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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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mit dem Container nicht vergessen solle. Eine klare Drohung. Versteckt natürlich und so, dass sie nur einer verstehen konnte. Er soll an das denken, was am Container geschehen sei – im Klartext heißt das doch: Wenn du ausplauderst, was wir dort miteinander gesprochen haben, nämlich das Thema Schwarzarbeit, dann kannst du was erleben. Sprich: Ich werd dich bei der Verhandlung belasten – wie auch immer.«
    Manuel redete sich jetzt in Fahrt. »In Wirklichkeit war Grauer einer Schleuserbande für Schwarzarbeiter auf der Spur. Wie sonst sind die Fotos zu deuten, die wir in Augenschein genommen haben? Leider hat uns Grauer keine konkreten Aufzeichnungen hinterlassen. Und sein Auftraggeber, für den er sozusagen hobbymäßig übers Land gezogen ist, der Ulrich Blücher von der Finanzkontrolle in Ulm, ist merkwürdigerweise bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, zu dem es keine detaillierten Untersuchungsberichte gibt. Allein beteiligt – von der Straße abgekommen. Und wenn wir dann noch berücksichtigen, dass dieser Ulrich Blücher ein Neffe zu Eugen Blücher war – einem Zeugen, den wir aus bekannten Gründen nicht vernehmen konnten, dann Hohes Gericht muss alles, was dem Angeklagten angelastet wird, in einem anderen Licht betrachtet werden.«
    Manuel stieg noch tiefer in die Theorie der Schleuserbande ein, erwähnte auch das ausländische Auto, das Ketschmar an jenem Tatabend beim Hinausfahren aus dem Tal gesehen hatte, und spekulierte darüber, wo die Schwarzarbeiter untergebracht gewesen sein könnten.
    »Unter Berücksichtigung all dieser Gesichtspunkte und angesichts der Tatsache, dass bei Zweifeln stets für den Angeklagten zu entscheiden ist, kann nur ein einziges Urteil in Frage kommen: Freispruch«, endete Manuel nach eineinhalb Stunden.
    »Vielen Dank, Herr Verteidiger«, bemerkte Muckenhans sachlich und wandte sich an Ketschmar: »Sie haben das letzte Wort. Wollen Sie uns noch etwas sagen oder schließen Sie sich den Ausführungen Ihres Herrn Verteidigers an?«
    Der Angesprochene war völlig überrascht, so schnell an der Reihe zu sein. Manuel bemerkte dies und schaltete sich ein: »Wir bitten um eine kurze Pause. Herr Ketschmar hat natürlich etwas zu sagen.«
    Muckenhans blickte demonstrativ auf seine Armbanduhr. Es war schon kurz vor 18 Uhr. Zehn Minuten Pause. Wenn es denn sein musste. Immerhin konnte er sie für eine Zigarettenpause nutzen. Wurde auch höchste Zeit.
     
    Jetzt musste alles schnell gehen. Häberle hatte noch einmal Akten studiert und die Situation mit seinen Kollegen besprochen.
    »Es ist unsere letzte Chance«, stellte er in seinem Büro fest, als müsse er die beiden Kriminalisten von seiner Idee überzeugen, die ihn seit Samstag plagte. Linkohr hatte sein Papiertaschentuch mit einer Vergleichsprobe per Kurier zum Landeskriminalamt bringen lassen und war hoch motiviert, dem Chef bei der geplanten Aktion zur Seite zu stehen. Der junge Kriminalist hatte sich allerdings den ganzen Nachmittag über schon gewundert, weshalb Häberle so lange zögerte, den richterlichen Segen einzuholen. Denn ohne eine solche Verfügung würde es höchst riskant sein, das Vorhaben durchzuziehen. Sie hatten sich mit der Bereitschaftspolizei in Verbindung gesetzt, mit der die Zusammenarbeit in solchen Fällen bestens funktionierte, zumal nicht nur deren zweite Abteilung, sondern auch die landesweite Direktion in Göppingen angesiedelt war.
    Dort hatte man Häberle für 20 Uhr Unterstützung, vor allem aber die nötigen technischen Geräte zugesagt. Das Spezialeinsatzkommando (SEK) allerdings würde als zusätzliche Verstärkung nicht notwendig sein, meinte der Kommissar.
    »Der Treffpunkt der Einsatzkräfte ist klar«, stellte Linkohr fest. Er hatte es organisiert. Und Speckinger bestätigte, dass auch von der technischen Seite her alles in die Wege geleitet sei.
    »Dann kann es losgehen«, meinte der Chefermittler, der insgeheim noch mit Zweifeln kämpfte, ob sich der Aufwand lohnen würde. Heutzutage musste auch die Polizei mit den finanziellen Mitteln behutsam umgehen und sich von den Bürokraten fragen lassen, ob die Ausgaben in einem gesunden Verhältnis zu dem erzielten Ergebnis standen. Häberle konnte sich darüber ärgern, bisweilen aber auch mit ironischen Bemerkungen trefflich amüsieren. »Und der Richter?«, warf Linkohr ein. Häberle sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach 18 Uhr. Er grinste. Der erfahrene Kriminalist hatte offenbar gewartet, bis er auf den nächtlichen

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