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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Blüten im Frühjahr erschienen, wenn die Blutorangen vom letzten Jahr noch reif an den Bäumen hingen. Der Duft der Blüten (so hatte man mir gesagt) gehört zum Schönsten, was der pazifische Ozean je hervorgebracht hat. Es war ein Ort, an dem tagsüber die Kinder spielten und sich nach Einbruch der Dunkelheit die Liebenden trafen. Die Imbiss-Regel besagte, dass die Dinge in Universum B entweder besser, schlechter oder genauso waren. Es hatte mir wehgetan, die alteGolden Gate Bridge an ihrem angestammten Ort zu sehen, und sie war zweifellos besser als das, was wir jetzt in Universum A besaßen. Das
Coconut Café
war identisch gewesen. »Schlechter« war am schwersten zu ertragen.
    »Ich sollte Gabriella anrufen und ihr sagen, dass ich unterwegs bin«, meinte Felix, wandte sich ab und griff nach seinem Omni.
    »Warte«, sagte ich. »Wie geht es mit dem Buch voran?«
    Er fuhr mit offenem Mund zu mir herum und seine Hand erstarrte auf halbem Weg zu seinem Hals. »Was sagst du da?«
    »Egal, unwichtig.«
    »Woher weißt du von dem Buch? Ich habe es noch nicht einmal bei der Arbeit erwähnt. Melody ist die einzige, die es je gesehen hat – es sei denn, jemand hätte meine Computerlogs gehackt oder meinen Mülleimer nach weggeworfenen Entwürfen durchstöbert. Junge, Junge, die wühlen ganz schön in unserem Leben herum, was?«
    »Und, wie geht es voran?«
    »Ganz gut, würde ich sagen.«
    »Oh. Geht es zufällig ums Kochen?«
    »Natürlich. Mit einem Krimielement. Warte mal ...« Er verstummte und sah mir eindringlich in die Augen. »Du schreibst doch nicht etwa selbst eins, oder?«
    »Schreiben? Nein.«
    »Gut. Das wäre wirklich peinlich gewesen.
Echt
peinlich.«

17
PROFESSOR MAXIMILIAN
    Ein paar Stunden und eine Mahlzeit später hatten die Studenten und ich Carmel hinter uns gelassen und waren zurück im bihistorischen Institut. Der Gedanke ging mir nicht aus dem Kopf, dass Felix also bereits an einem Kriminalroman schrieb. Ich sehnte mich nach den guten alten Tagen zurück, als ich noch geglaubt hatte, er würde nur versuchen mich zu ermorden. Schließlich ließ ich mich auf die abgewetzte Couch in der Mitte des Büros der Studenten sinken. »Wird man mir gestatten, das Lehrbuch meines Vaters mitzunehmen, wenn ich nach Universum A zurückkehre?« Ich wedelte schlapp mit
Steine, Grüfte und Wasserspeier
. Es war ein schweres Buch.
    Arni wischte einen Fussel von seinem Schreibtischstuhl, ein Ding aus Plastik mit Sitzpolster, setzte sich zur Couch gewandt hin und streckte die Beine aus. In Beans Käfer saß man ziemlich verkrampft. »Es wird nicht erwartet, dass dein Informationsgehalt auf dem Rückweg exakt identisch ist. Weder bei dir noch bei deinem Gepäck. Das ist theoretisch unmöglich. Und ein zusätzliches Buch liegt weit unterhalb der erlaubten Grenzen.«
    »Obwohl es ein Lehrbuch voller Wissen und Forschungsergebnisse ist?«
    Bean, die gerade Vergrößerungen von 13 A und 13 B mit Tesafilm an die weiße Tafel klebte, antwortete: »Das ist gar nichtsgegen die Komplexität und den Informationsgehalt deines Gehirns.«
    Das fasste ich mal als Kompliment auf.
    Erst als Pak wieder hereinkam, merkte ich, dass er das Zimmer verlassen hatte. Er trug einen Elastan-Anzug, der so hauteng anlag, dass er damit in einer Bar als exotischer Tänzer gutes Geld hätte verdienen können. »Ich fahre ein bisschen Rad«, verkündete er. »Haltet mich auf dem Laufenden.« Er griff nach dem Fahrrad, das an seinem Schreibtisch lehnte, und steuerte es aus dem Raum, während Arnie sagte: »Professor Maximilian müsste gleich hier sein.«
    Angesichts meiner schlechten Laune wäre es mir auch egal gewesen, hundert Kopien von Wagner zu begegnen. Vergeblich nach einer bequemen Haltung auf der durchgesessenen Couch suchend, schlug ich
Steine, Grüfte und Wasserspeier
an einer beliebigen Stelle auf und balancierte das Buch auf den Knien. Meine Finger stießen auf einen Fremdkörper. Es war eine Postkarte, leer und lange vergessen. Ich schob sie ganz hinten wieder ins Buch und widmete mich dem Inhalt. Es ist kein Geheimnis, dass ich das Kunstgen nicht von meinen Eltern geerbt habe, aber viele der Hochglanzfotos erkannte ich von Reproduktionen aus der Galerie wieder. Da waren die viel diskutierte Venus von Tan-Tan aus Marokko oder die Fischskulpturen von der Donau, deren hervorquellende Augen im Original ebenso beunruhigend wirkten, wie ich sie von den Tonreproduktionen in der Galerie in Erinnerung hatte – und die Auerochsen und

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