Bianca Arztroman Band 0011
ein Weg finden lassen, um allen Widerständen zum Trotz ein glückliches Leben zu führen”, warf Abbie ein. “Man hätte sich doch eine Pflegekraft engagieren können.”
“Es war ja nicht allein das. Nicht nur Jill hielt es für besser, unsere Beziehung abzubrechen, auch mir schien es das Vernünftigste zu sein. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich jemals wieder ein richtiger Ehemann für eine Frau sein kann, Abbie. Es wäre Jill gegenüber nicht fair gewesen, von ihr zu erwarten, dass sie in einer platonischen Beziehung lebt.”
“Ach so ist das”, sagte Abbie leise, überwältigt von Mitleid. “Was haben denn die Ärzte gesagt über …?”
“Über die Möglichkeit, jemals wieder eine Frau richtig zu lieben?” Nick lachte bitter. “Nicht viel. Es ist eine Frage der Geduld, sagten sie, und das ist bestimmt nicht die beste Prognose für eine glückliche Ehe. Deswegen sind wir beide übereingekommen, die Hochzeit abzublasen.”
“Aber die Ärzte hatten doch gesagt, dass Hoffnung besteht?”
“Sie haben auch gesagt, dass ich vielleicht einmal wieder laufen kann. Aber welche Frau würde sich denn auf so vage Versprechungen einlassen?”
Ich hätte es getan, dachte Abbie. Auch wenn die Chance noch so gering wäre, ich hätte mich niemals von dem Mann abgewandt, den ich liebe. Es lag ihr auf der Zunge, ihm das zu sagen, aber im letzten Moment hielt sie sich zurück Was würde es ihm auch nutzen, diese Worte von ihr zu hören? Die hatte er von einer Frau erwarten können, die er liebte, aber nicht von ihr.
“Genug jetzt von meinen Problemen, Abbie”. sagte Nick. “Erzähl mir von deiner Ehe. Woran ist sie denn gescheitert?”
Abbie zuckte mit den Schultern. “Es klappte eben nicht mit uns, das ist alles.”
“Obwohl du dir doch bestimmt ganz sicher gewesen warst, dass alle Voraussetzungen gegeben waren.”
“Was willst du denn damit sagen?”
“Genau das, was ich sagte. Du hast niemals zu denjenigen gehört, die unüberlegt eine Entscheidung treffen, Abbie. Bei dir mussten immer alle Voraussetzungen stimmen, ehe du einen Entschluss fasstest. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Erinnerst du dich daran, wie ich dich fragte, ob du mit mir leben willst? Du warst gerade achtzehn, und ich studierte im ersten Semester Medizin. Ich habe dich furchtbar vermisst. Ich kam zu deinem Geburtstag nach Hause und fragte dich, ob du mit mir nach London kommen wolltest. Du hast es glatt abgelehnt, weil du der Meinung warst, dass wir nichts überstürzen sollten, da eine Beziehung auf gut Glück niemals von Dauer sein würde. Wir hatten kein Geld, keine Wohnung, nichts, was uns nur die geringste Garantie gab, dass dieses Wagnis zu einem guten Ende führen würde. Ich denke, was mich am tiefsten verletzte, war die Tatsache, dass du bei allen deinen Überlegungen eins vergessen hattest, nämlich was uns beide miteinander verband.”
Abbie fragte nicht, was er damit meinte. Sie wusste es. Sie hatte Nick damals geliebt und glaubte, dass er sie auch liebte und deswegen auch ihre Ängste verstand. Sie hatte mit angesehen, wie andere Verbindungen auseinandergingen, weil kein Geld da war. Auch die Ehe ihrer eigenen Eltern war daran gescheitert.
Sie war noch ein kleines Kind gewesen, als ihr Vater sie verlassen hatte, und das hatte einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. War es also abwegig, dass sie ein ähnliches Desaster befürchtete, wenn sie mit Nick nach London ging? Aus Angst war sie ihm nicht gefolgt, und das hatte ihr Nick nicht verziehen.
Nach dieser Enttäuschung war er nicht mehr nach Hause gekommen, und bald hörte er auch auf, Briefe zu schreiben. Für Abbie brach damals eine Welt zusammen, und sie stürzte sich in die Arbeit, um ihren Kummer zu verdrängen. Während ihrer Ausbildung zur Krankenschwester lernte sie Paul kennen. Er war ein Mann von berückendem Charme, der das Leben leichtnahm, und da er einen guten Beruf hatte, konnte er ihr auch die Sicherheit bieten, nach der sie sich sehnte. Alle Voraussetzungen für eine gute Ehe waren also gegeben, bis auf eine: Sie hatte Paul nie geliebt.
“Das ist alles Schnee von gestern”, nahm Nick den Gesprächsfaden wieder auf. “Wir waren noch Kinder, und ich glaube, du hattest Recht. Aber das schließt ja nicht aus, dass wir wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen können.”
Überrascht blickte er auf, als sich Abbie plötzlich erhob und fragte: “Hast du nicht Lust, mit mir Kieselsteinspringen zu spielen?”
“Immerhin wäre das eine
Weitere Kostenlose Bücher