Bianca Arztroman Band 0011
Woche war, herrschte lebhaftes Treiben am Ufer des Sees. Es waren auch einige Taucher da, denn der See war in der Mitte sehr tief, was Tauchsportler aus nah und fern in die einsame Gegend zog.
Wie überrascht aber war Abbie, als sie plötzlich Nick am Steuer eines Autos erblickte. Er kurbelte das Seitenfenster herunter, als er ihrer ansichtig wurde und rief: “Was machst du denn hier?”
“Dasselbe könnte ich dich fragen”, antwortete sie. Sie trat an seinen Wagen heran und sagte: “Ich wusste gar nicht, dass du wieder fährst.”
“Es ist mein erster Versuch, nachdem ich ein paar Stunden genommen hatte, um mich mit diversen Ein- und Umbauten des Autos vertraut zu machen. Dich habe ich allerdings nicht hier erwartet, Abbie. Ich dachte, du arbeitest.”
“Ich habe einen halben Tag frei, und ich stand vor der Wahl, ob ich etwas im Haus tue oder spazieren gehe. Du siehst, wofür ich mich entschieden habe.”
Nick lachte. “Dafür habe ich volles Verständnis. Ich habe Hausarbeit immer gehasst. Dieses ewige Waschen und Bügeln und all die anderen langweiligen Tätigkeiten …”
“Gab es denn niemanden, mit dem du dir die Arbeit hättest teilen können?”
“Wie meinst du das?”
“Nun ja, ich dachte an eine Haushälterin oder so …”, sagte Abbie ein wenig verlegen.
“Du bist immer eine schlechte Lügnerin gewesen, Abbie. Ich nehme an, du hast gehört, dass ich verlobt war und dass meine Braut die Verlobung nach dem Unfall gelöst hat. Die Leute klatschen so gerne. Deswegen sollte ich dir lieber die richtige Version erzählen, damit du sie verbreiten kannst. Das würde manches dumme Gerücht aus dem Wege schaffen.”
“Mich geht das alles gar nichts an”, wehrte sich Abbie. “Und zu deiner Information: Ich habe erst heute Morgen von deiner Verlobung gehört. Ich wusste wirklich nichts davon.” Energisch zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke zu und sagte: “Es wird Zeit für mich zu gehen.”
“Nein, bitte bleibe, Abbie! Ich wollte dich nicht beleidigen. Du bist der letzte Mensch in der Stadt, von dem ich annehmen würde, dass er Klatschgeschichten herumträgt.”
Abbie sah ihn an und spürte, wie unangenehm ihm dieses Gespräch war. Dass seine Verlobte ihn verließ, musste ihn tief verletzt haben.
“Willst du darüber sprechen?”, fragte sie Nick. “Es hilft dir vielleicht, und was immer du mir erzählst, es bleibt unter uns.”
“Das weiß ich. Vorher muss ich dich aber um etwas bitten, obwohl ich es sehr ungern tue. Es ist das erste Mal, dass ich im Wagen ausfahre, und ich weiß einfach nicht, wie ich von meinem Sitz hier an diesen verdammten Rollstuhl herankommen soll. Ich würde so gern eine Weile am Wasser sitzen.”
“Natürlich helfe ich dir. Darum brauchst du mich doch nicht zu bitten.” Abbie ließ sich von ihm erklären, wie man den zusammenklappbaren Rollstuhl, der hinter dem Fahrersitz stand, herausnehmen und ihn fahrbereit machen konnte. Das war gar nicht schwierig, wie sich herausstellte.
Sie stellte den Rollstuhl neben den Autositz, so dass sich Nick selbst hineinschwingen konnte. Erleichtert brachte er die Armstützen in die richtige Position. “Es ging besser, als ich dachte. Danke, Abbie”, sagte er.
“Soll ich dich schieben? Der holprige Boden hier macht dir vielleicht Schwierigkeiten.”
Nick hatte nichts dagegen, und so mühten sie sich gemeinsam, das Gefährt über den steinigen Strand bis ans Ufer zu steuern.
“Nicht schlecht für einen Anfänger”, hänselte er Abbie. “Obwohl du dir vielleicht ein paar mehr Muskeln zulegen solltest.”
“Du hast gut reden. Wenn du nicht zehn Tonnen wiegen würdest, ginge es viel leichter.” Lachend setzte sie sich neben ihn auf die Kieselsteine. Sie freute sich, dass sie mit ihm immer noch Späße machen konnte, so wie früher.
“Also, was hat sich zugetragen?”, fragte sie sanft.
“Mit Jill und mir?” Es fiel ihm sichtlich schwer, über dieses Thema zu sprechen. Mit einem Seufzer strich er sich das Haar aus der Stirn, überlegte eine Weile, und dann begann er zu reden.
“Jill entschied, dass sie sich nicht an einen Invaliden binden könnte. Sie sprach ganz offen und ehrlich über ihren Entschluss, und das habe ich respektiert. Sie ist in der Werbung tätig, und ihr Beruf bringt unregelmäßige Arbeitszeiten mit sich und viele Reisen. Der Gedanke, dass sie nach einem anstrengenden Arbeitstag zu Hause jemanden vorfindet, den sie pflegen muss, schreckte sie ab.”
“Aber es hätte sich doch sicher
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