Beziehungsregeln - die ultimativen Tipps für alle, die Partnerschaftskrisen satt haben
Sie können dies nicht erzwingen. Paradoxerweise wird eine elternähnliche Beziehung wahrscheinlich am ehesten entstehen, wenn Sie diese als »Zugabe« betrachten und nicht als etwas, was Sie erwarten und verdienen.
Erwarten sollte man jedoch, dass Stiefeltern und Stiefkinder einander höflich und respektvoll behandeln. Es ist vor allem die Aufgabe des leiblichen Elternteils, nicht des Stiefelternteils, dafür zu sorgen, dass diese bestimmte Erwartung erfüllt wird. Wenn der leibliche Elternteil sich dieser Herausforderung stellt, wird der Partnerschaft eine große Belastung genommen.
Regel Nr. 94 – Fragen Sie nicht: »Wen liebst du mehr?«
Garantiert werden Sie und Ihr Partner angesichts der Bedürfnisse der Kinder und der Probleme der Familienmitglieder untereinander nicht genügend Zeit füreinander haben. Als Stiefelternteil ärgert und frustriert es Sie sicher, dass Sie so wenig Zeit mit Ihrem Partner haben, in der sich nicht alles um ein Kind oder ein Familienproblem dreht. Irgendwann werden Sie versucht sein, ihn zu fragen: »Wen liebst du mehr, mich oder deinen Sohn?«
In Stieffamilien besteht die Eltern-Kind-Bindung schon wesentlich länger als die neue Paarbindung. Die Kinder stehen an erster Stelle, und es ist normal, eifersüchtig zu sein. Doch die Frage »Wen liebst du mehr?« ist unfair. Die Liebe und das Verantwortungsgefühl gegenüber einem Kind lassen sich einfach nicht mit den Gefühlen für den Partner vergleichen. Das wissen Sie wahrscheinlich, doch der chronische Stress des Familienlebens verleitet uns nicht gerade zu den erwachsensten Reaktionen.
Bitten Sie Ihren Partner, Zeit mit Ihnen allein zu verbringen, so wie Sie es auch in einer ursprünglichen Kleinfamilie tun müssen.
Der Beziehungsexperte Bill Doherty schlägt eine Reihe von Ritualen zur Aufrechterhaltung einer soliden Partnerschaft vor. Eines davon ist, fünfzehn Minuten pro Tag als Paar zu verbringen – keine Kinder, keine Gespräche über Haushaltspflichten, keine Nörgeleien. Dies ist eine gute Regel für jede Familienform, weil Paare heutzutage chronisch müde und überfordert sind. Wichtig ist, dass Sie um Zeit bitten, ohne einen Vergleich mit der Zeit und Aufmerksamkeit anzustellen, die Ihr Partner seinem Kind widmet.
Regel Nr. 95 – Ändern Sie Ihre Tanzschritte im Stieffamilien-Reigen
Betrachten Sie die folgende verkürzte Stieffamiliengeschichte als typisches Beispiel dafür, wie Stieffamilien in Schwierigkeiten – und wieder aus ihnen heraus – geraten, unabhängig davon, ob das Elternpaar heterosexuell oder homosexuell ist.
Als Amy und Victoria sich kennenlernten, lief zunächst alles wunderbar. Sie hatten getrennte Wohnungen, und Victoria verstand sich gut mit Amys zehnjährigem Sohn Jake, der sie sehr gern hatte.
Amy (die jüngste in ihrer Herkunftsfamilie) war eine unkonventionelle Mutter, die spontan handelte und selten etwas im Voraus plante. So konnte es passieren, dass sie zur Essenszeit mit Jake unterwegs nach Hause war und ihr plötzlich einfiel, dass sie nichts zu essen im Haus hatten. Dann holten sie sich Pizza oder Hamburger und Cola beim Drive-in, aßen vor dem Fernseher und lieferten sich einen Wettstreit, wer von ihnen lauter rülpsen konnte. Wie viele Letztgeborene verhielt Amy sich manchmal eher wie eine Gleichaltrige und nicht wie eine Mutter. Doch sie und Jake beteten einander an, und obwohl Amy manchmal ihre Qualitäten als Erziehungsberechtigte anzweifelte, kamen sie und Jake einfach gut miteinander zurecht.
Bei Victoria, der Erstgeborenen in ihrer Herkunftsfamilie, lief immer alles sehr geregelt ab. Sie war fünf Jahre älter als Amy und hatte selbst eine Tochter aus einer früheren Ehe großgezogen. Erst nachdem Amy und Victoria sich in einer offiziellen Zeremonie zueinander bekannt hatten und Victoria dann bei Amy einzog, wurde ihr klar, dass sie Amys »Lockerheit« in Erziehungsfragen und der Organisation des Haushalts nicht ertragen konnte.
Victoria traf bei Amy nur auf Scheinwiderstand, als sie begann, dem Haushalt ihre eigenen Regeln aufzuzwingen. Fast Food war tabu, ebenso das Essen vor dem Fernseher. Jake musste jeden Morgen sein Bett machen und durfte maximal sieben Stunden pro Woche fernsehen.
Je mehr Victoria ins emotionale Zentrum der Familie rückte, desto stärker lehnte Jake sie ab. Wer war diese neue Erwachsene, die seine Beziehung zu seiner Mutter – die er im Übrigen nicht mehr für sich allein hatte – so dramatisch veränderte? Das Schlimmste war, dass diese
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