Bhagavad Gita wie sie ist
zu erkennen und Ihm zu dienen, genau wie es Arjuna tat. Arjuna wollte seine Familienangehörigen nicht töten, aber als er verstand, daß sie Hindernisse für seine Kṛṣṇa-Erkenntnis waren, nahm er Kṛṣṇas Anweisung an und kämpfte gegen seine Verwandten und tötete sie. Auf jeden Fall sollte man vom Glück und Leid des Familienlebens losgelöst sein, denn in dieser Welt kann man niemals völlig glücklich oder völlig unglücklich sein.
Glück und Leid sind untrennbar mit dem materiellen Leben verbunden. Wie in der Bhagavad-gītā empfohlen wird, sollte man lernen, sie zu erdulden. Da man dem Kommen und Gehen von Glück und Leid niemals Einhalt gebieten kann, sollte man sich von der materialistischen Lebensweise lösen und auf diese Weise von vornherein in beiden Fällen ausgeglichen bleiben. Gewöhnlich sind wir sehr glücklich, wenn wir etwas Erwünschtes bekommen, und wenn uns etwas Unerwünschtes widerfährt, sind wir unglücklich. Wenn wir uns jedoch tatsächlich auf der spirituellen Ebene befinden, werden uns diese Dinge nicht mehr berühren. Um diese Stufe zu erreichen, müssen wir unerschütterlichen hingebungsvollen Dienst ausführen. Ohne abzuweichen hingebungsvollen Dienst zu Kṛṣṇa auszuführen bedeutet, sich in den neun Vorgängen des hingebungsvollen Dienstes zu beschäftigen: chanten, hören, verehren, Ehrerbietungen darbringen usw., wie dies im letzten Vers des Neunten Kapitels beschrieben wird. Dies sind die Vorgänge, denen man folgen muß.
Es ist ganz natürlich, daß jemand, der ein spirituelles Leben führt, nicht mehr mit materialistischen Menschen verkehren will. Dies wäre völlig gegen seine Natur. Man kann seinen Fortschritt prüfen, indem man feststellt, inwieweit man bereit ist, an einem einsamen Ort ohne unerwünschte Gemeinschaft zu leben. Auch ist ein Gottgeweihter von Natur aus nicht an unnötigen Vergnügungen, Kinobesuchen oder gesellschaftlichen Veranstaltungen interessiert, denn er versteht, daß diese Dinge nichts als Zeitverschwendung sind. Es gibt viele Forscher und Philosophen, die Themen wie Sexualität usw. untersuchen, doch nach der Bhagavad-gītā haben solche Forschungsarbeiten und philosophischen Spekulationen keinen Wert. Sie sind mehr oder weniger sinnlos. Der Bhagavad-gītā zufolge sollte man mit philosophischem Verständnis nach dem Wesen der Seele forschen. Das Ziel aller Forschung sollte, wie es hier empfohlen wird, darin bestehen, das Selbst zu verstehen.
Wie aus diesen Versen hervorgeht, ist bhakti-yoga der geeignete Weg, um Selbstverwirklichung zu erlangen. Sobald von Hingabe die Rede ist, muß man die Beziehung zwischen der Überseele und der individuellen Seele in Betracht ziehen. Die individuelle Seele und die Überseele können nicht eins sein, zumindest nicht nach der bhakti- Auffassung, der Lebensauffassung der Hingabe. Dieser Dienst der individuellen Seele für die Höchste Seele ist nityam (ewig), wie hier eindeutig gesagt wird. Deswegen ist bhakti, hingebungsvoller Dienst, ewig. In dieser philosophischen Überzeugung muß man gefestigt sein.
Im Śrīmad-Bhāgavatam (1.2.11) wird dies genau erklärt. Vadanti tat tattva-vidas tattvaṁ yaj jñānam advayam: „Diejenigen, die die Absolute Wahrheit tatsächlich kennen, wissen, daß das Höchste Selbst in drei verschiedenen Aspekten, als Brahman, Paramātmā und Bhagavān, erkannt wird.“ Bhagavān ist die höchste Stufe der Erkenntnis der Absoluten Wahrheit; deshalb sollte man sich auf diese Stufe des Wissens erheben und sich im hingebungsvollen Dienst der Höchsten Persönlichkeit Gottes beschäftigen. Das ist die Vollkommenheit des Wissens.
Dieser Vorgang – angefangen mit dem Entwickeln von Demut bis hin zur Erkenntnis der Höchsten Wahrheit, der Absoluten Persönlichkeit Gottes – gleicht einer Treppe, die vom Erdgeschoß zum obersten Stockwerk führt. Auf dieser Treppe gibt es viele Menschen, die den ersten, zweiten oder dritten oder einen anderen Stock erreicht haben, doch solange man nicht das oberste Stockwerk erreicht, das heißt die Ebene, auf der man Kṛṣṇa versteht, befindet man sich immer noch auf einer niederen Stufe des Wissens. Wenn jemand versucht, sich mit Gott zu messen und gleichzeitig Fortschritt im spirituellen Wissen zu machen, so werden all seine Bemühungen scheitern. Hier wird klar gesagt, daß man ohne Demut kein wahres Wissen erlangen kann. Und sich selbst für Gott zu halten ist der größte Hochmut. Obwohl das Lebewesen ständig von den strengen
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