Bezwinge mein Herz
letzten Blick über die enge Kabine mit der kleinen Koje, machte sie sich endlich auf, den Anderen beim Verladen der Sachen zu helfen.
Elly war froh, der stickiml;gen Kabine entkommen zu sein und die frische Brise an Deck genießen zu können. Bald würden sie ablegen. Alle Sachen waren verladen und Master Bhreac war jetzt unter Deck bei seiner Gattin. Elly atmete tief ein und seufzte. Wie würde sie die Heimat vermissen. Hoffentlich war Amerika nicht allzu verschieden von Schottland.
Sie ließ einen letzten, verträumten Blick über die kleine Hafenstadt gleiten. Die St. Peters Church, dort hatten Master Bhreac und Lady Montana geheiratet, nachdem Bhreac seine Liebste aus den Händen ihrer Entführer gerettet hatte. Plötzlich fiel ihr Blick auf eine ihr vertraute Statur. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihr, doch sie wusste auch so, um wen es sich handelte. Seine tiefschwarzen Haare hätte sie überall erkannt. Es war der verwegene Fremde, der ihr einen Kuss gestohlen hatte. Er sprach mit ein paar Seeleuten, die offenbar von derselben Herkunft waren, wie er. Allesamt braun gebrannt und schwarzhaarig.
Ihr Herz begann plötzlich schneller zu schlagen. Dabei sollte sie ihn wirklich verachten für das, was er getan hatte. Er war ein Lüstling und ein Wüstling noch dazu!
Plötzlich drehte er sich zu ihr um und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Er hob die Hand zum Gruß. Schnell wandte Elly sich um und rannte wieder unter Deck.
Im Dämmerlicht des schmalen Gangs stieß sie mit jemandem zusammen.
„Na so etwas!“, ertönte eine überraschte Stimme. „Ach du bist das Mädchen. Warum so eilig? Man könnte meinen, der Teufel persönlich wäre hinter dir her.“
„Bitte entschuldigt Kapitän Jacobs. Es ist so dunkel hier unten, da hab ich Euch gar nicht gesehen. Ich wollte nur nach meiner Herrin schauen. Vielleicht braucht sie mich.“
„Wir legen gleich ab. Willst du denn nicht an Deck sein, wenn es soweit ist?“, fragte Kapitän Jacobs freundlich.
Elly schüttelte entsetzt den Kopf.
„Nein!“, erwiderte sie eine Spur zu heftig. „Ich … ich mag keinen Abschied“, fügte sie einer Eingebung folgend hinzu.
Kapitän Jacobs schien mit dieser Antwort zufrieden.
„Das kann ich gut verstehen Mädchen. Ging mir bei meiner ersten Fahrt auch so. Man gewöhnt sich dran. – An das Abschied nehmen.“
Er tätschelte ihr väterlich die Wange.
„Du wirst mich jetzt entschuldigen müssen. Man braucht mich jetzt an Deck.“
„Na-natürlich!“
Elly war froh, als der Kapitän nach oben verschwand und sie eilte weiter zu der Kabine, die sie Cine>
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„P asst mir ja auf, dass niemand von der Mannschaft sich an der Ladung zu schaffen macht. Hundert Fässer Whisky können für die Meisten schon eine Versuchung darstellen. Ihr werdet mir mit Eurem Kopf dafür bezahlen, wenn mir auch nur ein Fass angerührt wird, ist das klar?“
Der Mann schaute die beiden Seeleute scharf an.
„Sí Capitán“, sagten Carlos, der erste Steuermann und Peppo, der Proviantmeister wie aus einem Mund.
„Dann ist ja gut. Ich will aus diesem Whisky in den Kolonien ein gutes Geschäft schlagen.“
„Könnt Euch auf uns verlass'n Capitán!“
„Gut. Wir sehen uns in einer Stunde an Bord.“
Der Kapitän drehte sich um, und sein Blick blieb an einer zierlichen Gestalt hängen, die an Bord der Sealion an Deck stand und in seine Richtung blickte. Es war diese kleine Rothaarige aus dem Black Stallion , die er für eine Hure gehalten hatte. Er setzte sein charmantestes Lächeln auf und hob den Arm zum Gruß, doch das Mädchen wandte sich ab und verschwand.
Er hatte seit ihrer Begegnung immer wieder an das Mädchen gedacht. Sie hatte etwas an sich, was ihn fesselte. Nachts träumte er sogar von ihr. Leider hatte er sie nicht mehr wieder gesehen und nun stand sie dort auf dem Schiff, dass ebenfalls nach Amerika fahren würde.
Irgendetwas musste daraus zu machen sein. Er musste dieses Mädchen haben, koste es, was es wolle!
Entschlossen machte er sich auf zum Black Stallion , um seine Sachen zu holen. Ja, er würde etwas unternehmen und er wusste auch genau, was!
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S ie waren seit einer Woche unterwegs und entgegen ihren Erwartungen genoss Elly die Reise. Sie hatten guten Wind und kamen gut voran. Ihrer Herrin ging es immer besser und alle atmeten erleichtert auf. Besonders Master Bhreac, der jetzt vollauf damit beschäftigt war, den wachsenden Appetit seiner Gemahlin zu stillen. Mal hatte sie
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