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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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ich auch gekommen. Mir hat man gesagt, dass Universen wie Blasen sind. Oder auch wie die Äste eines Baums.«
    »James sagte, die Kruste des Kuchens sei fest und zuverlässig wie die Schwerkraft. Der Apfel fällt immer zu Boden, er fliegt nie hoch in die Wolken. Darunter kommt, so meinte er, die Kuchenfüllung – weich, formbar und in vielen Geschmacksnoten. Das ist unser lebendiger Beitrag zur Realität. Wir bauen Parkplätze und tragen Krawatten, kämpfen ums Überleben. Und dann gibt es noch die ganzen Zufälligkeiten, die Blitzeinschläge und Erdbeben. Das sind die Rosinen, die überall im Kuchen verteilt sind.«
    »Ich habe noch nie einen Kuchen mit Rosinen gegessen«, meinte ich.
    »Und ich habe nie einen
gebacken.
Aber letzten Endes ist es nur ein Kuchen, meinte James – verschiedene Universen, verschiedene Geschmacksnoten. Und unsere Entscheidungen und Handlungen führen zu den unterschiedlichen Noten.«
    »Bean – das Mädchen – sagte, dass sie nach einem kleinen Universenmacher suchen. Ich hoffe, sie finden heraus, dass es eine Ente war.«
    »Ich weiß, was du meinst. Ehrlich, welche weltbewegende Entscheidung könnte ein sechs Monate alter Säugling denn getroffen haben? Und ich könnte gerne auf das Rampenlicht verzichten, sollte sich herausstellen, dass es stimmt.«
    »Dann willst du also genauso wenig der Universenmacher sein wie ich? Ich dachte nur, weil du so schnell bei
Past & Future
unterschrieben hast ...«
    »Ich bin lediglich auf den fahrenden Zug aufgesprungen. So habe ich einen kostenlosen Ausflug nach Carmel ergattert und ein bisschen Geld für den Japanischunterricht. Sie haben mir von diesem Universenmacherzeugs erst erzählt, als wir hier ankamen. Außerdem hast du ja auch unterschrieben«, bemerkte er mit hochgezogener Augenbraue.
    »Tja, habe ich.«
    »Vor fünfunddreißig Jahren hielten wir uns zufällig in der Nähe von Professor Singhs Labor auf und ein an der Golden Gate Bridge geschossenes Foto beweist es. Na und?« Er schlürfte ärgerlich seinen Kaffee. »Woher wollen sie wissen, dass es nicht eine Robbe war oder ein Fisch, der vorbeigeschwommen kam, oder, wie du gesagt hast, eine Ente in einem Tümpel?
Können
Wildtiere Universen erschaffen?«, fragte er stirnrunzelnd (wobei ich mich fragte, ob
meine
Stirn auch so gefurcht war).
    Ein Omni summte und wir griffen uns beide an den Hals.
    »Meiner«, sagte Felix.
    »Guten Morgen, Koch Felix«, sagte eine vertraute Stimme, begleitet von einem schwachen Bellen im Hintergrund. »Bereit für einen neuen Forschungstag?«
    »Morgen, Granola James.«
    »Wunderschönes Wetter, nicht wahr? Gabriella und ich sind gerade vom Joggen zurück. Ganz schön windig. Sie trinken einsam eine Tasse Tee?«
    »Etwas in der Art. Hören Sie, wann brauchen Sie mich?«
    Kläff,
kläff.
    »Warte, du kriegst gleich eine zweite Portion. Sobald Sie können, Felix. Gabriella hat einen neuen Fragenkatalog für Sie zusammengestellt.«
    »Also gut, ich bin gleich da. Übrigens, kann eigentlich auch Murphina Universen erschaffen?«
    »Darauf können Sie wetten.«
    Felix klappte seinen Omni zu, ein Spitzengerät, vielleicht einGeburtstagsgeschenk. »Tut mir leid, ich muss gehen. Wenigstens werde ich von Gabriella Loves Alter interviewt. Bist du ihr schon begegnet?«
    Ich nickte. Wie schrecklich, nur als der Alter gesehen zu werden, nicht als die Person, die man war. Ich trank den Rest meines Kaffees in einem einzigen Schluck aus und fragte: »Felix, ist dein Geruchssinn eigentlich intakt?«
    »Ja, warum fragst du? Ohne Geruchssinn kann man nicht kochen.«
    »Wahrscheinlich stellst du in deiner Küche eine Menge Gerichte mit Käse, Schokolade und Nüssen her. Kirschallergie?«
    »Ah, ja, das schon. Kirschen kommen mir nicht in die Küche.«
    Er legte sich das Jackett über die Schultern und ich folgte ihm ins Freie, wobei ich die Gelegenheit nutzte, seine Figur zu begutachten. Er war genauso gebaut wie ich. Konvexe Mitte. Berufsrisiko vermutlich, wenn man in der Küche arbeitet.
    »Was ist denn
das?
«, fragte ich, als wir wieder auf der Main Street angelangt waren. Der Nebel hatte begonnen sich zu verziehen und nur dünne Schwaden trieben noch am Strandende der verlassenen Straße. Gleich gegenüber erhob sich ein abscheuliches Bauwerk, drei Stockwerke fleckigen, erdrückenden Betons. Es war mir bisher noch gar nicht aufgefallen.
    »Das? Nur ein Parkhaus für die Strandbesucher.«
    Ich dachte an den Orangenhain von Carmel in Universum A, dessen weiße

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