Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
oder hinaus.
»Es ist so laut«, murmelte Senna.
Finian musterte sie noch einmal und war zufrieden mit ihrer Verkleidung. Es war großartig, wie der Hut ihr Gesicht bedeckte. Mit den schmutzigen Wangen – hier hatte sich ein wenig Matsch vom Flussufer als nützlich erwiesen – und dem Schulterumhang, den sie trotz der Wärme des noch jungen Tages trug, war ihre Verkleidung perfekt. Sie sah aus wie ein hochgewachsener Knappe.
Nicht dass Finian so weit im Südwesten irgendwelchen Ärger erwartete. Nicht so bald. Rardove würde annehmen, dass sie direkt nach Norden marschiert waren, zu König O’Fáil, und nicht den Umweg nach Süden in diese kleine, aber geschäftige englische Stadt gewählt hatten. Und um die Wahrheit zu sagen, zahllose Iren kamen für den Mord an den vier englischen Soldaten an einem Fluss infrage. Es war nicht gesagt, dass Rardove ausgerechnet Finian mit dem Verbrechen in Zusammenhang bringen würde.
Aber selbst wenn er es tat, bliebe Finian keine Wahl. Red wartete, und mit ihm das kostbare Färber-Buch.
»Laut?«, wiederholte er zerstreut. Er drehte sich um, um die Wachen zu betrachten, die an den Stadtmauern patrouillierten. Sein Herz schlug kräftig und pumpte das Blut in genau die Körperteile, in denen er es am meisten brauchte: Beine und Arme. Er zwang sich, Senna anzublicken. »Deine Reisen führen dich doch immer in große Städte, oder? Verträge schließen, die Herzen der Männer in der Stadt brechen.«
»Ich versuche, Städte zu meiden.« Ihr Blick schweifte umher. »Wie ich schon sagte, die Leute sind so ... laut.« Sie reckte das Gesicht den Sonnenstrahlen entgegen, blinzelte und lächelte angestrengt.
»Kopf runter«, befahl er.
Hinter ihnen traf noch eine Gruppe Messebesucher ein und verstopfte den Weg zum Tor. Gut. Je mehr Menschen, desto besser. Diese Gruppe sah so aus, als wäre sie ziemlich unterhaltend: Gaukler in hellen, mit Bändern verzierten flatternden Kleidern – und einem Affen, der einem von ihnen auf der Schulter hockte. Sie hatten Geschichten zu erzählen und Kunststückchen vorzuführen.
Senna schaute sich mit großen Augen um. »Ist das ein Affe?«
Sie sprach leise und hatte wahrscheinlich die Absicht gehabt, ihre Stimme zu verstellen, klang aber nur heiser und kehlig. Verführerisch.
Die Spielleute hörten zufällig ihre Worte und lachten.
»In der Tat, das ist einer, Mistress.«
Finian stöhnte innerlich. Sennas Verkleidung war also nur so lange perfekt, wie ein Mann es nicht wagte, sich ihr auf zehn Fuß zu nähern. Finian hätte sie vermutlich auch mit Blutegeln behängen können; trotzdem hätte jeder Mann, der seine Sinne beisammen hatte, gewusst, dass sie eine Frau war.
»Kommt zu unserer Vorführung, heute Abend auf dem Marktplatz«, lud der Gaukler sie lächelnd ein. Der Mann war offensichtlich mehr an Publikum im Allgemeinen interessiert als an einer Frau, wie Finian bemerkte, und seine Anspannung ließ ein wenig nach. »Ihr werdet einen großartigen Auftritt sehen. Kostet nur einen halben Denier.«
Dann verbeugte er sich leicht und zwinkerte Senna zu. »Und wir brauchen immer hübsche Freiwillige, junge Maid. Von ihnen verlangen wir keine Deniers.«
Also interessierte er sich doch irgendwie für Frauen, stellte Finian säuerlich fest.
Senna lächelte, schüttelte schüchtern den Kopf und drehte sich wieder zu Finian. »Ich habe noch nie einen Affen gesehen«, wisperte sie und schaute ihn unter dem tief in die Stirn gezogenen Hut an.
Er widerstand der Versuchung, sie auf die Spitze ihrer ausgesprochen schmutzigen Nase zu küssen. Er würde es niemals wagen, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, weil er seinen Knappen küsste.
Sie rückten weiter zum Tor vor. Mit bewaffneten Wachen ihm zur Seite durchsuchte der Torwächter hin und wieder das Gepäck der Menschen und die Wagen, die zur Messe in die Stadt fuhren. Irgendjemand versetzte Senna einen Stoß in den Rücken, und dann standen sie vor dem Pförtner.
Finian hatte jeden Muskel angespannt und machte sich bereit, zu kämpfen oder zu fliehen. Er nickte, öffnete den Mund, um wer weiß was zu sagen, als der Wächter bereits ungeduldig mit der Hand winkte und auf die Gaukler schaute, die sich hinter ihnen drängten.
»Los, weiter, du irischer Hund«, bellte der Mann, und ausnahmsweise fühlte Finian sich nicht von dem Drang überwältigt, das Gesicht des vulgären Engländers gegen die Wand zu drücken.
Er hastete durch die gewundenen, überfüllten Straßen der Stadt, und Senna
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