Beziehungsregeln - die ultimativen Tipps für alle, die Partnerschaftskrisen satt haben
bevor eine Freundin zur neuen Lebensgefährtin und damit auch zur Stiefmutter wurde.
Vergessen Sie nicht, dass Kinder selten den Wunsch nach einem neuen Elternteil äußern. Sie sind nicht auf der Suche nach einer neuen Mutter oder einem neuen Vater. Danach gefragt, welche Art von Beziehung sie gern zu der neuen Gefährtin ihres Vaters oder dem neuen Mann ihrer Mutter hätten, äußern Kinder den Wunsch nach einer freundschaftlichen Beziehung – sagen wir wie zu einer Tante oder einem Onkel, einem Basketballtrainer oder einem guten Kumpel. Niemand kann je einen Elternteil ersetzen, nicht einmal einen, der tot ist, oder einen, der wegen schweren Diebstahls im Gefängnis sitzt.
Regel Nr. 92 – Stellen Sie die traditionellen Geschlechterrollen infrage
Eins können Sie mir glauben: Den Kern der meisten Probleme von Stieffamilien bilden die mit den traditionellen Geschlechterrollen verbundenen Erwartungen. Selbst bei modernen, gleichberechtigten Paaren können diese Erwartungen noch irgendwo im Hinterkopf lauern, um dann, fünf Minuten nachdem sich das wiederverheiratete Paar unter einem Dach niederlässt, aus der Versenkung aufzutauchen. Wollen Sie Ihre Partnerschaft verbessern, müssen Sie diese Geschlechterrollen infrage stellen.
Wenn ein typisches heterosexuelles Paar sich zur Wiederheirat entschließt, gehen den Partnern, wie die Familientherapeutin Betty Carter es schildert, oft folgende Gedanken durch den Kopf.
Er sagt sich: »Super! Ich werde wieder heiraten! Meine Kinder werden jetzt eine Mutter haben, und wir werden wieder eine richtige Familie sein!« (Übersetzung: »Ich werde arbeiten gehen, sie wird meine Kinder großziehen, und wir werden wieder eine traditionelle Kleinfamilie sein.«) Oder schlimmer noch: »Super! Meine Kinder werden jetzt eine gute Mutter haben, die sie viel besser großziehen wird als diese egoistische, nachlässige Hexe, von der ich geschieden bin.«
Sie sagt sich: »Wunderbar, ich werde wieder heiraten! Jetzt habe ich jemanden, der mich und die Kinder ernährt, denn wir kommen kaum aus mit dem Unterhalt, den ihr Vater für sie bezahlt. Ich werde seine Mädchen großziehen, denn er ist zu eingespannt in seinem Beruf, während ich mir meine Zeit flexibel einteilen kann. Außerdem hat er offensichtlich keine Ahnung von Erziehung. Und die armen Kleinen hatten nie eine Mutter, bei der sie an erster Stelle gestanden haben; wenn ich also mein Bestes versuche, kann ich ihnen geben, was sie wirklich brauchen.«
Diese überholten geschlechtstypischen Erwartungen können ein Desaster für Ihre Beziehung sein. Wie können Sie dagegen angehen? Erstens kann der Vater seine eigenen Kinder erziehen und die täglichen praktischen Aufgaben, die damit zusammenhängen, selbst übernehmen, auch wenn es einfacher erscheint, dies seiner Frau zu überlassen. Männer sollten wissen, dass sie ihrer Frau die Rolle der »bösen Stiefmutter« zuschustern, wenn sie ihr die Verantwortung für die Kindererziehung übertragen, und dass sie damit die Kinder zur Rebellion anstacheln. Zweitens kann die Mutter zum Familieneinkommen beitragen, selbst wenn sie weitaus weniger verdient als er. Dies mag auch für Familien in erster Ehe ein guter Rat sein, doch von Stieffamilien und letztlich der neuen Partnerschaft fordern die alten Rollen den höchsten Preis.
Selbst erfahrene Therapeuten können in die traditionelle Denkweise verfallen, dass man von einem Mann nicht erwarten kann, die Haupterziehungsarbeit zu übernehmen, wenn seine Frau zu Hause bleibt. Ich erinnere mich an ein Paar, dessen Familienprobleme zum Teil daher rührten, dass der Mann aus beruflichen Gründen während der Woche nicht in der Stadt war. Seine Frau, mit der er etwa ein Jahr verheiratet war, kümmerte sich unterdessen um seine drei Jungen (ihre Stiefsöhne), die jeden Abend zur Schlafenszeit verrücktspielten.
Als der Ehemann beharrlich behauptete, er könne sich ja wohl schlecht abends zur Schlafenszeit um die Kinder kümmern, wo er doch so oft unterwegs sei, erwischte ich mich dabei, reflexartig zustimmend zu nicken. Doch plötzlich fiel mir ein, wie die Familientherapeutin Betty Carter vor fast zehn Jahren in einer ähnlichen Situation einem Vater gegenüber reagiert hatte. In ihrer entwaffnenden Art hatte sie ihn gefragt: »Haben Sie schon mal vom Telefon gehört?«
Wachgerüttelt durch diese Erinnerung, schlug ich dem Vater vor, seine Söhne jeden Abend von unterwegs aus anzurufen. Dabei sollte er herausfinden, wie es ihnen in der
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