Bezwinger meines Herzens - Kennedy, K: Bezwinger meines Herzens - The Irish Warrior
Finian und schaute sich um.
Der quadratisch ausgeschnittene Schleier der Oberin rahmte ein beeindruckend strenges Gesicht, das tiefgebräunt war. Von der Arbeit im Garten, wie Finian vermutete. »Sie sind gekommen.«
Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Wer?«
»Jemand, der das, was er hatte, ebenso wollte wie Ihr.«
»Mutter, wer ist er?«
Sie deutete auf eine Tür auf der anderen Seite des Zimmers. Der weite Ärmel ihrer Tracht hing herunter und offenbarte einen überraschend muskulösen Unterarm. Finian war verblüfft. »Die Treppe hinunter, durch den Kreuzgang, dann geradeaus durch die Schlafsäle. Die letzte Tür rechts.«
Sie musterte ihn mit düsterem Blick und richtete den Finger auf sein Schwert. »Das bleibt bei mir.«
Finian händigte ihr die Waffe aus, ohne zu protestieren. Die drei anderen Klingen, die er in den verschiedenen Falten seiner Kleidung versteckt und sich an den Arm geschnallt hatte, sollten bei Bedarf reichen.
Rasch ging er den offenen Kreuzgang hinunter, in dem Nonnen sich wie schwebende Glockenblumen im hellen Sonnenschein bewegten und sich leise unterhielten. Eine Nonne fegte den Gang mit einem Reisigbesen. Sie schaute ihn an, dann rasch wieder weg. Finian sprang die kurze Treppe zum Schlafsaal hinauf und eilte den Korridor entlang.
Dort klopfte er flüchtig an die Tür, die einen Spaltbreit geöffnet war, und stieß sie auf. »Red?«
Er blieb abrupt stehen.
Red lag auf dem Boden. Getrocknetes Blut zeichnete eine Spur auf seinem verletzten Schädel.
Finian sank auf ein Knie.
»Red?« Er schob die Hand unter den Kopf des Mannes, ohne auf das Blut zu achten, das sich ihm in die Handflächen schmierte. »Jesus. Red. Was hast du außerhalb des Bettes zu suchen? Red!«
In der Stille, die folgte, wurde Finian kalt. Eine Fliege summte am Fenster vorbei. Er konnte das alte, kalte Holz der Fensterläden riechen. Finians Schuhsohlen knirschten laut über den körnigen Boden des Zimmers, als er sich hinkniete. Er hob Reds Oberkörper an, zog ihn in die Arme. »Red!«
Red schlug die Augen auf.
»Oh, Jesus, Mann!« Finian atmete geräuschvoll aus. Er hob ihn noch weiter hoch, streckte die Beine aus und ließ den Gefährten auf ihnen ruhen, während er ihm über den Kopf strich.
»Alles in Ordnung?«
»Guter Gott, Ire«, krächzte Red, »nein, es ist nicht alles in Ordnung. Ich bin im Begriff zu sterben. Ich habe nur auf dich gewartet.« Er schluckte, offenbar war seine Kehle so trocken wie Pergament. »Aber immerhin, man kann sich darauf verlassen, dass die Iren zu spät kommen.« Er blinzelte ihn an. »Warum du? Wo steckt Turlough?«
»Tot.«
»Armer Kerl.«
Finian griff an seine Seite, riss den ledernen Wasserbeutel heraus und hielt ihn Red an den Mund. Red trank langsam, aber gierig. Die größte Teil lief ihm über die Wange und das Kinn. Rasch schwanden ihm die Kräfte.
»Haben die Schwestern nicht nach dir gesehen?«
»Das haben sie, wozu auch immer das gut war. Die Mutter Oberin hingegen«, Red lächelte grimmig, »sie war wirklich verdammt großartig.« Reds Blick war so klar wie immer, auch wenn er die Lider halb aus Erschöpfung, halb aus Schmerz fast geschlossen hielt. »Vor fünf Tagen bin ich hergekommen.«
»Verzeih mir.« Finian brachte ihn in eine andere Lage, und Red stöhnte. »Ich war gefangen.«
»Genug jetzt damit. Wir müssen uns beeilen. Ich habe versucht, es in die Finger zu bekommen, bevor ich meinem Schöpfer gegenübertrete. Du hättest es sonst nie gefunden. Es ist da drüben.« Er zeigte auf die Wand. »Die Stelle ist tief unten. Grab es aus.«
»Die Rezeptur?«
»In all ihrer vernichtenden Herrlichkeit.«
Die Erleichterung schoss Finian heiß durch die Gliedmaßen. Es fühlte sich an wie zu früheren Zeiten, wenn Red und er sich getroffen hatten, weil ihre Interessen die gleichen gewesen waren; wenn sie einander geheime Nachrichten anvertraut hatten, Finian für Irland, Red für Schottland – und beide gegen Edward. Stets gegen Edward, dessen unstillbarer Appetit sich auf Königreiche richtete, die ihm nicht gehörten.
Finian ließ Red behutsam zu Boden, denn ihm war klar geworden, dass sein Freund es nicht würde ertragen können, wieder auf die Pritsche gelegt zu werden. Dann grub er vorsichtig dort, wo Red ihn geheißen hatte, und legte eine kleine Höhle in der Steinmauer frei, die das Zimmer von den Schlafsälen trennte. Sand und kleine Steine fielen zu Boden und bildeten dort einen kleinen Schutthaufen. Finian schob die Hand in
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