Bezwinge mein Herz
mittags eine Brühe, nicht zu salzig und am Abend wieder Zwieback in Milch.“
„Ich wusste ja nicht, dass Ihr in der Medizin bewandert seid“, wunderte sich Bhreac.
„Meine Gattin, Gott hab sie selig, hat mir elf Kinder geboren und bei allen hatte sie diese Beschwerden“, erklärte Kapitän Jacobs.
„Also Mädchen, mach nur alles so, wie ich dir gesagt habe.“
„Das werde ich“, versprach Elly. „Ich gehe besser zurück. Ich will Lady Montana nicht so lange allein lassen.“
„Ja, tu das. Richte ihr bitte aus, dass ich noch mit Käpt'n Jacobs zum Hafen hinunter gehe und dass ich dann nach Hause komme.“
Elly erhob sich.
„Mach ich.“
Sie knickste erneut vor dem älteren Kapitän.
„Hat mich gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Kapitän Jacobs.“
„Ganz meinerseits Mädchen. Bestelle deiner Herrin einen schönen Gruß und meine aufrichtigsten Wünsche zur Genesung.“
*
Elly machte noch einen Abstecher zu den Marktständen um ein Bündel Pfefferminze zu kaufen. Sie war sich nicht sicher, ob das Gasthaus Seaview , in dem sie wohnten, Pfefferminze hatte. Sie war zuversichtlich, ihrer Herrin endlich helfen zu können.
Mit der Pfefferminze eilte sie zurück zum Seaview , wo sie den Tee in der Küche selbst zubereitete. Morgen früh würde sich zeigen, ob das Rezept des alten Seebären etwas taugte.
Vorsichtig öffnete sie die Tür zu Montanas Kammer und schlüpfte hinein. Ihre Herrin schien zu schlafen. Leise trat Elly ans Bett. Die helle Haut von Montana wirkte durchscheinend. Sie war zwar von Natur her ein hellerer Typ, doch jetzt sah sie so blass aus, dass Elly vorsichtig zwei Finger auf ihren Puls am Handgelenk legte. – Gott sei Dank! Sie lebte noch. Einen schrecklichen Moment hatte sie gedacht, ihrer Herrin sei während ihrer Abwesenheit etwas zugestoßen.
Montana schlug flatternd die Augen auf.
„Du bist zurück?“
„Ja und ich habe fantastische Neuigkeiten!“, verkündete Elly euphorisch.
„Neuigkeiten? Was gibt es denn so Aufregendes?“
Ellys Freude erlitt einen kleinen Dämpfer, als sie registrierte, wie schwach die Stimme ihre Herrin klang. Hoffentlich würde sich ihr Gesundheitszustand ab morgen bessern.
„Ich habe Eurem Gatten berichtet, wie ich sollte und dann hat der Kapitän – Moment, wie war noch gleich der Name? – Ach ja! Kapitän Jacobs. Also, Kapitän Jacobs Frau hat elf Kinder bekommen ...“
„Bitte!“, unterbrach Montana stöhnend. „Erzähl mir bitte nichts vom Kinderkriegen!“
„Wartet ab!“, beschwichtigte Elly aufgeregt. „Also, wie ich schon sagte, hat die Frau elf Kinder geboren und ch geborenjedes Mal hatte sie diese furchtbare Übelkeit. Und deswegen wusste der Kapitän auch, was in so einem Fall zu tun ist. Er hat mir alles genau erklärt. Ab morgen früh fangen wir an, Ihr werdet sehen, bald schon geht es Euch besser und Ihr seid wieder munter und der Herr braucht sich wegen der Reise keine Sorgen mehr zu machen.“
„Dein Wort in Gottes Ohr!“, stöhnte Montana kraftlos.
„Wollt Ihr denn gar nicht hören, was der Kapitän für Euren Fall geraten hat?“, fragte Elly enttäuscht über den mangelnden Enthusiasmus ihrer Herrin.
„Du wirst es mir ohnehin gleich erzählen! Also bitte, fang an. Was hat denn der gute Kapitän Johns gesagt?“, gab sich Montana geschlagen.
„Kapitän Jacobs!“, verbesserte Elly.
„Von mir aus auch das“, stöhnte Montana.
Elly erklärte alles so, wie Kapitän Jacobs ihr aufgetragen hatte.
„... das wird bestimmt helfen“, endete sie.
„Schaden kann es jedenfalls nicht mehr, als alles andere“, seufzte Montana. „Sei bitte so lieb und bring mir ein wenig Wasser. Dann werde ich noch etwas schlafen.“
Eilig machte sich Elly auf in die Küche, um das Gewünschte zu besorgen. Zu ihrer Erleichterung behielt ihre Herrin das Wasser diesmal auch bei sich.
6
„H abt Ihr es auch bequem?“, fragte Elly besorgt.
„Ja Elly. Es ist alles bestens. Geh und hilf den Anderen. Ich komme schon zurecht“, sagte Montana leicht genervt.
Montana hatte sich die letzten Tage ein wenig erholen können, nachdem die von Kapitän Jacobs vorgeschlagene Kur gut funktioniert hatte und sie sich endlich morgens nicht mehr erbrechen musste und sogar etwas Nahrung bei sich behalten konnte.
„Gut. Wenn Ihr wirklich sicher seid, dass ich Euch jetzt einen Moment allein lassen kann, dann ...“
„Ja, geh jetzt!“
Noch immer ein wenig skeptisch, gab Elly schließlich nach und nach einem
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