ergangen ist, die im Nachkriegsdeutschland aufwachsen musste? Hatten die selbstherrlichen, arroganten Manager überhaupt eine Vorstellung von dem, was es bedeutete, mit eigener Hände Arbeit etwas zu erschaffen? Wieder diese Gedanken. Wieso konnte er sich jetzt nicht einfach freuen? An den Frühlingsblumen draußen auf der Terrasse. An den Wundern der erwachenden Natur.
In diesem Moment erfüllten die elektronischen Töne des Telefons den Raum. Manuel stellte die Flasche beiseite, nahm das Mobilteil aus der Schrankwand, meldete sich und lauschte gespannt. Mit einem breiten Lächeln sagte er: »Einen kleinen Moment bitte.« Und zu seiner Familie gewandt: »Ein Bauunternehmer ruft an. Er hat vorhin vom Prozess in den Radionachrichten gehört.« Manuel lächelte, sah seinen Schwiegervater an und reichte ihm das Telefon: »Er sucht dringend einen erfahrenen Bauingenieur.«
E N D E
Manfred Bomm
Mundtot
E-Book: 978-3-8392-3824-0 / Buch: 978-3-8392-1247-9
»Im schmutzigen Geschäft der Politik trifft Häberle auf Neid, Verleumdung und Korruption. Spannend und absolut authentisch!«
Eine allgemeine Unzufriedenheit greift um sich. In der deutschen Politik fehlen visionäre und charismatische Köpfe, als ein Mann auftaucht, der durch Ausstrahlung und Optimismus sehr schnell die Herzen der Menschen gewinnt. Die Schar seiner Anhänger wächst explosionsartig. Doch mit zunehmendem Erfolg sieht sich der gebürtige Hohenstaufer Attacken und Verleumdungen der Medien ausgesetzt. Der Politiker soll zum Schweigen gebracht werden, sogar sein Leben gerät in Gefahr. Als dann noch seine engste Mitarbeiterin verschwindet, nimmt Kommissar August Häberle die Ermittlungen auf …
Manfred Bomm
Blutsauger
E-Book: 978-3-8392-3596-6 / Buch: 978-3-8392-1114-4
»Autor Manfred Bomm beweist in seinen Häberle-Romanen nicht nur genaue Ortskenntnis, sondern auch viel Wissen über die Polizei- und Gerichtsarbeit. «
SWR
Im beschaulichen Geislingen am Rande der Schwäbischen Alb wird ein Mann nach einem Autounfall schwer verletzt in die Klinik eingeliefert. Kurz darauf stirbt er. Als es in derselben Nacht zu einem weiteren Todesfall kommt – eine Röntgen-Assistentin wird leblos zwischen ihren Apparaten entdeckt –, wird die Polizei verständigt.
Kommissar Häberle, der die Ermittlungen leitet, findet heraus, dass das Unfallopfer ein Arzt war, der an einer dubiosen Forschungsgesellschaft für Stammzellen beteiligt war …
Manfred Bomm
Kurzschluss
E-Book: 978-3-8392-3470-9/ Buch: 978-3-8392-1049-9
»Spannung im Energiesektor – Häberle ermittelt im hart umkämpften Stromgeschäft.«
In einem See am Rande der Schwäbischen Alb wird ein Angestellter des kleinen örtlichen Energieversorgers tot aufgefunden –
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