Bhagavad Gita wie sie ist
Wirkung haben. Man muß imstande sein, die Prüfung des spirituellen Meisters zu bestehen, und wenn er den aufrichtigen Wunsch des Schülers sieht, segnet er ihn von selbst mit echtem spirituellem Verständnis. In diesem Vers werden sowohl blindes Folgen als auch absurdes Fragen verurteilt. Man sollte dem spirituellen Meister nicht nur in ergebener Haltung zuhören, sondern man muß sich auch durch Ergebenheit, Dienst und Fragen darum bemühen, von ihm ein klares spirituelles Verständnis zu bekommen. Ein echter spiritueller Meister ist von Natur aus zu seinem Schüler sehr gütig. Wenn der Schüler daher dem spirituellen Meister ergeben ist und sich immer bereit zeigt, ihm zu dienen, dann wird ihr Austausch von Wissen und Fragen vollkommen.
Vers 35
35
yajÁaAtvaA na paunamaAeRh"maevaM yaAsyais$a paANx"va /
yaena BaUtaAnyazAeSaAiNA ‰"ºyasyaAtmanyaTaAe maiya //35//
yaj jñātvā na punar moham
evaṁ yāsyasi pāṇḍava
yena bhūtāny aśeṣāṇi
drakṣyasy ātmany atho mayi
yat – dies; jñātvā – wissend; na – niemals; punaḥ – wieder; moham – in Illusion; evam – auf diese Weise; yāsyasi – du wirst gehen; pāṇḍava – o Sohn Pāṇḍus; yena – durch welches; bhūtāni – Lebewesen; aśeṣāṇi – alle; drakṣyasi – du wirst sehen; ātmani – in der Höchsten Seele; atha u – oder mit anderen Worten; mayi – in Mir.
Wenn du auf diese Weise von einer selbstverwirklichten Seele wirkliches Wissen empfangen hast, wirst du nie wieder in solche Illusion fallen, denn durch dieses Wissen wirst du sehen, daß alle Lebewesen nichts anderes als Teile des Höchsten sind oder, mit anderen Worten, daß sie Mein sind.
ERLÄUTERUNG: Wenn man von einer selbstverwirklichten Seele, das heißt von jemandem, der die Dinge so kennt, wie sie sind, Wissen empfängt, erkennt man, daß alle Lebewesen Teile der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Śrī Kṛṣṇa, sind. Die Vorstellung, etwas existiere getrennt von Kṛṣṇa, wird māyā genannt ( mā – nicht, yā – dieses). Einige Menschen glauben, wir hätten mit Kṛṣṇa nichts zu tun; Kṛṣṇa sei nur eine bedeutende historische Persönlichkeit, und das Absolute sei das unpersönliche Brahman. In Wirklichkeit aber ist dieses unpersönliche Brahman, wie in der Bhagavad-gītā bestätigt wird, Kṛṣṇas persönliche Ausstrahlung. Kṛṣṇa, als die Höchste Persönlichkeit Gottes, ist die Ursache von allem. In der Brahma-saṁhitā wird unmißverständlich gesagt, daß Kṛṣṇa die Höchste Persönlichkeit Gottes, die Ursache aller Ursachen, ist. Selbst die Millionen von Inkarnationen sind nur Seine verschiedenen Erweiterungen, ebenso wie auch die Lebewesen Seine Erweiterungen sind. Die Māyāvādī-Philosophen glauben irrtümlicherweise, daß Kṛṣṇa Seine eigene getrennte Individualität verliere, wenn Er Sich in viele Formen erweitere. Aber dies ist eine typisch materielle Vorstellung. In der materiellen Welt machen wir die Erfahrung, daß ein Gegenstand seine ursprüngliche Identität verliert, wenn er in mehrere Teile zerlegt wird. Doch die Māyāvādī-Philosophen verstehen nicht, was absolut bedeutet; sie wissen nicht, daß auf der absoluten Ebene eins plus eins gleich eins und eins minus eins ebenfalls gleich eins ist.
Aus Mangel an ausreichendem Wissen über die absolute Wissen- schaft sind wir nun von Illusion bedeckt und glauben daher, wir seien von Kṛṣṇa getrennt. Obwohl wir getrennte Teile Kṛṣṇas sind, sind wir dennoch nicht von Ihm verschieden. Der körperliche Unterschied zwischen den Lebewesen ist māyā, das heißt, er existiert nicht wirklich. Wir sind alle dafür bestimmt, Kṛṣṇa zufriedenzustellen. Nur unter dem Einfluß von māyā dachte Arjuna, die zeitweilige körperliche Beziehung zu seinen Verwandten sei wichtiger als seine ewige spirituelle Beziehung zu Kṛṣṇa. Das Ziel der ganzen Gītā ist es, uns zu lehren, daß ein Lebewesen als Kṛṣṇas ewiger Diener nie von Kṛṣṇa getrennt sein kann, weshalb seine Vorstellung, eine von Kṛṣṇa getrennte Identität zu besitzen, māyā ist. Die Lebewesen haben als getrennte Bestandteile des Höchsten eine Aufgabe zu erfüllen, doch weil sie diese Aufgabe vergessen haben, wandern sie seit unvordenklichen Zeiten von Körper zu Körper und werden Menschen, Tiere, Halbgötter usw. Solche körperlichen Unterschiede entstehen, weil die Lebewesen den transzendentalen Dienst des Herrn vergessen haben. Wenn man
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