Beziehungsregeln - die ultimativen Tipps für alle, die Partnerschaftskrisen satt haben
neue Person sich so verhielt, als sei sie eine bessere Mutter als seine wirkliche Mutter, und seine wirkliche Mutter sich kaum noch wie eine Mutter verhielt, wodurch Jake sich von ihr verlassen fühlte.
Als Amy und Victoria zu mir in die Therapie kamen, war ihre Beziehung ein einziges Chaos. Jakes Schulnoten hatten sich in den meisten Fächern von einem »sehr gut« auf ein »ausreichend« verschlechtert. Bei den wütenden Auseinandersetzungen zwischen Jake und Victoria stand Amy zwischen den Fronten, und sie war deprimiert und hatte Angst, von Victoria verlassen zu werden. Victoria war inzwischen fast so weit aufzugeben. Sie war voller Hoffnung und positiver Erwartungen bei Amy eingezogen und fühlte sich nun überfordert und missverstanden und hatte von Jake die Nase gründlich voll.
Was tun? In dem Wissen, dass ihre Beziehung, ganz zu schweigen ihre psychische Gesundheit, auf dem Spiel stand, nahmen die Frauen die Sache in die Hand. Amy übernahm wieder die Erziehung ihres Sohnes, lernte es aus Respekt vor Victoria aber, den Laden fester im Griff zu haben. Sie stellte neue Regeln für Jake auf und setzte sie durch (»Wenn du in deinem Zimmer Unordnung machst, ist das okay, aber nicht in den gemeinsamen Räumen«).
Victoria stand vor der unglaublich schwierigen Aufgabe, sich zurückzunehmen und Amy den Spielraum zu lassen, mehr Ordnung und Struktur in Jakes Leben zu bringen. Amy musste lernen, ihre Autorität als Jakes Mutter immer wieder zu behaupten, wenn Victoria sie kontrollierte, statt ihr ein hilfreiches Feedback zu geben. Sie schaffte es schließlich zu sagen: »Victoria, du hast wunderbare Ideen in puncto Kindererziehung, und ich möchte sie hören. Aber es ist nicht sehr hilfreich, wenn du Wertungen vornimmst oder mir sagst, was ich tun soll. Und manche Dinge sehen wir einfach unterschiedlich. Ich muss Jake auf eine Weise großziehen, die mir sinnvoll erscheint, selbst wenn ich Fehler mache.«
Als die drei eine Stieffamilie wurden, hatte Amy Jake gesagt: »Victoria wird niemals deinen Vater ersetzen.« Nicht gesagt hatte sie hingegen: »Victoria wird niemals mich ersetzen.« Kinder müssen beide Botschaften hören, um einen neuen Erwachsenen in der Familie akzeptieren zu können.
Regel Nr. 96 – Unterstützen Sie die Beziehungen der Kinder in beiden Haushalten
Wenn Sie möchten, dass Ihre Paarbeziehung und Ihre Stieffamilie stärker werden, sollten Sie die Beziehungen der Kinder zu allen Mitgliedern des anderen Haushalts unterstützen. Auch wenn Sie gegenüber einem der Erwachsenen in dem System keine positiven Gefühle entwickeln können, sollten Sie ihm mit Freundlichkeit und Respekt begegnen. Betrachten Sie es als spirituelle Übung.
Das bedeutet, dass Sie nicht überreagieren dürfen, sondern sich in Ihrer Reaktion zurücknehmen, wenn Ihre fünfzehnjährige Stieftochter nach Hause kommt und berichtet, ihre Mutter habe gesagt, Sie seien ein Kontrollfreak. Verkneifen Sie sich jegliche Gegenkritik. Wenn Sie Öl ins Feuer gießen, werden sich die Spannungen zwischen den Familien verstärken, und letzten Endes wird Ihre Beziehung darunter leiden.
Sicherlich wäre es verlockend zu sagen: »Na ja, deine Mutter denkt, ich sei ein Kontrollfreak, weil sie selbst unberechenbar ist« oder »Deine Mutter mag mich einfach nicht und wird mich nie mögen«. Oder: »Ich glaube, deine Mutter fühlt sich bedroht und will dich gegen mich aufhetzen.« Vielleicht sagen Sie nichts, aber Ihre Stieftochter merkt, dass Sie vor Wut kochen. Oder Sie geben sich traurig und verletzt und ziehen sich schweigend zurück. Eventuell zeigen Sie Ihrem Mann, dass Sie stinksauer sind, und bestehen darauf, dass er noch am selben Abend seine Exfrau anruft und ihr sagt , sie solle damit aufhören, Ihre Beziehung zur Stieftochter mit ihren unsinnigen Lügen zu vergiften.
Reagieren Sie gelassen. Das ist schwer, aber es lohnt sich.
Versuchen Sie mit aller Kraft, nichts von all dem zu tun. Vergessen Sie die Sache einfach. Holen Sie ein paarmal tief Luft, und sagen Sie sich, dass es völlig normal ist, dass die Mutter Ihrer Stieftochter Angst hat und sich durch Ihre Stellung in der Familie bedroht fühlt. Sich in Ihrer Reaktion zurückzunehmen bedeutet, dass Sie den Köder nicht schlucken und das Problemdreieck nicht weiter verstärken.
Stattdessen könnten Sie lachen und sagen: »Na ja, vielleicht hab ich ja was von einem Kontrollfreak. Ich bin wahrscheinlich nicht so spontan und locker drauf wie deine Mutter.« Oder: »Tja, deine
Weitere Kostenlose Bücher