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Bianca Arztroman Band 0011

Bianca Arztroman Band 0011

Titel: Bianca Arztroman Band 0011 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mereditz Webber Jessica Matthews Jennifer Taylor
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fragte er nach einer endlosen Zeit des Schweigens. Er hatte die Zeit gebraucht, um seine verwirrten Gedanken einigermaßen auf die Reihe zu bringen.
    “Es sind die anderen Dinge drumherum”, erklärte sie und machte eine ausholende Bewegung, als müsste sie einen ganzen Müllhaufen zur Seite schieben. “Ich weiß nicht, ob ich für die Ehe im klassischen Sinn geeignet bin. Ich habe bisher nur platonische Ehen geführt. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn Leidenschaft dazukommt. Es kann sein, dass ich damit große Probleme habe. Auch Angst.”
    Er war erleichtert. Sie zweifelte an sich, nicht an ihm.
    “Wir kriegen das schon hin. Wir werden nichts überstürzen”, versprach er.
    Sie lachte. “Darauf würde ich nicht wetten, Pete! Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich sicher, dass du dir sehr oft überlegst, wie schnell du mich in dein Bett bekommst.”
    Früher, ja. Aber er hatte sich geändert. Andererseits war er ein Mann, und es war natürlich, dass er daran dachte, nicht wahr?
    “Ich meine die Hochzeit”, sagte er leise. “Damit sollten wir uns Zeit lassen.”
    Er bog von der Straße ab und parkte den Wagen in einer Nische. Er nahm Annas Hände in seine Hände. “Ich denke, wir sollten reden”, begann er ruhig. “Es ist an der Zeit. Ich weiß so gut wie nichts über deine Kindheit. Warum bist du bei Pflegeeltern aufgewachsen, Anna?”
    Sie seufzte und senkte den Kopf. “Meinen leiblichen Vater habe ich nicht kennengelernt. Ich weiß nicht einmal, wer er war. Meine Mutter hat niemals von ihm gesprochen. Aber der Mann, mit dem sie verheiratet war, mein Stiefvater, ließ keine Gelegenheit aus, mir immer wieder zu versichern, dass ich nicht seine Tochter bin.”
    Sie schwieg, und er sah den Schmerz in ihren Augen. Aber er sagte nichts, sondern verstärkte nur den Druck seiner Hände.
    “Wir hatten es nicht gut bei ihm, meine Mutter und ich. Er war gemein und beleidigend. Unser Leben bestand aus einer Kette von Demütigungen. Er war ein gewalttätiger Mensch. Seelisch gewalttätig. Körperlich hat er uns in Ruhe gelassen. Als ich zehn Jahre alt war, begriff ich, dass wir bei diesem Mann keine Zukunft hatten. Zwei Jahre lang versuchte ich, meine Mutter zur Flucht zu überreden. Aber sie wollte nicht. Sie war so ähnlich wie Mrs. Jennings. Sie hat ihn sogar noch verteidigt! Mit zwölf stahl ich Geld aus seiner Brieftasche und verschwand. Er zeigte mich an. Die Polizei griff mich auf. Er behauptete, dass ich schon immer eine kriminelle Ader gehabt hätte und dass seine Erziehungsversuche nicht genützt hätten. Er stellte sich als einen geduldigen Pädagogen dar, dem übel mitgespielt worden war. Die Behörden wurden eingeschaltet, und ich kam in ein Heim für schwer erziehbare Kinder. Natürlich fragte ich ständig nach meiner Mutter, aber ich bekam keine Antwort. Erst als ich zu meiner ersten Pflegefamilie kam, erfuhr ich, dass meine Mutter am Tag meines Verschwindens einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Sie hatte Tabletten geschluckt und lag vier Tage im Koma, ehe sie starb.”
    Sie zitterte, und Pete nahm sie fest in die Arme. Er sagte kein einziges Wort. Er ließ sie weinen.
    “Natürlich machte ich mir die größten Vorwürfe. Jahrelang quälte mich der Gedanke, meine Mutter in den Tod getrieben zu haben. Erst als ich erwachsen war und Medizin studierte, erfuhr ich, dass meine Mutter psychisch krank gewesen war. Sie muss immer wieder versucht haben, sich umzubringen. Sie hatte eine schreckliche Kindheit, einen bösen, prügelnden Vater, der sie und die anderen Familienmitglieder misshandelte.” Sie seufzte. “Ihr Leben war eine einzige Pechsträhne. Mehr weiß ich nicht.”
    Pete nahm zärtlich ihr Gesicht in beide Hände.
    “Und was ist mit dir, Anna? Wie hast du die Traumata deiner Kindheit verkraftet? Den Stiefvater? Die kranke, schwache Mutter? Das Kinderheim? Die wechselnden Pflegeeltern? Bisher kenne ich nur deine Sonnenseite. Die tüchtige Ärztin, die Samariterin, die für alle Unglücklichen dieser Welt ein offenes Ohr und eine helfende Hand hat! Sag mir, gibt es noch eine andere Anna, von der ich nichts weiß?”
    Sie sah ihn an. “Vielleicht. Ich weiß es nicht”, sagte sie ehrlich. “Das ist der Grund, warum ich so unsicher bin. Ich habe keine Ahnung, was in mir steckt und zu was ich fähig bin.” Sie zuckte hilflos die Schultern. “Vielleicht bin ich ein Monster, Pete! Unfähig, eine richtige Beziehung zu führen.”
    Er grinste. “Willkommen im Club”, sagte er trocken. “Ich

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