Bianca Arztroman Band 0011
sind Sie wahrscheinlich auch hier. Die haben sie geschickt.”
“Wenn du die Ärzte meinst, dann hast du Recht. Es ist sehr wichtig, dass du die Medikamente regelmäßig nimmst, Adrian. Das hat man dir doch schon gesagt.”
Adrian zuckte mit den Schultern. “Ja”, sagte er. Mehr nicht.
“Dann sehe ich dich morgen, einverstanden?” Abbie lächelte ihn freundlich an, doch er reagierte nicht darauf. Sie schloss die Tür und ging mit unguten Gefühlen die Treppe hinunter. Diese Fotos ließen die Alarmglocken in ihr läuten.
Als sie in ihrem Wagen saß, fasste sie einen spontanen Entschluss. Sie wollte zu Nick fahren und ihn fragen, was er von der Sache hielt.
Auf dem Weg zu ihm fragte sie sich jedoch, ob Adrian wirklich der einzige Grund war, weshalb sie zu den Delaneys fuhr. Oder wollte sie nur Nick wiedersehen? Sie ärgerte sich über sich selbst und gab mehr Gas als nötig. Seit wann löst ein simpler Entschluss gleich einen solchen Wirrwarr in meinen Gedanken aus? überlegte sie.
8. KAPITEL
Einige Tage später kam es fast zu einem Zusammenstoß zwischen Abbie und Nick. Abbie hatte ihren täglichen Besuch bei Adrian gemacht und trat, noch ganz in Gedanken versunken, aus dessen Elternhaus, als Nick lautlos mit seinem Rollstuhl den Bürgersteig entlanggefahren kam.
“Vorsicht!”, rief er im letzten Augenblick, und erschrocken trat Abbie einen Schritt zurück.
“Was tust du denn hier um diese Tageszeit?”, fragte sie atemlos. Nicht nur der Beinahezusammenstoß hatte sie aus der Fassung gebracht, auch das überraschende Wiedersehen mit Nick. Er sah jetzt viel besser aus als bei ihrem letzten Besuch im Hause Delaney. Seine Gesichtszüge waren entspannt, und kein Schatten lag unter seinen tiefblauen Augen. Er trug Jeans und ein blassgelbes Polohemd unter einer dunkelblauen Wetterjacke, die seine breiten Schultern betonte. Abbie bekam Herzklopfen bei seinem Anblick und hatte Mühe, seinen Worten zu folgen.
“Ich muss einige Briefe zur Post bringen und dachte, es wäre günstig, es zu dieser frühen Stunde zu tun, wenn noch nicht so viele Menschen unterwegs sind. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass fremde Leute mich anstarren.”
“Ich glaube, die meisten Leute nehmen Anteil an deinem Unglück und wollen nur wissen, wie es dir geht.”
“Wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich bin eben überempfindlich geworden und mag nicht begafft werden. Und womit warst du gerade beschäftigt? Du warst so tief in Gedanken, als ich dich aus der Tür kommen sah. Hast du Sorgen?”
Abbie seufzte. “Ich habe gerade Adrian besucht.”
“Und wie geht es ihm?”
Sie zögerte mit der Antwort. Immer noch hatte sie ein ungutes Gefühl, wenn sie Adrian besuchte, obwohl äußerlich betrachtet alles in Ordnung schien mit der Medikation.
“Hör mal, Nick, hättest du vielleicht ein paar Minuten Zeit?”, fragte sie. “Ich würde gern mit dir über Adrian reden. Ich mache mir Gedanken um ihn, frage mich aber, ob ich mir da nicht irgendetwas einrede.”
“Natürlich”, antwortete Nick. “Ich bringe nur schnell die Briefe zur Post und komme dann zu deinem Wagen. Ich stehe ganz zu deiner Verfügung, Schwester Fraser.”
“Danke. Inzwischen laufe ich schnell über die Straße und kaufe ein paar Sandwichs. Das dauert nicht lange. Ich habe nämlich heute keine Zeit für einen Lunch, weil mir ein hektischer Tag bevorsteht.”
“Wie wäre es, wenn du auch für mich Sandwichs mitbrächtest? Ich könnte dich auf deiner Fahrt begleiten, dann hätten wir Zeit, miteinander zu reden, und mir würde es gut tun, für eine Weile aus meinem Umfeld herauszukommen.”
“Gute Idee”, antwortete Abbie. Nicks Vorschlag kam so überraschend, dass sie gar nicht weiter darüber nachdachte. “Was willst du haben: Schinken, Käse oder Cornedbeef? Sie haben eine große Auswahl.”
Nick merkte offenbar, wie nervös sie geworden war, und amüsierte sich darüber. “Das überlasse ich dir”, sagte er, “das einzige, was ich nicht mag, ist Thunfisch und Majonaise.”
Abbie lief die Straße entlang und bedauerte schon, dass sie sich auf seinen Vorschlag eingelassen hatte. Wie sollte sie einen ganzen Tag in seiner Nähe überstehen, wenn er sie schon nach wenigen Minuten so durcheinanderbrachte? Sie kaufte noch einige Dosen Cola, Obst und eine Schachtel Kekse, dann lief sie zu ihrem Auto zurück, wo Nick schon auf sie wartete.
Nach einem Blick auf ihre dicke Einkaufstasche meinte er: “Das sieht ja ganz so aus, als ob du ein
Weitere Kostenlose Bücher