Bhagavad Gita wie sie ist
Herrn verrichtet wird. Die Pflichten eines brāhmaṇa befinden sich zweifellos in der Erscheinungsweise der Tugend, doch wenn sich jemand nicht von Natur aus in der Erscheinungsweise der Tugend befindet, sollte er nicht die Pflichten eines brāhmaṇa nachahmen. Für einen kṣatriya, einen Staatsmann, gibt es viele verabscheuenswerte Dinge zu tun: Ein kṣatriya muß Gewalt anwenden, um Feinde zu töten, und manchmal ist er aus diplomatischen Gründen gezwungen zu lügen. Solche Gewalt und Falschheit sind Teil der Politik, aber ein kṣatriya sollte deshalb nicht die Pflichten seines varṇa aufgeben und versuchen, die Pflichten eines brāhmaṇa zu erfüllen.
Man sollte handeln, um den Höchsten Herrn zufriedenzustellen. Arjuna zum Beispiel war ein kṣatriya. Er zögerte, gegen die andere Partei zu kämpfen; aber wenn ein solcher Kampf für Kṛṣṇa, die Höchste Persönlichkeit Gottes, ausgetragen wird, braucht man nicht zu fürchten, dadurch erniedrigt zu werden. Ebenso verhält es sich im Geschäftsleben. Ein Händler muß manchmal viele Unwahrheiten sagen, um Profit zu machen. Tut er das nicht, so kann er nichts verdienen. Manchmal sagt ein Händler: „Mein werter Kunde, an Ihnen verdiene ich nichts“, aber man sollte wissen, daß ein Händler ohne Profit nicht existieren kann. Deshalb ist es einfach eine Lüge, wenn ein Händler sagt, er verdiene nichts. Doch obwohl der Händler einem Beruf nachgeht, in dem er gezwungen ist zu lügen, sollte er nicht denken, er müsse diesen Beruf aufgeben und die Tätigkeit eines brāhmaṇa aufnehmen. Das wird nicht empfohlen. Wenn man mit seiner Arbeit der Höchsten Persönlichkeit Gottes dient, ist es nicht wichtig, ob man ein kṣatriya, ein vaiśya oder ein śūdra ist. Sogar brāhmaṇas, die verschiedene Arten von Opfern ausführen, müssen manchmal Tiere töten, denn in solchen Zeremonien werden bisweilen auch Tiere geopfert. Ebenso muß ein kṣatriya bei der Ausführung seiner Pflicht manchmal einen Feind töten, doch dadurch begeht er keine Sünde. Diese Themen sind im Dritten Kapitel klar und ausführlich beschrieben worden; jeder sollte für die Zufriedenstellung Yajñas, das heißt Viṣṇus, der Höchsten Persönlichkeit Gottes, arbeiten. Alles, was für persönliche Sinnenbefriedigung getan wird, ist eine Ursache von Bindung. Die Schlußfolgerung lautet, daß jeder entsprechend der jeweiligen Erscheinungsweise der Natur, von der er beeinflußt wird, beschäftigt werden sollte und daß man den Entschluß fassen sollte, nur noch zu arbeiten, um dem höchsten Interesse, dem Interesse des Höchsten Herrn, zu dienen.
Vers 48
48
s$ah"jaM k(maR k(AEntaeya s$ad"AeSamaipa na tyajaeta, /
s$avaARr"mBaA ih" d"AeSaeNA DaUmaenaAi¢air"vaAva{taA: //48//
saha-jaṁ karma kaunteya
sa-doṣam api na tyajet
sarvārambhā hi doṣeṇa
dhūmenāgnir ivāvṛtāḥ
saha-jam – gleichzeitig geboren; karma – Tätigkeit; kaunteya – o Sohn Kuntīs; sa-doṣam – mit einem Fehler; api – obwohl; na – niemals; tyajet – man sollte aufgeben; sarva-ārambhāḥ – alle Unternehmungen; hi – gewiß; doṣeṇa – mit einem Fehler; dhūmena – mit Rauch; agniḥ – Feuer; iva – wie; āvṛtāḥ – bedeckt.
Jede Bemühung ist von einem Fehler überschattet, ebenso wie Feuer von Rauch verhüllt ist. Deshalb sollte man die Tätigkeit, die der eigenen Natur entspringt, nicht aufgeben, o Sohn Kuntīs, auch wenn diese Tätigkeit voller Fehler ist.
ERLÄUTERUNG: Im bedingten Leben ist jede Tätigkeit durch die Erscheinungsweisen der materiellen Natur verunreinigt. Selbst ein brāhmaṇa muß zuweilen Opfer vollziehen, bei denen es notwendig ist, ein Tier zu töten. Ebenso muß ein kṣatriya, ganz gleich wie fromm er ist, mit seinen Feinden kämpfen. Er kann es nicht vermeiden. Und ein Händler, mag er auch noch so fromm sein, muß manchmal seinen Profit verheimlichen, um im Geschäft zu bleiben, und manchmal kann es vorkommen, daß er Schwarzhandel treibt. Diese Dinge sind notwendig; man kann sie nicht vermeiden. Auch wenn ein śūdra der Diener eines schlechten Herrn ist, muß er die Befehle seines Herrn ausführen, selbst wenn etwas nicht getan werden sollte. Trotz all dieser Mängel sollte man weiter seine vorgeschriebenen Pflichten erfüllen, denn sie entspringen der eigenen Natur.
In diesem Vers wird ein sehr schönes Beispiel gegeben. Obwohl Feuer rein ist, gibt es Rauch. Aber Rauch macht das Feuer nicht unrein. Obwohl es im Feuer Rauch
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