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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Großkatzen von den Wänden der Höhle von Lascaux, die sich hervorragend für Poster eigneten. Ich vertiefte mich ein paar Minuten lang in das Lehrbuch, bis ich meine Umgebung völlig vergaß: das höchste Kompliment, das man einem Buch machen kann, schätze ich.
    Meine Versunkenheit wurde von Professor Maximilians Ankunft unterbrochen. Als er hereingeschossen kam, erfüllte seinePersönlichkeit augenblicklich den ganzen Raum, genau wie bei meinem Wagner. Er erblickte mich auf der Couch und schüttelte mir heftig die Hand. »Stellen Sie sich eine Kugel vor, in deren Mittelpunkt sich Professor Singhs altes Labor befindet, genau in diesem Gebäude. Die Sphäre umfasst alle Seminarräume und Gebäude auf dem Campus und erstreckt sich nach Norden bis etwa halbwegs über die Golden Gate Bridge«, er macht eine Geste, die vermutlich in die richtige Richtung deutete, obwohl ich mich in dem fensterlosen Büro nicht orientieren konnte, »nach Westen hinaus bis in den Ozean und nach Osten in die Bucht. Im Süden schließt sie den Golfplatz mit ein. Und natürlich erstreckt sie sich ebenso weit in die Luft und in den Boden. Können Sie mir folgen?«
    Ich starrte ihn mit großen Augen an. Wagners Doppelgänger bei dem zuzusehen, was Wagner am besten konnte – reden –, und zwar über ein Thema, das mir ebenso fremd war wie Wagner A, war ein surreales Erlebnis, um es zurückhaltend auszudrücken. Ich schloss den Mund und das Buch und musterte den Professor mit unverhohlenem Interesse. Er hatte denselben leicht gebräunten Teint und die wirren blonden Haare wie mein Chef; doch statt Wagners sorgfältig gebügelten peruanischen Hemden und Hosen trug er eine zimtfarbene Strickjacke und beige Chinos. Vermutlich ein der Umgebung entsprechend elegantes Outfit. Professor Maximilian war nicht größer als Wagner.
    Der Professor hockte sich mir zugewandt auf die Lehne der Couch und fuhr fort: »An jenem speziellen Montagmorgen hatten wir innerhalb dieser Sphäre zahllose potenzielle Primärauslöser: Studenten und Professoren, Forschungs- und Verwaltungspersonal, Bibliothekare, Besucher, Militärs, Lebensmittelverkäufer. Es waren jedoch gerade Winterferien, sodass viele Studenten und Angestellte nicht hier waren. Außerhalb des Campus gab es innerhalb der Sphäre die Anwohner, die zuHause waren, außerdem Touristen und Reiseleiter an der Golden Gate Bridge, Radfahrer, Surfer, Nudisten am Baker Beach, Golfspieler auf dem Presidio ...«
    »Nudisten am Baker Beach?« Ich zog eine Augenbraue hoch.
    »Das war, bevor sie das Riesenrad bauten«, erläuterte Arni.
    »... außerdem Autos, Busse, Lastwagen, Segelboote und Ausflugsschiffe mit Besatzung und Passagieren. Wen und was können wir noch zu der Liste hinzufügen?«
    Eine Sekunde lang dachte ich, die Frage des Professors wäre an mich gerichtet, aber Bean antwortete. »Haustiere und Wildtiere – Hunde und Katzen, Quasi-Hunde und Quasi-Katzen, Vögel, normale und Rieseneichhörnchen, Fische und Robben und, auch wenn uns keine Sichtungen bekannt sind, vielleicht ein Weißer Hai oder ein Wal. Außerdem Redwoods, Zypressen, Eukalyptus- und Macar-Bäume. Insekten. Ein oder zwei lose Felsbrocken. Und sonstige Primärauslöser der biologischen und geologischen Art. Man könnte sogar spekulieren, dass ein Meteorit in die Sphäre gefallen sei«, fügte Bean hinzu. Sie hatte den Holzstuhl von ihrem Schreibtisch zurückgezogen und saß rücklings mit gespreizten Beinen darauf, die Arme auf die Lehne gelegt. »Und ich habe mich immer gefragt, was eigentlich alles unter dem Presidio begraben liegt. Hier gab es einmal ein Dorf der Ohlone, anschließend eine spanische Garnison und später eine Militärbasis, bevor der Hügel Teil der Universität wurde. Es hätte vergessene Munition explodieren und eine verteufelt lange Ereigniskette auslösen können. Ansonsten sind aus der Vergangenheit des Presidio nur noch die alten Kanonenbastionen und der Friedhof übrig.«
    »Die Friedhofsbewohner können wir getrost vergessen«, meinte Arni trocken. »Aber sie bekommen natürlich gelegentlich Besuch.«
    »Außerdem Regen«, fügte Bean hinzu, »Monsterwellen, extrem dichter Nebel, Hagelstürme und andere meteorologischeEreignisse, die möglicherweise bis in die Sphäre hineinreichten. Es gibt keine Berichte darüber. Nur ein paar Wolken, die am späten Nachmittag in leichten Regen übergingen.«
    »Wolken? Eine Monsterwelle? Meteoriten? Das ist doch Wahnsinn«, sagte ich. »Was könnte ein

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