Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
folgte ihm auf dem Fuße. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte heiß, erhitzte die geschäftige, quirlige Welt innerhalb des hölzernen Walles. Staub wirbelte unter den Stiefeln der Männer und Frauen auf. Die Hauptstraße war teilweise gepflastert und mit Läden gesäumt. Überall boten Handwerker ihre Waren an; lederne Sättel und Sticknadeln, Kerzen und Silberwaren wurden ausgestellt. Das unverwechselbare Geräusch von Metall, das auf Metall schlug, drang aus der Ferne an ihr Ohr; der Hufschmied hatte offensichtlich viel zu tun.
Finian führte sie an all diesem Reichtum vorbei und hoffte, dass Senna nicht irgendwo anfing zu feilschen, nur um nicht aus der Übung zu kommen.
Am anderen Ende des gepflasterten Marktplatzes erhob sich eine Plattform. In guten Zeiten wurden hier draußen die Festmahle abgehalten, und die Plattform diente als Bühne für Gaukler und Geschichtenerzähler. In schlechten Zeiten als Richtstätte. In diesem Augenblick ging ein Ausrufer vorbei, der bekannt gab, wer heute den neuen Wein verkaufte. Niemand schien zuzuhören. Vielleicht wussten alle schon Bescheid. Vielleicht hatten schon alle getrunken.
»Warte hier«, befahl Finian ihr und deutete auf einen von drei Aufsitzblöcken in der Nähe des Stadtbrunnens.
Es war eine dunkle Ecke, in der eine Reihe von Abwassereimern und Nachttöpfen standen, die vielleicht aus den Fenstern des ersten oder zweiten Stockwerks ausgeleert worden waren.
Senna nickte wortlos und ging hinüber und erregte bei niemandem Aufmerksamkeit außer bei den Fliegen. Dort stand sie nun – die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine leicht gespreizt – und ließ den Blick über die Menge schweifen. Ein junger gehorsamer Knappe, der auf seinen Herrn wartete.
Finian wollte sie küssen.
Hinter ihnen befanden sich Läden, an denen die Menschenmenge sich wie eine Schlange entlangwand. Vor ihnen in der Mitte des freien Platzes erzählten Gaukler zotige Witze; die Menschen drängten sich um sie. Pastetenmacher bahnten sich ihren Weg durch die Menge und verkauften Fleisch und Käse. Jeder könnte an dieser schattigen Stelle stehen bleiben und sich den Nachmittag vertreiben, stundenlang. Aber so lange würde Finian nicht brauchen. Nein, er würde früher zurückkehren. Niemandem würde Senna auffallen.
Wenn irgendjemand es wagte, ihr auch nur ein Haar zu krümmen ...
»Ich komme wieder«, verkündete er grimmig.
Senna nickte lässig und unbekümmert, ohne ihn anzusehen. Diese Unbekümmertheit zu zeigen musste sie große Anstrengung kosten, wenn man bedachte, wie stark sie die Kiefer zusammengepresst hatte. Finian gab vor, sich den Stiefel schnüren zu müssen, und bedeutete ihr, sich zu ihm hinunterzubücken.
Als sie sich beide unterhalb der Augenhöhe der Menge befanden, beugte er sich nach vorn und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Schnell und hart.
»Du bist stärker, als du ahnst, kleine Lady. Und ich bin schneller zurück, als du dich umgucken kannst.«
Finian richtete sich wieder auf. Ohne sich noch einmal umzublicken, machte er sich dann auf den Weg in die Abtei, wo sein Spion auf ihn wartete.
Kapitel 33
D rinnen war es kühl. Die Steinmauern der Abtei hielten die Hitze in Schach, und die dämmrige, beinahe frostige Luft waberte wie Dunst über Finians Unterarme und sein Gesicht. Am Ende des kurzen Mittelganges lag ein kleiner Altarraum. Finian senkte ein Knie, neigte den Kopf und bekreuzigte sich, bevor er sich leicht auf die Fingerspitzen küsste. Dann erhob er sich und wandte sich zu dem leisen Zischen um, das er hinter sich gehört hatte.
Die Gestalt in der Ordenstracht kam näher.
»Mutter.«
Die Äbtissin berührte kurz seinen gesenkten Kopf. »Hier entlang.«
Finian folgte ihr durch das Längsschiff und durch eine kleine Tür, die in einen sonnigen Hof führte; sie überquerten den Hof und gelangten in ein weiteres Gebäude. Die Tür schlug hinter ihnen ins Schloss. Es dauerte einen Moment, bis Finian sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, aber danach erkannte er, dass sie sich in einem großen Raum befanden, der mit frischen Binsen ausgestreut war. Das war der Raum, in dem die Nonnen die Manuskripte transkribierten und wunderbar illustrierten.
Die Mutter Oberin drehte sich zu ihm. »Mein Sohn, Ihr seid spät.«
»Ich wurde aufgehalten.«
»Vielleicht zu spät.«
»Ich konnte nichts dagegen ausrichten.«
Sie musterte ihn mit ernstem Blick. »Welche Bedeutung hat es vor Gott?«
»Für mich hat es eine Bedeutung«, murmelte
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