Bhagavad Gita wie sie ist
Geliebte haben.
Arjuna hatte zum Herrn eine Beziehung als Freund. Natürlich besteht zwischen dieser Art von Freundschaft und der Freundschaft, wie wir sie in der materiellen Welt finden, ein gewaltiger Unterschied. Hier handelt es sich um eine transzendentale Freundschaft, die nicht jeder haben kann. Selbstverständlich hat jeder eine bestimmte Beziehung zum Herrn, und diese Beziehung wird wiedererweckt, wenn man im hingebungsvollen Dienst die Vollkommenheit erreicht. Doch im gegenwärtigen Zustand unseres Lebens haben wir nicht nur den Höchsten Herrn, sondern auch unsere ewige Beziehung zu Ihm vergessen. Jedes einzelne der Millionen und Abermillionen von Lebewesen hat ewiglich eine bestimmte Beziehung zum Herrn, die man als svarūpa bezeichnet. Durch den Vorgang des hingebungsvollen Dienstes kann man diese svarūpa wiederbeleben, und diese Stufe wird svarūpa-siddhi, die Vollkommenheit der wesensgemäßen Stellung, genannt. Arjuna war also ein Gottgeweihter, der mit dem Höchsten Herrn durch Freundschaft verbunden war.
Man sollte beachten, auf welche Weise Arjuna die Bhagavad-gītā annahm. Wie er dies tat, wird im Zehnten Kapitel (10.12–14) beschrieben:
arjuna uvāca
paraṁ brahma paraṁ dhāma
pavitraṁ paramaṁ bhavān
puruṣaṁ śāśvataṁ divyam
ādi-devam ajaṁ vibhum
āhus tvām ṛṣayaḥ sarve
devarṣir nāradas tathā
asito devalo vyāsaḥ
svayaṁ caiva bravīṣi me
sarvam etad ṛtaṁ manye
yan māṁ vadasi keśava
na hi te bhagavan vyaktiṁ
vidur deva na dānavāḥ
Arjuna sprach: „Du bist die Höchste Persönlichkeit Gottes, das höchste Reich, der höchste Reine, die Absolute Wahrheit. Du bist die ewige, transzendentale, ursprüngliche Person, der Ungeborene und der Größte. Alle großen Weisen wie Nārada, Asita, Devala und Vyāsa bestätigen diese Wahrheit über Dich, und nun erklärst Du es mir Selbst. O Kṛṣṇa, alles, was Du mir gesagt hast, akzeptiere ich vollständig als Wahrheit. O Herr, weder die Halbgötter noch die Dämonen sind fähig, Deine Persönlichkeit zu verstehen.“
Nachdem Arjuna die Bhagavad-gītā von der Höchsten Persönlichkeit Gottes vernommen hatte, erkannte er Kṛṣṇa als paraṁ brahma, das Höchste Brahman, an. Jedes Lebewesen ist Brahman, doch das höchste Lebewesen, die Höchste Persönlichkeit Gottes, ist das Höchste Brahman. Paraṁ dhāma bedeutet, daß Er der höchste Ruheort allen Seins ist; pavitram bedeutet, daß Er rein ist, frei von jeglicher Spur materieller Verunreinigung; puruṣam, daß Er der höchste Genießer ist; śāśvatam, daß Er urerst, und divyam, daß Er transzendental ist; ādi-devam, daß Er die Höchste Persönlichkeit Gottes, ajam, der Ungeborene, und vibhum, der Größte, ist.
Da Kṛṣṇa Arjunas Freund war, könnte man denken, daß Arjuna dies alles sagte, nur um Ihm zu schmeicheln, doch um die Leser der Bhagavad-gītā von Zweifeln solcher Art zu befreien, erhärtet Arjuna seine Feststellung im nächsten Vers, in welchem er sagt, daß Kṛṣṇa nicht nur von ihm selbst als die Höchste Persönlichkeit Gottes anerkannt werde, sondern auch von Autoritäten wie Nārada, Asita, Devala und Vyāsadeva. Dies sind große Persönlichkeiten, die das vedische Wissen verbreiten, so wie es von allen ācāryas anerkannt wird. Deshalb sagt Arjuna zu Kṛṣṇa, daß er alles, was Kṛṣṇa sage, als absolut vollkommen anerkenne. Sarvam etad ṛtaṁ manye: „Alles, was Du sagst, akzeptiere ich als Wahrheit.“ Arjuna sagt auch, daß das Wesen des Herrn sehr schwer zu verstehen sei und daß selbst die großen Halbgötter nicht fähig seien, Ihn zu kennen. Dies bedeutet, daß der Herr nicht einmal von Persönlichkeiten erkannt werden kann, die auf einer höheren Ebene stehen als die Menschen. Wie kann also ein Mensch Śrī Kṛṣṇa verstehen, ohne Sein Geweihter zu werden?
Man sollte sich der Bhagavad-gītā daher in einer Haltung der Hingabe nähern. Man darf nicht glauben, man sei Kṛṣṇa ebenbürtig oder Kṛṣṇa sei ein gewöhnlicher Mensch, ja man sollte Ihn nicht einmal nur für eine große Persönlichkeit halten, denn Śrī Kṛṣṇa ist die Höchste Persönlichkeit Gottes. Gemäß den Aussagen der Bhagavad-gītā und den Worten Arjunas, desjenigen, der die Bhagavad-gītā zu verstehen versucht, sollten wir also zumindest theoretisch akzeptieren, daß Śrī Kṛṣṇa die Höchste Persönlichkeit Gottes ist. Mit einer solchen
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