Bianca Arztroman Band 0011
Abwechslung. Du glaubst wohl, dass ich nicht mit dir konkurrieren kann, weil ich gehandicapt bin. Wenn das so ist, dann wirst du überrascht sein, Schwester Fraser.”
Abbie sammelte eine Hand voll flache Steine und fragte, ob sie mit dem Spiel beginnen sollte. “Fang schon an zu üben”, sagte Nick, “ich suche mir inzwischen selber ein paar Steine zusammen.”
Abbie lachte und ging ans Wasser. Immer wieder drehte sie prüfend den ersten Stein in der Hand, ehe sie ihn flach ins Wasser warf. Als er sofort sank, ohne auch nur den kleinsten Sprung zu machen, seufzte sie vor Enttäuschung. Sie probierte es ein zweites und ein drittes Mal, aber die Steine wollten einfach nicht springen.
“Das war eine ziemlich lahme Leistung”, befand Nick. “Aber du warst schon früher nicht gut in diesem Spiel. Vielleicht sollte ich dir Unterricht darin geben?”
Er rollte seinen Stuhl ans Wasser und warf den ersten Stein. Schon nach einem kläglichen Hüpfer ging er unter. “Und du willst mir Unterricht geben?”, fragte Abbie lachend.
“Ich muss erst einmal ein Gefühl für das Wasser bekommen. Das ist eine sehr ernste Wissenschaft”, antwortete Nick.
“Eine Wissenschaft sagst du? Sechsjährige Kinder können besser pitschen.” Sie wandte sich um und wollte gehen, aber Nick griff nach ihrer Hand und hielt sie fest.
Abbie stockte der Atem. Allein die Berührung ihrer Hände hatte ihren Körper in Flammen gesetzt.
Nick ließ sie los und suchte sich neue Steine. Abbie konnte sein Gesicht dabei nicht sehen, doch sie spürte, dass er nicht immun war gegen das, was sich soeben ereignet hatte.
“Bleib dort stehen und sieh dem Meister zu! Du wirst staunen, Abbie Fraser!”
Der Stein sauste über die Wasseroberfläche und hinterließ ein Dutzend Spritzer, ehe er weit entfernt in die Tiefe sank. Abbie stand da und staunte. Sie wagte nicht, irgendetwas zu sagen, damit ihre Stimme nicht ihre innere Erregung verriet.
“Lass es sein, Abbie. Es hat keinen Zweck. Es ist viel zu spät, um die Uhr zurückzustellen. Es wäre schon ein Fehler, es zu versuchen, besonders jetzt.”
Sie waren immer ehrlich zueinander gewesen, in dieser Beziehung hatte sich nichts geändert. “Ich hätte dies nur nie erwartet”, gab Abbie leise zu.
“Dieses Prickeln, wenn wir uns berühren?” Nick sah sie so zärtlich, so verständnisvoll an, dass es Abbie ganz warm uns Herz wurde. Wie vertraut war ihr dieser Gesichtsausdruck! Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie diese innige Verbundenheit vermisst hatte. “Du und ich, wir haben uns geliebt, Abbie. Es ist also kein Wunder, dass wir uns immer noch zueinander hingezogen fühlen, denn jede Beziehung, die wir in unserem Leben hatten, hinterlässt Spuren. Und jetzt wird es Zeit, dass ich langsam nach Hause fahre.”
Die Spannung zwischen ihnen war gewichen. Beide waren wieder im Einklang miteinander.
“Was geht dort hinten vor?”, fragte Nick plötzlich. Er kniff die Augen zusammen und blickte auf den See hinaus. “Es sieht so aus, als gäbe es bei den Tauchern Probleme.”
Man sah, wie sich Schwimmer an einem Punkt sammelten. Einer von ihnen strampelte und schien um sich zu schlagen, obwohl die anderen ihn festzuhalten versuchten.
Nick und Abbie beobachten besorgt, wie die Gruppe sich dem Strand näherte. Der Taucher, der sich draußen so sehr gewehrt hatte, brach zusammen, als sie den Strand erreichten.
“Was ist passiert?”, fragte Nick, der mit seinem Rollstuhl an die Gruppe herangefahren war.
“Er ist zu schnell aufgetaucht. Ich habe ihn gewarnt, aber er war in Panik geraten”, antwortete einer der Taucher. “Dave, kannst du mich hören? Wo tut es weh?”
“Meine Brust”, stöhnte der Mann.
Abbie war inzwischen hinzugekommen und kniete sich neben ihn. “Ich bin Krankenschwester, und dieser Mann hier neben mir ist Arzt. Ich möchte mir euren Freund gerne ansehen”, sagte sie. Sie kontrollierte den Puls und sah dabei Nick an. “Sehr schnell und schwach. Er hat offenbar Probleme mit der Atmung.”
“Wie tief wart ihr?”, fragte Nick die umstehenden Taucher.
“Fünfzehn bis zwanzig Meter. In der Mitte des Sees ist es tiefer, als wir angenommen hatten”, antwortete der Sprecher der Gruppe. “Wie geht es dir, Kumpel?”, wandte er sich an den Freund.
“Ich kann nicht richtig sehen, und ich habe das Gefühl, als ob meine Brust gleich platzt.”
Nick sah Abbie ernst an. “Ein typischer Fall von Taucherkrankheit. Er ist zu schnell aufgestiegen. Bei zu raschem
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